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© APA/AFP/THOMAS KIENZLE

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Tiroler Corona-Frühwarnsystem setzt auf Abwasserproben

Im Kampf gegen das Coronavirus entwickelt Tirol nun ein eigenes Corona-Frühwarnsystem. Mittels Abwasserproben aus Kläranlagen oder Kanälen soll die Viruslast in den einzelnen Regionen überwacht werden. Im September oder Oktober soll das Abwassermonitoring tirolweit etabliert werden. Bisher wurde das System unter anderem in Innsbruck mit guten Ergebnissen getestet.

Rund die Hälfte aller mit dem Coronavirus Infizierten - auch jene ohne Symptome - scheiden das Virus über den Stuhlgang aus, erklärte Herbert Oberacher vom Institut für Gerichtliche Medizin an der Medizinischen Universität Innsbruck am Montag bei einer Pressekonferenz im Landhaus. Ein permanentes Monitoring des Abwassers gibt also Auskunft darüber, ob das Virus in einer Region ausgeschieden wird, führte Cornelia Lass-Flörl, Direktorin des Instituts für Hygiene und Medizinische Mikrobiologie der Medizinischen Universität Innsbruck, weiter aus.

Mit dem Abwasser-Frühwarnsystem soll ein Überblick über die Virusaktivität in den einzelnen Regionen bzw. Gemeinden gewonnen werden, es gehe aber nicht darum, einzelne Fälle zu entdecken, erklärte Lass-Flörl.

43 Kläranlagen überwacht

Mit diesem neuen Frühwarnsystem will man sich auf den Herbst bzw. Winter vorbereiten, sagte Landeshauptmann Günther Platter (ÖVP). Das Abwassermonitoring bringe außerdem einen Vorlauf von etwa fünf bis sieben Tagen, bis die ersten Fälle mittels der herkömmlichen PCR-Tests aufscheinen, so der Landeshauptmann. Trotzdem soll damit kein eigenes Ampel-System für Tirol entwickelt werden. Sollten in einer Region aber vermehrt Viren im Abwasser nachgewiesen werden, könnten die Behörden dort tätig werden.

43 Kläranlagen sollen im Vollausbau des Systems dann regelmäßig überwacht werden, erklärte Elmar Rizzoli vom Corona-Einsatzstab des Landes. Aber auch mobile Einheiten sollen am Kanalnetz einsetzbar sein. Sollte bei einer Kläranlage dann eine vermehrte Viruslast nachgewiesen werden, könne man das betroffene Gebiet über das Kanalnetz auch noch näher eingrenzen. „Und dann könnte man vielleicht über großangelegte Testungen die Coronafälle ausfindig machen“, blickte Rizzoli in die Zukunft. Er betonte aber auch, dass es wie beim Ampelsystem des Bundes auch beim Tiroler Frühwarnsystem keine Automatismen geben wird. Man müsse immer im Einzelfall entscheiden, so Rizzoli.

Test in Innsbruck

In Innsbruck überwache man das Abwasser bereits seit Mitte Mai, sagte Oberacher. Die Ergebnisse, die man daraus gewinnen konnte, stimmten sehr gut mit der Entwicklung der Fallzahlen überein. So konnte der leichte Anstieg an Coronafällen in der Landeshauptstadt vor wenigen Wochen bereits im Abwasser detektiert werden, berichtete der Gerichtsmediziner. Und auch derzeit würden die Untersuchungen aus dem Innsbrucker Abwasser sehr gut mit den derzeitigen sechs positiven Fällen in der Landeshauptstadt übereinstimmen. Mit den Abwasserproben könne man aus 10.000 bis 40.000 Personen einen Infizierten erkennen.

Entscheidend sei, dass mit diesem System ein Überblick gewonnen werden könne, in welchen Regionen das Virus aktiv ist, aber auch für welche Regionen Entwarnung gegeben werden kann, meinte Platter. Für die Umsetzung des Projekts stellt das Land Tirol 40.000 Euro für die benötigte Laborinfrastruktur zur Verfügung. Sollte das System noch ausgeweitet werden, könnte auch noch zusätzliches Geld fließen, ergänzte Gesundheitslandesrat Bernhard Tilg (ÖVP).

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