Kelpwälder sind Lebensraum für zahlreiche Meerestiere und nehmen sehr viel Kohlendioxid auf

Kelpwälder sind Lebensraum für zahlreiche Meerestiere und nehmen sehr viel Kohlendioxid auf

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Science

Was Seetang zur Rettung des Klimas beitragen kann

Die menschgemachten Kohlendioxid-Massen in der Atmosphäre lösen sich teilweise im Meerwasser auf und bringen dort jede Menge Probleme mit sich. Während am Land das Aufforsten von Wäldern als sinnvolle Strategie zur Dekarbonisierung gesehen wird, soll sich im Meer künftig etwas ähnliches abspielen. Forscher plädieren dafür, Seetang stärker zu verbreiten. Das könnte am Ende nicht nur im Wasser, sondern auch an Land eine Reihe positiver Effekte haben.

Seetang sind meist am Grund festgewachsene Algen. Aufgrund ihrer Größe zählen die Gewächse zu den sogenannten Makroalgen. Deren größte Vertreter erreichen eine Länge von 40 Meter und mehr. Sie bilden Tangwälder bzw. Kelpwälder. Ihnen wird besonders großes Potenzial zugeschrieben, um Kohlendioxid aus dem Meer zu entfernen und auf diesem Weg der Übersäuerung des Meerwassers entgegenzuwirken.

Schnelles Wachstum

Ebenso wie bei Bäumen an Land wird das CO2 von Seetang durch  Fotosynthese aufgenommen. Das Treibhausgas wird solcherart in Biomasse gebunden. Der Vorteil von Seetang gegenüber Bäumen: "Pflanzen im Meer wachsen schneller", erklärt Meeresbiologe Gerhard Herndl von der Universität Wien. "Kelpwälder kommen überall dort vor, wo es relativ kühl ist. Das Wasser muss auf jeden Fall unter 22 Grad Celsius haben. Außerdem brauchen die Algen viele Nährstoffe und einen steinigen Untergrund."

Wo man sie besonders oft antrifft, ist an den Westküsten von Kontinenten. "Dort kommt kaltes, nährstoffreiches Wasser aus der Tiefsee hoch", sagt Herndl. Auch an der europäischen Atlantikküste gebe es zahlreiche Kelpwälder. Im Mittelmeer dagegen seien die Bedingungen schlecht. Das Wasser sei zu warm und nährstoffarm.

Zuchtideen

Um die Wälder aus Seetang aufzuforsten, könnte man sie künstlich mit Nährstoffen wie Stickstoff und Phosphor düngen. Sinnvoller sei, sie an Stellen anzusiedeln, wo sie natürlicherweise genug Nährstoffe erhalten, meint Herndl.

Eine Idee von Wissenschaftlern ist es, Kelpwälder nach und nach abzuernten und sie in die Tiefsee sinken zu lassen. Dadurch würde das in ihnen gespeicherte CO2 über lange Zeit gebunden. "Dazu muss man ihnen zuerst die Luft auslassen. Seetang schwebt durch kleine Gasblasen im Wasser." Laut Herndl seien manche Orte eher als andere für dauerhafte Lagerung geeignet. "Durch Strömungen kommt das oft wieder an die Wasseroberfläche."

Weniger Methan

Naheliegender sei ohnehin, den Seetang wachsen zu lassen und ihn an Land zu verwerten. Als Nahrungsmittel seien Algen sehr gesund – nicht nur für Menschen, auch für Tiere. "Seetang hat viel mehr Nährstoffe als die Gräser, die Kühe normalerweise fressen", sagt Herndl.

Kühe können Gras nur mithilfe von Bakterien verwerten, die ihrerseits viel Methan, ein viel stärkeres Treibhausgas als CO2, produzieren. Durch Seetang als Ergänzung im Futter kann der Methanausstoß der Kühe um bis zu 90 Prozent reduziert werden.

Große Fläche

Abgesehen von Nahrung wird Seetang auch für Kosmetik und für die Herstellung von Biokraftstoff verwendet. Die Kultivierung der Algen gilt als aufstrebender Wirtschaftszweig. 48 Millionen Quadratkilometer Meeresboden (knapp 3 Mal die Fläche Russlands) sind laut einer Studie für den Anbau geeignet.

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David Kotrba

Ich beschäftige mich großteils mit den Themen Mobilität, Klimawandel, Energie, Raumfahrt und Astronomie. Hie und da geht es aber auch in eine ganz andere Richtung.

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