Ein Gespräch mit dem Chatbot ChatGPT soll 500 Milliliter Wasser benötigen.

Ein Gespräch mit dem Chatbot ChatGPT soll 500 Milliliter Wasser benötigen.

© APA/AFP/JACK TAYLOR / JACK TAYLOR

Science

ChatGPT braucht einen halben Liter Wasser pro Gespräch

Beliebte künstliche Sprachmodelle wie ChatGPT oder Googles Bard benötigen für ihr Training gewaltige Mengen an Energie. Dieses Training findet nämlich in Rechenzentren statt, die gekühlt werden müssen. Die Kühlung benötigt wiederum Unmengen an Wasser, wobei meist Trinkwasser verwendet wird.

4 Forscher der Universität von Colorado Riverside und der Universität von Texas Arlington haben diesen Wasserverbrauch berechnet. Laut ihrer Studie brauchte das Training für GPT-3 alleine 700.000 Liter Wasser. Das sei so viel, dass damit ein Kühlturm eines Atomkraftwerks aufgefüllt werden könnte. Außerdem sei der Verbrauch länderspezifisch: Sollten Datenzentren in Asien für das Training verwendet worden sein, hätte sich der Wasserverbrauch aufgrund des wärmeren Klimas und der schlechteren Effizienz sogar verdreifacht.

Kühlung auch während des Betriebs

Die Wissenschaftler gehen von Schätzungen aus, da das Unternehmen OpenAI nicht öffentlich macht, wie lange das Sprachmodell trainiert wurde. OpenAI-Partner Microsoft gibt allerdings Einblicke und gibt an, dass ihr neuer Supercomputer zur KI-Entwicklung aus 10.000 Grafikkarten und 285.000 Prozessorkernen bestehen würde. Der Wasserverbrauch entspricht laut Forscher jenem, der für die Produktion von 320 Teslas benötigt wird.

Doch nicht nur das Training benötigt Wasser, auch während des Betriebs muss die Hardware gekühlt werden. So gehen die Expert*innen davon aus, dass eine Konversation mit 25 bis 50 Fragen an ChatGPT rund 500 Milliliter Wasser benötigt.

GPT-4 benötigt noch mehr Wasser

Während sich das nach nicht viel anhört, macht die Menge an Nutzer*innen ChatGPT zu einem "durstigen" Service. Außerdem ist Wasser in trockenen Gebieten ein kostbares Gut. Zudem gehen die Forscher davon aus, dass das Training des momentan aktuellsten Modells GPT-4 noch mehr Wasser benötigt.

"Der Wasserverbrauch von KI-Modellen kann nicht länger ignoriert werden", geben die Forscher in ihrer Studie an. "Der Wasserverbrauch muss als Teil der Bemühungen gegen die globalen Wasserprobleme als Priorität behandelt werden."

Bei ihren Berechnungen unterschieden die Forscher zwischen Wasserentnahme, bei dem Wasser aus einem Fluss oder See entnommen und wieder zurückgeleitet wird und Wasserkonsum. Beim Konsum, auf den sich die Studie hauptsächlich konzentriert, verdampft das Wasser in Kühltürmen in die Atmosphäre.

Alle Tech-Riesen betroffen

Der hohe Wasserverbrauch betrifft jedoch nicht nur die Datenzentren von Microsoft und OpenAI, auch andere Tech-Riesen sind betroffen. 2019 benötigten Google-Datenzentren in 3 US-Staaten 8,7 Milliarden Liter Wasser zur Kühlung. Dabei wird meist Trinkwasser genommen, um Korrosion und Bakterien in den Anlagen vorzubeugen.

Googles Chatbot Bard und ihr Modell LaMDa dürften laut den Forschern deutlich mehr Wasser verbrauchen als ChatGPT. LaMDa alleine könne mehrere Millionen Liter Wasser benötigen, da sich einige von Googles Datenzentren in heißen Staaten wie Texas befinden. Die Forscher betonen jedoch, dass es sich dabei um Schätzungen handelt.

Klimaerwärmung setzt Rechenzentren zu

Die Kühlung von Rechenzentren wird in Zeiten der Klimaerwärmung immer mehr zur Herausforderung. Erst im vergangenen Jahr setzte eine Hitzewelle in Großbritannien Rechenzentren von Google und Oracle zu, weshalb einige Server heruntergefahren werden mussten. Gerade ältere Datenzentren sind nur auf Außentemperaturen von 35 Grad ausgelegt.

Problematisch ist jedoch nicht nur der Wasserverbrauch, sondern auch der Energieverbrauch der Computercluster. In Irland durften Microsoft und Amazon ihre geplanten Rechenzentren nicht bauen, da der staatliche Netzbetreiber einen Blackout befürchtet.

Das Stromnetz sei an seine Grenzen angelangt, 11 Prozent des gesamten irischen Strombedarfs würde bereits an Rechenzentren gehen. Wenn der Ausbau in dieser Geschwindigkeit weiterginge, würde der Anteil bis 2030 auf ein Drittel ansteigen.

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