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Wann wird es zu heiß für das Internet?

Großbritannien sah Mitte Juli eine Jahrhundert-Hitzewelle, bei der zum ersten Mal Temperaturen von mehr als 40 Grad Celsius verzeichnet wurden. Die Hitze setzte dabei nicht nur Mensch und Tier, sondern auch der Technik zu. Mehrere Rechenzentren, etwa von Google oder Oracle, konnten nicht mehr ausreichend gekühlt werden und mussten ihren Betrieb zumindest teilweise einstellen.

Investitionen in Kühlung von Rechenzentren

Das Unternehmen Interxion (wird als Interaction ausgesprochen) betreibt 290 Rechenzentren auf der ganzen Welt, 2 davon in Wien-Floridsdorf. Mit einer reinen Rechenzentrumsfläche von etwa 14.000 Quadratmetern ist es das größte des Landes, und als Teil des Internetknotenpunkts VIX (Vienna Internet Exchange) auch eines der wichtigsten. Ein hitzebedingter Ausfall wäre eine kleine Katastrophe. Doch wie wahrscheinlich ist das?

Martin Madlo leitet den österreichischen Standort und war maßgeblich am Ausbau der Wiener Datenzentren beteiligt. Er beruhigt im Gespräch mit der futurezone: “In die Kühlung wird sehr viel Geld investiert. Regelmäßig werden Kältemaschinen ausgetauscht. Die kühlen nicht nur besser, sondern sind auch energieeffizienter als ihre Vorgänger.”

Auswirkungen der Klimaerwärmung spürbar

Dennoch merke man die Auswirkungen der Klimaerwärmung. “Vor 20 Jahren war die Kühlleistung noch auf eine maximale Außentemperatur von 35 Grad eingestellt. Unsere heutigen Kältesysteme sind auf über 45 Grad ausgelegt”, verrät er. Die überhitzten Datencenter in London waren wohl nicht auf die 40 Grad vorbereitet, schätzt Madlo.

Rechenzentren sind dabei unglaublich energiehungrig, denn die Server heizen sich im Betrieb auf und müssen entsprechend gekühlt werden. Am Standort in Wien stelle man Kund*innen 25 Megawatt allein für Serverleistungen zur Verfügung. Das würde reichen, um etwa 50.000 Haushalte mit Strom zu versorgen. Der Leistungsanspruch der beiden Rechenzentren an das Stromnetz liegt mit Kühlung noch einmal deutlich darüber.

Was passiert bei einem Stromausfall?

Doch auch wenn der Strom in der Umgebung ausgeht, bleiben bei Interxion die Lichter an. Im Falle eines Blackouts - egal ob hitzebedingt oder nicht - sei man gut gerüstet. “Der Kraftstoff für unsere Notstromgeneratoren reicht für mehrere Tage”, versichert Madlo.

Ddie Abwärme des Datenzentrums in Floridsdorf wird nicht vergeudet. Ab 2023 sollen 70 Prozent des Wärmebedarfs der Klinik Floridsdorf durch die Abwärme des knapp 100 Meter entfernten Rechenzentrums gedeckt werden (die futurezone hat berichtet).

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Marcel Strobl

marcel_stro

Ich interessiere mich vor allem für Klima- und Wissenschaftsthemen. Aber auch das ein oder andere Gadget kann mich entzücken.

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