Linzer Start-up sucht automatisiert nach Softwarefehlern
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"Unternehmen ist es wichtig, dass sie hochqualitative Software ausliefern", sagt Evelyn Haslinger. Oft fehle ihnen aber die Zeit, um sie ausführlich zu testen. Mit ihrem Start-up Symflower schafft die Gründerin Abhilfe. Mithilfe von künstlicher Intelligenz und mathematischen Modellen testet Symflower Programmcode automatisiert.
Beim Testen würden häufig Randfälle übersehen, die nur in manchen Konstellationen vorkommen, sagt Haslinger. "Menschen werden müde und machen Fehler. Ein Algorithmus geht strukturiert vor und sieht sich alle Bereiche genau an."
Sicherheitslücken
Werden Fehler übersehen, könne das zu Sicherheitslücken führen, sagt Haslinger. Gewisse Fehlerarten würden auch immer wieder vorkommen. Als Beispiel nennt sie sogenannte "Overflows", die dann eintreten, wenn man versucht Zahlen in einer Variable zu speichern, die nicht in ihren vorgegebenen Wertbereich passen.
Das prominenteste Beispiel für einen solchen Overflow-Bug ist der Millenium Bug, der daraus resultierte, dass viele Anwendungen nicht darauf ausgelegt waren, Jahreszahlen nach 1999 abzulegen. Aber auch der Absturz einer Ariane-5-Rakete und ein Software-Problem, das der Flugzeughersteller Boeing bei seinen Dreamlinern hatte, gehen darauf zurück, wie im Symflower-Unternehmensblog detailliert dargelegt wird. Durch automatisierte Tests könnte man solche Fehler leicht erkennen, sagt die Gründerin.
Neben Softwareherstellern kommen Kunden des Unternehmens auch aus dem Banken- und Versicherungswesen sowie dem Telekombereich. Aktuell ist man auf den DACH-Raum (Österreich, Deutschland und die Schweiz) fokussiert.
Cloud und On Premises
Angeboten wird eine Cloud-Variante sowie die lokale Nutzung bei Unternehmen, beide basieren auf monatlichen Nutzungsbewilligungen. Bis Ende April können interessierte Entwickler oder Unternehmen ihren Code in der Programmiersprache Java kostenlos über die Symflower-Cloud testen.
Gegründet wurde Symflower im Jahr 2018 von Haslinger und dem Software-Consultant Markus Zimmermann, der sich auch in seiner Diplomarbeit mit automatisierten Softwaretests beschäftigte. Mittlerweile zählt das Unternehmen 12 Mitarbeiter.
Mitarbeiter zu finden sei für ihr Unternehmen zuletzt leichter geworden, erzählt Haslinger. Das liege daran, dass ihr Unternehmen in Österreich bekannter geworden sei und auch daran, dass das Produkt technisch sehr anspruchsvoll ist: "Wenn es Herausforderungen gibt, kann man Entwickler leichter anlocken."
Investor an Bord
Finanziert wird das Start-up aus laufenden Umsätzen und Förderungen der Förderbank Austria Wirtschaftsservice (aws) und der Forschungsförderungsgesellschaft FFG. Seit eineinhalb Jahren ist auch der österreichische Investor eQventure an Bord, der mit 500.000 Euro bei dem Start-up eingestiegen ist. Eine weitere Finanzierungsrunde befindet sich gerade in Vorbereitung. Mit dem Geld sollen die Marketing- und Vertriebsaktivitäten gestärkt werden, erzählt die Gründerin: "Um international schneller wachsen zu können."
Auszeichnung als Female Entrepreneur
Vor kurzem wurde Haslinger beim Österreichischen Gründerpreis Phönix als Female Entrepreneur des Jahres ausgezeichnet. Auch für ihr breites Engagement für Gründerinnen, wie es bei der Preisverleihung hieß.
Sie habe es schade gefunden, dass bei ihrer Ausbildung das Thema Gründen und eine Firma aufbauen nicht im Fokus stand, sagt Haslinger. "Mir war gar nicht bewusst, dass es eine Option war." Schwierigkeiten, die sich darauf zurückführen lassen, dass sie als Frau gegründet hat, habe sie aber nicht wahrgenommen.
Um mehr Frauen in die Informatik zu bekommen, brauche es Role Models: "Man orientiert sich an dem, was andere Personen machen", so die Gründerin: "Und man muss dieses Klischee wegbringen, dass hauptsächlich Nerds unterwegs sind."
Dieser Artikel entstand im Rahmen einer Kooperation zwischen futurezone und Austria Wirtschaftsservice (aws).
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