Österreicher machen Tunnel der Los Angeles Metro sicherer
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Im Großraum Los Angeles an der Westküste der USA leben mehr Menschen als in ganz Österreich. Das U-Bahnsystem der Stadt besteht aus sieben Linien mit über 180 Kilometer Gleisen. Die Wartung der Infrastruktur wird von Strucinspect unterstützt. Das österreichische Start-up ist auf die automatische Analyse von Messdaten mittels künstlicher Intelligenz und die Ableitung von Handlungsempfehlungen spezialisiert.
"Unser System namens Infrastructure Lifecycle Hub kann auf alle möglichen Bauwerke angewendet werden, etwa Brücken, Staudämme oder auch U-Bahn-Tunnel", erklärt Albrecht Karlusch, Geschäftsführer von Strucinspect.
Analyse von Sensordaten
Im Falle der L. A. Metro werden zunächst von einer Partnerfirma Messungen mit einem Schlitten durchgeführt, der durch die Tunnel fährt, u.a. mit hochauflösenden Kameras. Je nach Bauwerk können aber auch andere Sensoren verwendet werden, etwa Lidar oder Sonar (für Unterwassermessungen bei Staudämmen etwa). Mittels Software werden in den Aufnahmen Risse und andere Beschädigungen erkannt und markiert. In der L.A. Metro treten solche Schäden regelmäßig auf, weil die Stadt in einer seismisch sehr aktiven Zone liegt. Jeden Tag gibt es im Schnitt zehn Erdbeben.
Die markierten Bilder werden Fachexpert*innen zur Begutachtung vorgelegt, etwa Tunnelingenieur*innen. Dazu gibt es Handlungsempfehlungen, die an jeweils gültige Normen angepasst sind. "Die Entscheidung, was zu tun ist, trifft weiterhin ein Mensch", sagt Karlusch.
3D-Modelle begutachten
Um Techniker*innen bestmöglich zu unterstützen, können die Daten auch unterschiedlich aufbereitet werden. Bauwerke werden etwa als 3D-Modell dargestellt. Mittels Virtual-Reality- oder Augmented-Reality-Brillen kann man sie von allen Seiten betrachten und Schäden vergrößern. "Man kann bis zur Submillimeterebene heranzoomen", sagt Karlusch. Im Falle der U-Bahn von Los Angeles bevorzugten die Wartungsspezialist*innen so genannte Orthofotos. Dabei werden die Innenseiten der Tunnelwände auf ein zweidimensionales, mehrere Gigapixel großes Bild ausgerollt.
Möglich ist auch die Integration von Algorithmen, die eine Vorhersage über den Zustand eines Bauwerks in der Zukunft treffen können. Welche Aufbereitung ein Kunde für welches Projekt wünscht, kann individuell angepasst werden. "Unser Produkt ist wie ein Baukastensystem", erklärt der Strucinspect-Geschäftsführer.
30 Prozent weniger Kosten
Bei der L.A. Metro konnte durch die Unterstützung aus Österreich die Schließzeit der U-Bahn-Tunnel um 79 Prozent verkürzt werden. Die präzisere Berechnung des Zustands der Infrastruktur führte zu einer 30-prozentigen Reduzierung der Instandhaltungsaktivitäten und entsprechender Kosten. Solche Kennzahlen verschaffen Stucinspect viel Aufmerksamkeit. Interessensbekundungen kommen aus einer ganzen Reihe von Branchen, etwa von Hafen- oder Pipeline-Betreibern.
Lokale Wertschöpfung beibehalten
"Wir haben aber nicht vor, alle Bereiche sofort abzudecken", sagt Karlusch. Zunächst möchte man sich auf Tunnel, Brücken und Dämme konzentrieren und erst später in neue Bauwerksklassen vordringen. Obwohl die Auftragsbücher für das kommende Jahr bereits gefüllt sind, soll das Unternehmen langsam erweitert werden. "Gerade in diesen wirtschaftlich turbulenten Zeiten wollen wir auf Sicht fahren und uns nachhaltig entwickeln."
Das Geschäftsmodell seines Unternehmens sei jedenfalls einzigartig, ist Karlusch überzeugt. Es biete Kunden aus aller Welt die Möglichkeit, lokale Unternehmen weiterhin mit der Inspektion und der Wartung von Bauwerken zu beauftragen, nur eben mit zusätzlicher Hilfe aus Österreich. "Wer unser Produkt verwendet, hat einfach einen Vorteil."
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