Der Thruster des Wiener Unternehmens Gate Space.

Der Thruster des Wiener Unternehmens Gate Space.

© Gate Space

Start-ups

Wie eine Wiener Firma Triebwerke für Mini-Satelliten revolutioniert

Fast wöchentlich starten heutzutage neue Satelliten ins All. Viele sind gerade mal so groß wie eine Waschmaschine. Sie führen Messungen durch, dienen der Kommunikation oder Ortung. Solche kleinen Satelliten haben den Nachteil, dass sie oft monatelang unterwegs sind, bis sie ihren eigentlichen Einsatzort erreichen. Das Wiener Start-up GATE Space will diese Zeit nun auf Stunden oder sogar wenige Minuten verkürzen. 

Dafür entwickelt das junge Team aus Ingenieuren ein eigenes, kompaktes Triebwerk. Dieser „GATE Thruster“ ist weltweit einzigartig. Anders als andere Triebwerke auf dem Markt soll damit die Schubkraft kontinuierlich angepasst werden können. Normalerweise können solche Triebwerke nur ein- oder ausgeschaltet werden. Komplexe Schubregelung war bisher nur bei riesigen Millionen-Projekten möglich, wie dem Landesystem SkyCrane der NASA. Die Plattform setzt Fahrzeuge auf der Marsoberfläche ab. 

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„Die Herausforderung ist es, etwas, das bisher nur teuer, groß und komplex lösbar war, in einem kleinen, simplen und kostengünstigen Produkt zu verpacken, das jeder in seinem Satelliten verwenden kann“, erklärt GATE-Space-Gründer Moritz Novak im futurezone-Gespräch. 

Patentierte Technologie für kleine Satelliten

Ihre patentierte Technologie ist dabei besonders flexibel. Mit den Triebwerken sollen die Satelliten nicht nur zum Einsatzort gebracht werden, sondern ihre Position auch halten können. Es erlaubt ihnen, etwa bei drohenden Kollisionen mit Weltraumschrott, Ausweichmanöver zu fliegen. 

Schließlich bringt es den Satelliten am Ende seines Einsatzes auch zurück in die Atmosphäre, wo er verglühen und damit richtig entsorgt werden kann. „Wir decken die gesamte Lebensdauer eines Satelliten ab“, beschreibt es Novak. Zusammen mit der europäischen Raumfahrtagentur ESA arbeitet das Team zudem an einem Projekt, um die Triebwerke auch für die Landung auf anderen Himmelskörpern wie dem Mond und dem Mars nutzbar zu machen. 

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Individuelle Antriebsmodule

Dafür will GATE Space 2 Produktlinien marktreif machen. Zum einen sollen die Triebwerke selbst in 3 verschiedenen Größen mit jeweils unterschiedlicher Schubkraft verkauft werden. Diese können dann in den eigenen Antrieb integriert werden und sollen zwischen 30.000 und 50.000 Dollar kosten.

Will sich ein Kunde gar nicht selbst mit der Antriebskonstruktion beschäftigen, kann GATE Space mit dem 2. Produkt, dem "Jetpack", eine Komplettlösung individuell auf seine Bedürfnisse zuschneiden. Geliefert wird dann ein komplettes Antriebsmodul mit Triebwerken, Treibstofftanks, Verrohrung und Elektronik. „Der Kunde muss nur mehr ein Kommando an das Jetpack schicken, welches das Manöver selbstständig durchführt“, sagt Novak. 300.000 bis 550.000 Dollar muss man dafür ausgeben.

Entwicklung am Testgelände am Wiener Hafen

Aktuell entwickelt Gate Space einen Prototyp. Dafür hat das Start-up eine Testanlage am Wiener Hafen. 3-mal wöchentlich werden dort Tests durchgeführt. Diese Frequenz hoffen sie bald zu erhöhen. Aktuell arbeitet das Team mit Komponenten von externen Zulieferern, was mit Wartezeiten verknüpft ist. Mit einer eigenen Fertigungsanlage soll die Konstruktionszeit für eine neue Testversion künftig von 2 Wochen auf 3 Tage verkürzt werden. 

Moritz Novak, Gründer von GATE Space

Erster Flug ins All für 2025 geplant

Im kommenden Jahr ist dann ein erster Testversuch im All geplant. Ein Demonstrator soll einen europäischen Satelliten antreiben. „Wenn es dort funktioniert, sind wir ein verlässlicher, vertrauenswürdiger Zulieferer für weitere Kunden“, zeigt sich Novak zuversichtlich. 

Die Firma mit Sitz in Wien wird unter anderem von der Förderbank Austria Wirtschaftsservice (aws) unterstützt. GATE Space Österreich ist eine Tochtergesellschaft der US-amerikanischen Dachfirma. Grund dafür sei, dass mit 70 Prozent ein Großteil der potenziellen Kunden aus den USA stammt. 

„Die gesamte Wertschöpfungskette, die ganze Technologieentwicklung und die meisten Mitarbeiter sind aber in Wien“, betont Novak. Obwohl viele Weltraum-Start-ups in die USA oder nach München ziehen, will Novak mit seiner Firma auch in Zukunft in Österreich bleiben und damit zeigen, dass auch hierzulande kleine Raumfahrtfirmen eine Chance haben. 

Dieser Artikel entstand im Rahmen einer Kooperation zwischen futurezone und Austria Wirtschaftsservice (aws).

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Franziska Bechtold

frau_grete

Liebt virtuelle Spielewelten, Gadgets, Wissenschaft und den Weltraum. Solange sie nicht selbst ins Weltall kann, flüchtet sie eben in Science Fiction.

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