Speedinvest sammelt halbe Milliarde für Tech-Investitionen ein
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Beim österreichischen Start-up-Investor Speedinvest ist man stets auf der Suche nach dem nächsten Einhorn - also jenen Unternehmen, die mehr als eine Milliarde Euro wert sind. Um dem nachzugehen, hat der Wiener Investor 300 Millionen Euro frisches Kapital für seinen neuesten Fonds "Speedinvest 4" eingesammelt. Davon sollen vor allem Tech-Start-ups in der Frühphase profitieren.
Weitere 200 Millionen Euro hat der Investor für Folgeinvestitionen in bereits bestehende Unternehmen des Speedinvest-Portfolios zur Verfügung. Dazu kommen 80 Millionen Euro, die exklusiv in den Bereich “Climate and Industry” investiert werden. Letzteres Paket wurde allerdings bereits Anfang des Jahres geschnürt.
100 weitere Unternehmen im Portfolio geplant
Das Portfolio von Speedinvest umfasst derzeit rund 250 Unternehmen, darunter auch 6 Unicorns wie etwa das Wiener Kryptounternehmen Bitpanda oder die Nachhilfeplattform GoStudent. Mit dem neuen Flaggschiff-Fonds sollen 100 weitere Unternehmen dazukommen.
150 Millionen Euro sind dabei für Pre-Seed- und Seed-Investitionen reserviert, die sich auf Start-ups in der Gründungsphase fokussieren. Weitere 150 Millionen werden in “Series A”-Finanzierungsrunden an jene 30 bis 40 Unternehmen ausgeschüttet, die entsprechendes Wachstumspotenzial zeigen.
“Von 100 Investments wirken sich nur 10 bis 15 Prozent der Start-ups schlussendlich bilanziell positiv aus”, sagt Speedinvest-CEO Oliver Holle gegenüber der futurezone. “Unser Ziel ist es dabei immer, etwa 15 Prozent am Unternehmen zu halten. Gerade am Anfang wollen wir der führende Investor sein”.
Anlagevolumen steigt auf über 1 Milliarde Euro
Mit einem Anlagevolumen von insgesamt mehr als einer Milliade Euro ist Speedinvest einer der größten Start-up-Investoren Europas. Sein guter Ruf half dem Unternehmen dabei, sein Ziel beim vergangenen Fundraising zu erreichen. Das ist nicht selbstverständlich, denn das Marktumfeld im Tech-Bereich hat sich in den vergangenen Monaten deutlich abgekühlt.
“Wir haben im Sommer einen deutlichen Break bemerkt”, sagt Holle. Finanzierungsrunden in der Techbranche seien nach dem Rekordjahr 2021 dramatisch eingebrochen. “Und wir haben die Talsohle noch nicht erreicht”, schätzt der Experte.
Rezession bringt Investitionschancen
Die Rezession hat allerdings nicht nur negative Seiten. “Wir schielen wieder mehr auf Spin-outs”, verrät Holle. Das sind jene Start-ups, die von ehemaligen Mitarbeiter*innen großer Unternehmen wie die Onlinebank N26 oder dem Kryptounternehmen Bitpanda gegründet wurden.
15 Investments aus dem neuen Fonds habe man seit Juni bereits betätigt, darunter auch in 3 Spin-outs aus Österreich. Eins davon, das Start-up Consola Finance, wurde etwa von einem ehemaligen Bitpanda-Mitarbeiter mitgegründet.
Insgesamt will sich Speedinvest auf ihre bewährten Bereiche für Investments fokussieren, nämlich Deep Tech, Fintech, Health, Marketplaces und Consumer, Industrial Tech und SaaS. “Gerade Start-ups mit geringen Margen, wie etwa im Consumerbereich, dürften es in den kommenden 2 Jahren noch schwer haben”, prophezeit Holler.
Kein Blick durch die Krisenbrille
Jetzige Investitionen will er allerdings nicht durch die Krisenbrille betrachten: “Jetzige Pre-Seed- oder Seed-Kandidaten brauchen noch 2 bis 3 Jahre bis zu einer Series-A-Finanzierung.” Bis dahin kann sich der Wind gedreht haben. “Die Branche ist immer die erste, die nach unten, aber auch wieder nach oben geht”, ist sich Holler sicher.
Eine große Nachfrage herrsche momentan aber weiterhin nach Klimatech-Start-ups. “Wir haben gerade deutlich mehr Investitionen in Klimahardware, als ich mir das noch vor einigen Jahren vorgestellt habe”, sagt Holler. Egal, ob neue Methoden für Batterierecycling oder CO2-Abscheidung aus der Luft - besonders Geldgeber aus der Industrie seien daran interessiert.
Internationale Geldgeber
Daneben werden alle institutionellen Geldgeber von “Speedinvest 3” auch wieder in “Speedinvest 4” investieren. Zu den wichtigsten gehören die Risikokapitalgesellschaft NEA aus den USA, der Europäische Investitionsfonds, die französische Investmentbank Bpifrance, aber auch die Raiffeisen Bankengruppe Österreich und die Erste Bank. Auch einige von Speedinvests erfolgreichsten Gründer*innen, darunter Bitpanda und GoStudent, stellen Mittel bereit.
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