Start-up will Leasingmarkt für Maschinen aufmischen
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Pay per Use oder Bezahlen nach Benutzung: Mit dieser Formel will das niederösterreichische Start-up Linx4 den Leasingmarkt für Maschinen revolutionieren. Konkret funktioniert das folgerndermaßen: Hat ein Unternehmen etwa einen Abfüllanlage geleast, zahlt es die Leasingrate nur entsprechend der tatsächlichen Nutzung der Maschine.
"Die Bierproduktion ist etwa im Sommer sehr hoch, weil in der warmen Jahreszeit mehr Bier konsumiert wird. In den Wintermonaten geht sie dann zurück", erläutert Paul Bruckberger, der das Unternehmen gemeinsam mit seinem Vater Michael Bruckberger gegründet hat: "Bei einer klassischen Finanzierung müsste jeden Monat dieselbe Rate bezahlt werden, bei unserem Modell verringert sich der Betrag bei einer geringeren Auslastung."
Aktualität hat das Thema auch durch die Corona-Krise erfahren. "Viele Unternehmen haben dadurch eine geringere Auslastung", sagt Bruckberger. "Bei unserem Modell würden mit dem Produktionsrückgang auch die Finanzierungskosten zurückgehen."
Man arbeite an der Leasinggesellschaft für den B2B-Markt der Zukunft, sagt Bruckberger: "Die Prozesse laufen aufbauend auf den Maschinendaten weitgehend automatisiert ab. Von der Angebotslegung bis zum Vertrag, der Rechnungslegung und der Endabwicklung ist alles technologie- und datengetrieben."
IoT-Technologie als Basis
Basis des Geschäftsmodells ist Technologie für das Internet der Dinge (IoT), mit der die Produktionsdaten der Maschinen erhoben und gesammelt werden. Damit beschäftigen sich die Bruckbergers schon länger. Hervorgegangen ist Linx4 aus ihrem Start-up nxt, das es kleinen und mittleren Unternehmen mithilfe der Blockchain-Technologie ermöglichte, in Echtzeit den Energieverbrauch und die Produktivität ihrer Maschinen zu verfolgen.
"Wir haben gesehen, dass es im Finanzierungsmarkt eine Marktlücke gibt und das wir auf den Daten ein Finanzprodukt aufbauen können", erzählt Bruckberger. Man holte sich Experten aus dem Finanzbereich ins Haus, änderte das Geschäftsmodell und gründete schließlich im Herbst 2018 Linx4.
Investmentfonds
Um die Anschaffung der Maschinen zu finanzieren, hat das Start-up einen Investmentfonds ins Leben gerufen, der von institutionellen Investoren refinanziert wird und über ein Finanzierungsvolumen von 120 bis 150 Millionen Euro verfügt. Das Start-up des Vater-Sohn-Gespanns ist als Leasinggesellschaft registriert und verdient an den Leasing-Raten.
"Wir übernehmen das Investitionsrisiko bei einer Unterauslastung", sagt Bruckberger. "Wenn der Kunde weniger als geplant zahlt, würden wir einen Verlust machen." Die Kunst liege darin, das Risiko zu bepreisen und einzuschätzen. Auch dabei helfen Daten dem Start-up. "Die Lebensmittelindustrie steigt etwa in Krisenzeiten, während in anderen Industrien die Auslastung runtergeht, erläutert Bruckberger: "Je nachdem, wie sie korrelieren, stellen wir unser Portfolio zusammen."
Zusammenarbeit mit Herstellern
Dabei arbeitet das Fintech eng mit Maschinenherstellern zusammen. Für viele Hersteller ist mit der zunehmenden Verfügbarkeit datengetriebener IoT-Technologie der Sprung zum digitalen Dienstleister selbst eine Option. Maschinen werden nicht mehr verkauft, sondern vermietet. Damit fällt zwar die Einmalzahlung beim Verkauf der Maschinen weg, die Hersteller hoffen aber, mit digitalen Services rund um ihre Geräte in Summe mehr zu verdienen.
"Equipment as a service", wie solche Geschäftsmodelle im Branchenjargon genannt werden, stellt viele Unternehmen aber vor Herausforderungen. "Es scheitert oft an der internen Transformation", sagt Bruckberger. Das Modell seines Start-ups zeige Herstellern Wege auf, um in solche datengetriebenen Märkte einzusteigen.
Millioneninvestment
Unterstützt wurde Linx4 anfangs durch Förderungen der Förderbank Austria Wirtschaftsservice (aws). Im September konnte auch ein Millioneninvestment an Land gezogen werden, an dem sich neben den Business Angels Rolf Steffens, Peter Oser und Markus Buncsak auch ein Fintech-Investor aus den USA beteiligte. Mit dem Geld will das Start-up die Entwicklung vorantreiben und auch den Marketing- und Sales-Bereich verstärken.
Dieser Artikel entstand im Rahmen einer Kooperation zwischen futurezone und Austria Wirtschaftsservice (aws).
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