Lego Life im Test: Üben für Instagram
"Ist Lego Life eigentlich sowas wie Instagram?", fragt Adam. Mein Sohn ist 9 Jahre alt, Instagram kennt er aus der Schule und auch von ersten eigenen Versuchen mit dem Bildernetzwerk. Lego spielt er seit mindestens 6 Jahren, zuerst Lego Duplo und später das "richtige" Lego. Gemeinsam mit mir hat Adam Lego Life - ein 2017 von Lego gestartetes soziales Netzwerk für Kinder - getestet.
Was aber ist Lego Life genau? Die für iOS und Android kostenlos verfügbare App will Kindern unter 13 Jahren eine sichere Online-Umgebung bieten, in der sie ihre Lego-Kreation austauschen und kommentieren können. Daneben können sie sich mit anderen Nutzern befreunden, Gruppen beitreten und in Bauanleitungen und Bauideen stöbern und an Herausforderungen teilnehmen. Auch kurze Lego-Clips werden angeboten. Explizite Werbung oder In-App-Käufe gibt es auf dem Online-Netzwerk nicht. Seit dem Start vor 3 Jahren wurde die App nach Angaben des Anbieters weltweit mehr als 10 Millionen Mal heruntergeladen.
Den von mir erwarteten Vorbehalt, dass Dinge, bei denen "für Kinder" draufsteht, von Kindern zunächst einmal skeptisch betrachtet werden, weil das ja nur etwas für "die Kleinen" sein kann, konnte ich nicht bemerken. Adam nimmt das Angebot ernst und ist auch interessiert. "Da kann ich meine Lego-Sachen posten", sagt er nach einem ersten kurzen Blick auf Beispielbilder aus dem Netzwerk.
Anonymität
Um sich bei Lego Life anzumelden, müssen Kinder einen zufälligen generierten Nutzernamen und ein Symbol auswählen. Zur Auswahl stehen etwa Frl.RostigesDreirad, PrinzLockeresDing oder CountFuturisticBallon. Adam entscheidet sich für RitterZäherKarlof in Kombination mit einem finster dreinblickenden Lego-Männchen samt martialischer Montur. "Das passt noch am ehesten zu mir."
Der Lego-Avatar kann auch bearbeitet und den eigenen Vorstellungen angepasst werden. "Das ist lustig", meint Adam. Doof findet er, dass er bei seiner Figur das Schwert nicht entfernen kann.
Nur in Begleitung Erwachsener
Beiträge posten dürfen Kinder erst, nachdem sich auch ein Erwachsener mit ihnen angemeldet hat. Dazu müssen auch Kreditkartendaten eingegeben werden. Lego weist mehrfach darauf hin, dass diese nur zur Verifizierung der Person genutzt werden und kein Geld abgebucht wird.
Potenziell kann sich Lego dabei von den Nutzern viele Berechtigungen einholen, etwa auch für Werbe-Cookies, mit denen Interessen von Nutzern im Web gesammelt und die auch an Drittanbieter weitergegeben werden können. Wir stimmen dem aber nicht zu.
Sicherheitsversprechen
Bevor Adam das Netzwerk nutzen kann, muss er auch noch ein Sicherheitsversprechen unterzeichnen: "Achte im Internet auf deine Sicherheit. Bleib gelassen. Respektiere die anderen. Hab Spaß".
"Kein Problem", sagt Adam. Für sein erstes erstes Posting hat er ein Lego-Auto ausgewählt, das er mit einigen Steinen erweitert hat. Er fotografiert das Fahrzeug mit der App und lädt es hoch. Bilder können in Lego Life auch "dekoriert" werden. Dazu bietet Lego zahlreiche Sticker an, die von Palmen über Schneeflocken, Roboter, Helmen bis zu Satelliten reichen. Davon abgesehen lassen sich die Bilder aber nicht bearbeiten, auch der Hintergrund kann nicht verändert werden. Adam findet das schade: "Auf Instagram oder TikTok geht das."
Captain Safety
Vor dem Veröffentlichen meldet sich Captain Safety zu Wort. "Teile nur Beiträge, die du selbst auch gerne anschauen würdest", rät er. Auch bevor Adam das Bild mit einer Beschreibung versehen will, ist er wieder da: "Sei nett, bleib positiv und vermeide Wörter, die anderen wehtun könnten."
Weil jedes Posting von Lego-Moderatoren vorab geprüft wird, dauert es einige Zeit, bis sie auch online aufscheinen. Die Zeit überbrücken wir, um uns Postings anderer Kinder anzusehen. Einige davon will Adam auch kommentieren.
Kommentare nur mit Emoji
Kommentiert werden kann in dem Netzwerk nur über eine Emoji-Tastatur. Auf diese Art sei die Kommunikation immer freundlich, positiv und nicht abhängig von Rechtschreib- oder Tippfähigkeiten, heißt es dazu von Lego. Adam stört das nicht, er mag es sogar.
Bevor er den Kommentar abschicken kann, meldet sich auch Captain Safety wieder zu Wort. "Sprich nur so über andere, wie sie über dich sprechen sollen", empfiehlt er. "Dieser Captain Safety nervt irgendwie", sagt Adam: "Er sagt Sachen, die ich sowieso schon weiß."
Erste Likes
Nach rund 15 Minuten ist auch Adams erstes Posting online. "Das hat ein bisschen lange gedauert", meint er. Wenig später bemerkt er, dass er bereits 2 Likes bekommen hat. Es freut ihn. Er selbst hat auch bereits Bilder anderer Nutzer geliked. Warum? "Weil ich sie cool gefunden habe."
Auch ersten Gruppen ist Adam beigetreten, etwa Ninjago. Er findet es interessant, was dort gepostet wird. Dafür, aber auch für seine Kommentare und Likes, wird Adam auch mit Buttons belohnt. Die Gamification funktioniert. Wir posten noch weitere Beiträge.
Stört es dich, dass nicht dein richtiger Name aufscheint? "Das find ich gut", meint Adam. Er hat aber auch einen Verdacht. Ein paar von den Leuten, die hier posten, seien sicher "richtig alte Heinis", vermutet er: "Manche Sachen, die man hier sieht, können Kinder gar nicht bauen."
Katzen
Als wir am Nachmittag im Freibad die App aufmachen, hat ein Bild von Adam bereits 54 Likes. Jetzt wolle er dranbleiben, sagt er. Er sieht allerdings auch, dass ein von einem anderen Kind gepostetes Bild einer "echten" Katze samt Lego-Steinen wesentlich mehr Likes bekommen hat.
Spätestens jetzt hat Adam die Mechanismen sozialer Netzwerke durchschaut. Für unsere Katzen, John & Yoko, bedeutet das wahrscheinlich nichts Gutes. Sie werden künftig wohl häufiger mit Lego-Figuren posieren und sich dabei von Adam fotografieren lassen müssen.
Adam will das Online-Netzwerk jedenfalls auch nach unserem Test weiter nutzen. Ist es besser als Instagram? "Ja, weil es um Lego geht", meint er. "YouTube mag ich aber mehr."