Wie die boomende steirische Elektronikbranche um Fachkräfte wirbt
“Kommt in die Steiermark, dort lässt es sich gut leben”, wirbt Timo Schwarz am Dienstag beim “Start me up Tuesday” der FH Technikum Wien um Fachkräfte. Tatsächlich boomt die Elektronikbranche im südlichsten Bundesland Österreichs. Beim Leiterplattenhersteller AT&S in Leoben ist Schwarz für das Team im geplanten “Research und Develepment”-Center zuständig.
Momentan befinde man sich noch in der Konstruktionsphase, 2023 sollen dann die ersten Maschinen eintreffen, 2028 soll der Bau komplett abgeschlossen sein. 400 Millionen investiert AT&S in das Zentrum, das dann europäischer Vorreiter in der Substrattechnologie werden soll. “Ich selbst hätte es nicht für möglich gehalten, dass das bei uns in Europa möglich ist”, erzählt Schwarz.
AT&S sucht Fachkräfte
Substrate bilden dabei eine Basis, auf denen mikroskopisch kleine elektronische Komponenten und Verbindungen aufgetragen werden. Die Branche liegt dabei im Trend. “Alles wird immer kleiner, immer feiner, immer dünner”, sagt Schwarz. Egal ob für mobile Geräte, das Internet of Things oder im Automotive-Bereich - die Nachfrage nach Substraten steigt.
Doch die Herstellung ist eine Kunst an sich, 300 bis 400 Fertigungsprozesse seien nötig, um die Komponenten herzustellen. Dazu sucht AT&S bis zu 800 Mitarbeiter*innen, die im Werk im Leoben arbeiten sollen.
USound arbeitet an der nächsten Generation von Lautsprechern
Ebenfalls klein und fein sind die Lautsprecher der Grazer Firma USound. Das 2014 gegründete Unternehmen stellt sogenannte MEMS Speaker auf Siliziumbasis her, die etwa in Kleingeräten wie Smartphones oder TWS-Kopfhörer verbaut werden. Für CO-Gründer Andrea Rusconi ist diese Art von Lautsprecher die Zukunft. “MEMS ist für Audio, was LED für Beleuchtung ist”, ist Rusconi überzeugt.
Besonders durch die Homeoffice-Arbeit während der Pandemie legen die Menschen wieder mehr Wert auf gute Audioqualität, ist Rusconi überzeugt. Die USound-Lautsprecher finden so beispielsweise in den “Enco X2”-Kopfhörers des chinesischen Smartphone-Herstellers Oppo. Zudem arbeitet USound mit dem US-amerikanischen Start-up Emerge zusammen. Dieses nutzt Ultraschallwellen, um das Gefühl von physischen Berührungen - etwa im Metaverse - zu imitieren.
Steadysense arbeitet an Technik zur Empfängnisverhütung
Auch aus Graz stammt das Start-up Steadysense, das biomedizinische Temperatursensoren entwickelt. Die Sensoren halten durch ein Pflaster am Körper und können etwa Fiebermuster aufzeichnen und so Viruserkrankungen dokumentieren. Durch die konstante Temperaturmessung erschließt sich jedoch ein neues Geschäftsfeld, nämlich die Empfängnisverhütung. Mit ihrem Produkt femSense können Frauen etwa nach der Temperaturmethode verhüten oder auch die fruchtbarsten Tage ihres Zyklus ermitteln.
Momentan sei man dabei, um Zulassungen in den USA und Asien anzusuchen. Das Wachstumspotential schätzt Steadysense als enorm ein. Während im vergangenen Jahr 500.000 Euro Umsatz generiert wurden, erwartet man 2027 einen Umsatz von 25 Millionen Euro.