Tim Cooks Nachfolger: Wer ist eigentlich John Ternus?
Tim Cook wurde am 1. November 65 Jahre. Spekulationen über seinen Rücktritt als Apple-CEO gab es schon seit einigen Jahren. Nun heißt es, dass Cook kommendes Jahr, also 2026, abtreten soll. Als aussichtsreicher Kandidat für seine Nachfolge gilt John Ternus. Dieser hält aktuell die Position des Hardware-Chefs inne, sein offizieller Titel lautet Senior Vice President Hardware Engineering.
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Ternus wurde in den vergangenen Monaten immer mehr ins Rampenlicht geschoben, trat immer öfter bei Interviews auf und wurde dadurch zu einer immer bekannteren Persönlichkeit, die das Unternehmen nach außen hin repräsentierte. Im Rahmen der iPhone-Präsentation 2025 konnte ich Ternus bei einer Veranstaltung in München kurz kennenlernen. Uns Journalisten gegenüber trat er als freundlicher, technisch versierter, abgebrühter und legerer Typ auf. Bei mir hat er einen durchaus sympathischen und lockeren Eindruck hinterlassen.
Sympathisch sein allein reicht natürlich nicht aus, um der nächste Apple-CEO zu werden. Wer ist also ist John Ternus? Was macht ihn zum idealen Nachfolger von Tim Cook und wo liegen seine Schwachpunkte?
1. Langjähriger Apple-Mitarbeiter
Eine zentrale Voraussetzung für den neuen Apple-CEO ist, dass es eine Person aus dem inneren Zirkel sein muss. Jemand, der die Unternehmenskultur kennt und der intern als unumstritten gilt. All das trifft auf John Ternus zu.
Er ist seit 2001 bei Apple, was eine kritische Zeit für das Unternehmen war: Steve Jobs ist gerade als CEO zurückgekehrt, der iMac hat Apple wieder auf Vordermann gebracht und es wurde gerade der Launch von zentralen Produkten vorbereitet, allen voran der iPod und später das iPhone.
Ternus kennt Apple also in- und auswendig. Und Apple kennt Ternus genauso gut. Intern gilt er als umgänglich, ruhig und perfektionistisch. Außerdem besitzt er ein weitreichendes technisches Verständnis.
2. Karriereweg des studierten Technikers
Der heute 50-jährige John Ternus hat nämlich Ingenieurwissenschaften und Maschinenbau an der University of Pennsylvania studiert. Nach der Uni arbeitete er im Bereich von Virtual Research Systems. Das sind die Vorläufer der modernen VR-Headsets.
Als er 2001 zu Apple kam, begann er dort seine Karriere im Produktdesign-Team. Anfangs hat er dort an externen Mac-Monitoren gearbeitet. Von dort aus hat er sich beharrlich hochgearbeitet und wurde bereits 2013 zum Vice President of Hardware Engineering.
2018 trat Ternus das erste Mal bei einem Apple-Event auf und präsentierte dort die iPad-Pro-Modelle. 2021 wurde Ternus zum Senior Vice President of Hardware Engineering und gleichzeitig Mitglied im Vorstand.
3. Der unbekannte Schwimm-Champion
Wer online nach John Ternus sucht, wird kaum Informationen über ihn finden. Bis auf seine akkordierten Auftritte als Apple-Manager und die knappe Biografie auf der Apple-Website scheint Ternus ein unbeschriebenes Blatt zu sein.
Über seine Zeit an der Universität ist ebenso wenig bekannt wie über private Angelegenheiten oder Familiäres. Es gibt nur ein einziges Schnipsel an Information über sein früheres Leben. So war er an der University of Pennsylvania im Schwimmteam und konnte dort zumindest 2 Wettkämpfe gewinnen. 1994 ging er als Sieger über 200 Meter Lagenschwimmen sowie 50 Meter Freistil hervor.
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4. Warum Ternus der ideale Apple-CEO ist
John Ternus hat die vergangenen 24 Jahre bei Apple verbracht, die allermeiste Zeit in Führungspositionen im Hardware-Bereich. Er hat seine Handschrift auf den wichtigsten und erfolgreichsten Apple-Produkten hinterlassen: vom iPhone, den AirPods und dem Mac bis zum iPad und vor allem den M-Prozessoren.
Ternus wird als Schlüsselfigur bei der Entwicklung der hauseigenen M-Chips bezeichnet. Beim Übergang von Intel-Prozessoren auf die M-Chips sei er federführend beteiligt gewesen, schreibt Apple. Die M-Chips gelten als eine der zentralen Erfolgsgeschichten der vergangenen Jahre.
Für ein Unternehmen, das maßgeblich mit Hardware sein Geld verdient, dürfte Ternus keine schlechte Wahl sein. Mit 50 Jahren ist er ungefähr im selben Alter wie Tim Cook, als er 2011 das Unternehmen übernommen hatte. Ternus könnte also ebenso etwa 14 Jahre an der Spitze von Apple stehen und die Produkte entsprechend weiterentwickeln.
Während Tim Cook das Erbe von Steve Jobs nahezu makellos verwaltet und das Unternehmen zu operativer Exzellenz geführt hat, könnte mit Ternus der Fokus wieder mehr auf technische Innovationen schwenken.
5. Schwachpunkte von Ternus
Ternus hat Karriere als Techniker gemacht und war bei Apple stets mit Hardware-Fragen und technischen Details beschäftigt. Inwieweit ihm Software-Angelegenheiten liegen und er sich bei Services schlägt, ist nicht bekannt. Erfahrung im operativen Geschäft sowie im Marketing und Vertrieb dürfte Ternus kaum haben.
Entscheidend könnte werden, wie Ternus mit dem Thema Künstliche Intelligenz umgeht. Gegenüber der Konkurrenz hat Apple in diesem Bereich den größten Aufholbedarf. Es könnte also spannend werden, wie sich der 50-Jährige bei KI und all den anderen Bereichen aufstellt.
Bei Apple steht nämlich eine regelrechte Abgangswelle von Schlüsselfiguren an. Das eröffnet relativ großen Spielraum für Ternus, die Führungsebene nach seinem Geschmack zu gestalten. Gleichzeitig gehen damit aber auch Risiken einher, dass die Führungsriege nicht mehr die alte Stabilität aufweisen könnte.
Der COO Jeff Williams hat beispielsweise im Juli seinen Rückzug bekannt gegeben. Er wurde lange Zeit als logischer Nachfolger von Cook gehandelt. Die Zukunft des Chefs der KI-Abteilung John Giannandrea ist seit längerer Zeit unklar. Er könnte demnächst von einem neuen AI-Chef abgelöst werden, der von außerhalb der Firma kommt.
Hardware-Chef Johny Srouji könnte sich ebenso zurückziehen wie Lisa Jackson, die für soziale Initiativen und Umweltangelegenheiten zuständig ist. Eddy Cue, der Leiter der Service-Sparte, ist mittlerweile auch schon 60 Jahre alt. Ebenso ist Greg Joswiak, der für das Marketing zuständig ist, jenseits der 60. Beide sind also in einem Alter, wo ein Rückzug nicht allzu weit entfernt sein könnte.