Chinas Super-Flugzeugträger Fujian: Diese 5 Flugzeuge sind jetzt an Deck
Die Arbeiten an Chinas neuem Super-Flugzeugträger schreiten voran. Ein neues Foto, das anscheinend aus einer Passagiermaschine aufgenommen wurde, zeigt die Fujian von oben.
Die Arbeiten an Deck dürften jetzt in der finalen Phase sein. Das Deck wurde mit den nötigen Markierungen bemalt und die Fangseile wurden installiert. Diese werden genutzt, um landende Flugzeuge abzubremsen.
An Deck befinden sich Flugzeuge. Dabei handelt es sich höchstwahrscheinlich um Mock-ups – also Kopien der Flugzeuge im Maßstab 1:1. Die chinesische Marine nutzt diese üblicherweise, um das Rangieren und Verschieben der Flugzeuge an Deck zu erproben und zu trainieren.
Das hilft dabei Ablaufroutinen zu erstellen und mögliche Probleme an Deck zu identifizieren, die im Realbetrieb für gefährliche Situationen sorgen könnten. Dazu gehört etwa Equipment, das im Weg liegt, ein nicht korrekt verstautes Fangseil oder zu wenig einkalkulierter Abstellplatz für bestimmte Flugzeugtypen.
Selbst kleine „Blechschäden“, die so entstehen, können ein Kampfflugzeug eine Weile außer Gefecht setzen, da es umfangreich auf seine Funktionstüchtigkeit überprüft werden muss. Eine Kollision bei Start oder Landung, bei der die Flieger üblicherweise mehr als 200 km/h drauf haben, könnten entsprechend katastrophale Folgen haben.
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4 Flugzeugtypen an Bord
Insgesamt sind 5 Mock-ups an Bord der Fujian zu sehen. Diese sind:
- 2x J-15
- J-35
- JL-10
- KJ-600
Spannend ist die Hongdu JL-10. Dabei handelt es sich um ein Trainingsflugzeug mit 2 Sitzen im Cockpit.
Bisher gab es nur Gerüchte, dass an einer JL-10J gearbeitet wird, die für Flugzeugträger mit Katapult (CATOBAR - Catapult Assisted Take Off But Arrested Recovery) geeignet ist. Dass eine JL-10 auf der Fujian gesichtet wurde, dürfte die Entwicklung einer katapultfähigen Version jetzt bestätigen. Mitte März gab es schon einen Hinweis darauf. Ein noch nicht fertiggestellter Mock-up einer JL-10 wurde am Hafen, in der Nähe der Fujian, gesichtet:
Shenyang J-15
Die J-15 ist derzeit das einzige chinesische Kampfflugzeug, das auf Flugzeugträgern eingesetzt wird. Allerdings wurde es für die Flugzeugträger Liaoning und Shandong gebaut. Diese haben Ski Jumps – also Startrampen, damit Jets abheben können.
Die Fujian nutzt aber ein Katapult. Das heißt die J-15 muss erst für den Start mit Katapulten umgebaut werden. Im September 2016 tauchte erstmals die J-15T auf, die CATOBAR-geeignet ist. 2 dieser Prototypen sollen existierten.
Diese sollen für die Entwicklung der J-15B genutzt werden. Diese ist ebenfalls CATOBAR-tauglich und hat gegenüber der normalen J-15 modernisierte Bordsysteme und ein neues Radar. Eine spezielle Beschichtung soll angeblich Stealth-Eigenschaften verleihen, damit die J-15B schlechter von Luftabwehrsystemen erfasst werden kann.
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Neue Raketen für die J-15B
Zudem soll sie angepasst sein, um Chinas moderne Luft-Luft-Raketen PL-10 und PL-15 nutzen zu können. Die PL-10 hat einen Infrarotsuchkopf und 20 Kilometer Reichweite. Sie ist damit das Gegenstück zur amerikanischen Sidewinder.
Die PL-15 hat einen Radarsuchkopf und angeblich eine Reichweite bis zu 300 Kilometern. Sie wurde 2016 in Dienst gestellt. Weil sie deutlich mehr Reichweite als ihr amerikanisches Gegenstück, die AIM-120 AMRAAM hat, haben die USA die AIM-260 entwickelt. Diese soll heuer in Dienst gestellt werden und eine Reichweite von mindestens 200 Kilometern haben.
Abgesehen davon kann die J-15B mit einer Vielzahl von Waffensystemen bestückt werden, da sie als Mehrzweckkampfflugzeug designt wurde. Dazu gehören etwa Antischiffsraketen, Anti-Radarraketen zur Bekämpfen von Flugabwehrsystemen und Lenkbomben.
Weil die J-15B per CATOBAR gestartet wird, kann sie mehr Treibstoff bzw. Waffenlast mit sich führen. Auf der Liaoning und Shandong ist das maximale Startgewicht von 33 Tonnen nur möglich, wenn die J-15 aus der hinteren Position startet (195 Meter Startbahn statt nur 105 Meter) und der Flugzeugträger 52 km/h schnell fährt.
J-35: Warten auf den Stealth-Fighter
Das ursprüngliche Konzept der Fujian sah vor, dass sie hauptsächlich mit dem Stealth-Fighter J-35 bestückt wird. Dabei handelt es sich um die CATOBAR-Variante der FC-31, die seit mindestens 2011 entwickelt wird und nach wie vor nicht in der Serienproduktion ist.
Anhand der Stealth-Eigenschaften und des Einsatzortes gilt die J-35 als Gegenstück zur amerikanischen F-35C. Zumindest ein Prototyp der J-35 hat einen Mechanismus, um die Flügel zu klappen, damit am Flugzeugträger weniger Stauraum nötig ist.
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Man kann davon ausgehen, dass die Entwicklung, Produktion oder beides nicht wie geplant voranschreiten, sonst wäre schon mehr von der FC-31 und J-35 zu sehen. Die Entwicklung der J-15B deutet ebenfalls daraufhin, dass China davon ausgeht, bei der Indienststellung der Fujian nicht ausreichend J-35 zur Verfügung zu haben. China drückt das freilich anders aus und stellt es als eine Anpassung der Taktik dar: Die J-35 sei darauf ausgelegt, die J-15B zu ergänzen. Die J-15B würde etwa für Bodenangriffe und Attacken auf Schiffe eingesetzt werden, während die J-35 den Begleitschutz und die Luftraumsicherung übernimmt.
KJ-600: Fliegendes Radar
Der Mock-up der KJ-600 wurde schon im März 2024 auf der Fujian gesichtet. Wie die J-35 wurde sie speziell für den Einsatz auf der Fujian entwickelt. Es ist eine Doppelpropeller-Maschine, die CATOBAR-geeignet ist.
Es handelt sich dabei um ein fliegendes Radar und stellt das Gegenstück zur E-2 Hawkeye der US Navy dar. Wie bei der E-2 befindet sich das Radar über dem Dach. Den Erstflug hatte die KJ-600 im August 2020. Sie soll künftig Luft-Aufklärung betreiben und dabei helfen, Kampfeinsätze von Flugzeugen zu koordinieren. Bisher hatte China keine Flugzeugträger-basierte Maschine, die diese Aufgabe erfüllen konnte.
Das Einsatzprofil der KJ-600 verrät etwas über Chinas Pläne mit der Fujian. Maschinen wie die KJ-600 werden benötigt, wenn die eigene Flotte zu weit weg vom Festland operiert, um auf dessen Radaranlagen zurückgreifen zu können. Außerdem liefert das fliegende Radar wertvolle Informationen zu tieffliegenden Zielen, bzw. Booten und Schiffen. Dazu gehören Marschflugkörper, Antischiffsraketen und Kamikaze-Drohnen. Die Fujian soll also nicht bloß der Landesverteidigung dienen, sondern offensiv im Pazifik operieren können.
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Super-Flugzeugträger Fujian
Das aktuelle Foto und die Variation an Mock-ups an Decks lässt vermuten, dass die Fujian noch heuer in See stechen wird, um dort erste Übungsfahrten zu unternehmen. Auffällig abgängig sind noch Mock-ups von Hubschraubern und Drohnen. So soll etwa die Stealth-Drohne GJ-11 künftig auf der Fujian eingesetzt werden.
Genug Platz wäre jedenfalls vorhanden. Das Flugdeck der Fujian ist 316 Meter lang. Mit einer geschätzten Verdrängung von bis zu 100.000 Tonnen ist sie Chinas erster Super-Flugzeugträger (ab 75.000 Tonnen Verdrängung). Die Fujian ist außerdem Chinas erster CATOBAR-Flugzeugträger und wird seit 2015 gebaut.
China positioniert sie als direktes Gegenstück zur Gerald R. Ford-Klasse, den neuesten Super-Flugzeugträgern der USA. Wie die Gerald R. Ford hat auch die Fujian ein elektromagnetisches Katapult, statt ein traditionell dampfbetriebenes. Das soll häufigere Starts und eine präzisere Beschleunigung beim Starten ermöglichen. Letzteres ist wichtig, wenn verschiedene Flugzeugtypen damit gestartet werden sollen.
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Erst Typ 004 bekommt Nuklearantrieb
Im Gegensatz zur Gerald R. Ford hat die Fujian keinen Atomantrieb, sondern einen konventionellen. Chinas erster Atom-Flugzeugträger soll die Typ 004 werden.
Bisher gibt es nur wenig Details dazu. China soll anstreben, dass diese noch größer als die Fujian wird, mit einer Verdrängung bis zu 110.000 Tonnen. Sie soll bis zu 100 Flugzeugen, Hubschraubern und Drohnen Platz bieten. 2017 ging China davon aus, die erste Typ 004 bis Ende 2020 fertigzustellen. Da Zeitpläne für militärische Projekte dieser Größenordnung meistens nicht halten, wird es vermutlich erst in den 2030er-Jahren soweit sein.