Prototyp einer J-35

Prototyp einer J-35

© Chinesische Armee

Militärtechnik

Chinas Stealth-Fighter J-35: Fotos befeuern Gerüchte über Senkrechtstarter

China arbeitet nun schon seit vielen Jahren an der Shenyang FC-31 Gyrfalcon. Der Stealth-Fighter soll das Gegenstück zur amerikanischen F-35 sein. Und wie bei der F-35, soll es auch von der FC-31 eine Variante für die Seestreitkräfte geben. Diese heißt J-35 und wurde erstmals im Oktober 2021 gesichtet.

Die J-35 ist für den Start mit einem elektromagnetischen Katapult ausgelegt. So eines hat die chinesische Marine derzeit nur auf dem brandneuen Super-Flugzeugträger Fujian. Jetzt wurde eine J-35 aber auf dem Flugzeugträger Liaoning gesichtet – von dem aus sie eigentlich nicht starten kann. Das lässt die Gerüchteküche brodeln und Rüstungsexpert*innen spekulieren.

J-35 ist vermutlich ein Mock-up

Fotos der J-35 auf Liaoning sind zuerst in chinesischen sozialen Netzwerken aufgetaucht. Sie zeigen eine J-35 mit eingeklappten Flügeln. Ähnlich wie bei der amerikanischen F-35C soll dies dabei helfen, dass die Maschine im Hangar der Flugzeugträger, bzw. bei der Parkposition auf Deck, weniger Platz verbraucht.

Die J-35 ist mit einer schwarzen Plane verdeckt. Anhand dessen, was erkennbar ist, gehen Rüstungsexpert*innen davon aus, dass es sich um ein Mock-up handelt – also einen Dummy in 1:1-Größe. Es bestehe zwar die Möglichkeit, dass es eine echte J-35 ist, China ist aber bekannt dafür, für Flugzeugträgertests Mock-ups in Originalgröße zu verwenden.

S-35 wurde nicht für Ski-Jumps entwickelt

Warum aber sollte erprobt werden, ob sich eine J-35 auf dem Liaoning integrieren kann? Schließlich hat der Flugzeugträger nur einen Ski-Jump und kein Katapult. Dabei handelt es sich um eine Schanze, über die Flugzeuge, ohne Katapult, starten.

Bisher ist nicht bekannt, dass die J-35 für den Start von Ski-Jumps geeignet ist. Denn sie wurde speziell für das elektromagnetische Katapult des Fujian gebaut. Für Ski-Jumps nutzt die chinesische Marine bisher die J-15. Der Kampfjet hatte seinen Erstflug 2009 und wurde nach dem Vorbild der russischen Su-33 Flanker entwickelt.

Die amerikanische F-35C kann nicht von Ski-Jumps aus starten. Daher ist es umso verwunderlich, dass die J-35 das können soll. Allerdings kann die F-35B, die Senkrechtstarter-Variante des Stealth-Fighters, von katapultlosen Trägern aus starten.

Daher wird vermutet, dass womöglich China an einer senkrechtstarteten J-35 arbeitet, oder zumindest mit dem Gedanken spielt, eine zu entwickeln. Das wäre jedenfalls unerwartet, da die J-35 eben speziell für den Start per elektromagnetischen Katapult designt wurde.

Light-Variante der J-35

Eine andere Möglichkeit, die J-35 für Chinas ältere Flugzeugträger Liaoning und Shandong tauglich zu machen, wäre eine „Light-Variante“ zu bauen. Eine J-15, die per Ski-Jump startet, hat weniger Treibstoff oder Bewaffnung an Bord, um leichter zu sein – sonst würde die Triebwerksleistung nicht für den Start ausreichen.

Das könnte auch mit der J-35 funktionieren, falls ihre Triebwerke stark genug sind. Allerdings hätte die dann im Luftkampf einen Nachteil gegenüber der amerikanischen Vorbilder F-35B und F-35C, weil sie eine geringere Reichweite hat oder weniger Raketen mit sich führen kann.

➤ Mehr lesen: Chinas Stealth-Fighter J-35 erstmals bei Flugtests gesichtet

JATO oder Flugzeugträger-Umbau

Eine weitere, unwahrscheinliche Möglichkeit wäre, dass die J-35 ein JATO-System bekommt. Dabei handelt es sich um ein Zusatz-Raketentriebwerk, mit dem weniger lange Startbahnen nötig sind. Das JATO würde nach dem Abheben im Meer abgeworfen und später geborgen werden. Solche Systeme gelten aber seit einigen Jahrzehnten als obsolet.

Es wird auch spekuliert, ob Chinas Flugzeugträger Liaoning und Shandong umgebaut werden könnten, um ein elektromagnetisches Katapult zu erhalten. Allerdings gilt dies als sehr unwahrscheinlich, denn China hat aktuell nur 3 Flugzeugträger.

Aufgrund der zahlreichen Verzögerungen mit dem neuen Fujian und den andauernden Spannungen mit Taiwan und den USA wird die chinesische Marine wohl nicht riskieren wollen, 2 seiner Flugzeugträger für mehrere Monate oder gar Jahre außer Betrieb zu nehmen, damit diese umfangreich umgebaut werden.

Probleme mit der J-15 beflügeln J-35-Einführung

Am wahrscheinlichsten für Rüstungsexpert*innen ist die J-35 „Light“, weil diese Variante am schnellsten umzusetzen ist. Das würde dazu passen, da die J-15 mehrere Probleme haben soll.

So gab es etliche Abstürze, die nicht in Kampfeinsätzen passiert sind. Zudem sollen sich die Piloten über ein instabiles Flugkontrollsystem beschwert haben. China könnte also versuchen, möglichst rasch die J-15 auf seinen Flugzeugträgern abzulösen.

Wann die J-35 überhaupt einsatzbereit ist, ist noch nicht bekannt. Offiziell befindet sie sich noch immer in der Prototypen-Phase.

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