Chinesisch-russischer Dreamliner-Konkurrent: Projekt auf der Kippe
Der Markt für kommerzielle Passagierjets - vor allem für Langstrecken - ist derzeit fest in der Hand von Airbus und Boeing. Konkurrenz kam zuletzt verstärkt aus China, aber auch aus Russland. Ein Joint-Venture des chinesischen Unternehmens Comac und der russischen United Aircraft Corporation (UAC) arbeitet an einem Langstreckenjet, der es in erster Linie mit Boeings 787 Dreamliner sowie dem Airbus A350 aufnehmen soll. Die Bezeichnung des Widebody-Flugzeugs lautet CRAIC CR929.
Doch das Projekt steht nun auf der Kippe, wie die South China Morning Post berichtet. Hintergrund sind Unstimmigkeiten zwischen China und Russland. So sind die Russen nicht damit einverstanden, dass China westliche Unternehmen einladen möchte, an dem Jet mitzuarbeiten.
Flugerlaubnis für westliche Länder
Einer der Hauptgründe für Chinas Bemühungen seien laut einem Insider, dass Peking hoffe, dass der CR-929-Passagierjet die westlichen Lufttüchtigkeitsstandards erfüllt. Nachdem der Jet dazu entworfen ist, auch nach Europa und die USA zu fliegen, betrachten es die Chinesen als sinnvoll, einige Schlüsselkomponenten von europäischen und amerikanischen Herstellern liefern zu lassen, um das zu erreichen.
So würden die Chinesen etwa ein Fahrwerk aus amerikanischer oder deutscher Produktion einsetzen wollen. Die Russen hingegen bestünden darauf, ihre eigene Entwicklung zu verwenden, obwohl diese von Sicherheitsproblemen geplagt sei.
Die Russen sehen die Pläne Pekings als Zeichen der Annäherung Chinas an den Westen inmitten globaler Sanktionen gegen Russland. Erschwerend hinzu kommt außerdem, dass die Belieferung westlicher Technologie für den Jet durch die Sanktionen gegen Russland verhindert werden könnte.
Gewinnaufteilung
Ein weiterer Grund für Differenzen sind Chinas Pläne, die Einnahmen zu teilen. So soll Russland an den Gewinnen in China mit dem Jet nicht beteiligt werden, dafür aber 70 Prozent der Profite aus dem internationalen Verkauf erhalten. Da das Marktpotenzial in China besonders hoch sei, sieht man das in Russland als Nachteil. Vor allem erkenne man laut einem anderen Insider auch, dass es gerade außerhalb Chinas schwierig sein dürfte, Abnehmer für den Jet zu finden, da die Konkurrenz von Airbus und Boeing groß sei.
3 Varianten
Der Jet sollte eigentlich 2025 seinen Jungfernflug antreten, mit einer Markteinführung rechnete man zuletzt 2028. Der Jet soll in 3 Varianten erscheinen, wobei die Version mit nur einer Reiseklasse bis zu 440 Passagier*innen Platz bieten soll. Die Reichweite soll bis zu 12.000 Kilometer betragen.