Denzel: "Typischer E-Auto-Käufer ist eine Firma"
Denzel-Chef Gregor Strassl sieht die Elektromobilität in der Marktanlaufphase und plädiert für ein Nebeneinander von Verbrennungsmotoren, Elektroantrieben und Mischformen. In Summe würden künftig sieben verschiedene Antriebsformen auf den Straßen unterwegs sein. Eine Abkehr vom Auto sieht er keineswegs, vielmehr gebe es "ein Thema zwischen Stadt und Land".
Der Ausbau der Elektromobilität müsse kommen, schon alleine damit die Pkw-Hersteller die CO2-Vorgaben für ihre Flotten erfüllen können. Andernfalls drohten Strafen in Höhe von hunderten Millionen Euro. "Hier lastet gewaltiger Druck auf den Herstellern", so Strassl im Gespräch mit der APA. Obendrein stehen noch riesige Investitionen für das autonome Fahren und das vernetzte Auto an.
Marge minimal
Österreich fördere E-Autos für Private "de facto nicht". "Der typische Kunde ist eine Firma", erklärt Strassl. Außerdem seien die Kunden verunsichert, für welchen Antrieb sie sich entscheiden sollen. "Es tut sich mehr als die letzten 50 Jahre zusammen", betont Strassl, der auf die Händler gewaltige Herausforderungen zukommen sieht.
Für diese läuft die Marktbereinigung europaweit seit rund fünf Jahren, insbesondere für mittelgroße Händler ist es schwierig. Die Marge beim Autoverkauf sei minimal, verdient werde an der ganzen Wertschöpfungskette. Denzel, Österreichs größter privater Autohändler, verkauft 16 verschiedene Marken, das macht in Summe 45.000 abgesetzte Autos im Jahr.
Konkurrenz mit China
Spannend wird es auch für die heimische Kfz-Zulieferindustrie, die zu den wichtigsten Industriezweigen des Landes gehört, insbesondere im Motor- und Getriebebereich. Denn ein E-Motor braucht weit weniger Einzelteile und kein Getriebe. Für Strassl wird es daher für die Zulieferer wichtiger, sich als Komponentenhersteller zu etablieren. Ein Markt, in den chinesische Firmen sehr stark drängen würden.
Die größte Herausforderung für Händler wie Hersteller ist aber der Fachkräftemangel. Denzel habe 1.400 Mitarbeiter und 45 unbesetzte Stellen - und das in allen Bereichen. Gleichzeitig habe Denzel rund 9.000 Bewerbungen im Jahr. Man investiere daher sehr viel in die Weiterbildung.
Kein rasches Ende des Diesel
Dass das Auto bei den Jungen an Attraktivität verloren haben könnte, glaubt Strassl nicht. Dies sei keine Frage von Jung und Alt, sondern von Stadt und Land. "Teilen statt besitzen" sieht er ebenfalls als Stadtthema. Ein rasches Ende des Diesels erwartet der Denzel-Chef nicht. Immerhin sei Österreich ein Dieselland mit einem Fahrzeugbestand von über fünf Millionen Pkw.
Eine interessante Entwicklung sieht Strassl bei den Taxis. Hier sehe man immer mehr Plug-in-Hybride fahren, bei denen der E-Motor in erster Linie beim Anfahren unterstützend eingreift. Dadurch sind "echte" fünf bis sieben Liter Verbrauch im Taxibetrieb möglich.