Digital Life

Google erstellt falsche Schlagzeilen mit KI

Wer die Google-App öffnet, die auf Android-Smartphones standardmäßig prominent platziert ist, findet dort eine kuratierte Übersicht von Nachrichten verschiedener Medien. Ein großer Teil der Zugriffe auf Online-News-Seiten – auch auf die futurezone – geht auf dieses “Google Discover“ genannte Feature zurück.

Schon im Oktober hatte Google ein KI-Upgrade für Discover angekündigt, das Nutzerinnen und Nutzern in den USA, Südkorea und Indien helfen soll, “frischen Content und Links aus dem ganzen Web“ zu finden. Wie The Verge berichtet, hat der US-Konzern nun begonnen, die Titel von Nachrichtenbeiträgen innerhalb von Discover mithilfe von KI zu ersetzen.

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Irreführende Titel 

Das Tech-Medium The Verge hat bemerkt, dass es bei Titeln von News-Beiträgen, die in Google-Discover ausgespielt werden, zu fehlerhaften Veränderungen gekommen ist. Beispielsweise wurde ein Artikel von Ars Technica unter der Headline “Steam Machine price revealed” (“Preis für Steam Machine bekannt gegeben”) angezeigt.

Wie die Überschrift von der KI geändert wurde 

Doch der Preis für die Gaming Box dürfte allerdings erst nächstes Jahr bekannt gegeben werden. Der ursprüngliche Titel des Artikels lautete: “Valve’s Steam Machine looks like a console, but don’t expect it to be priced like one” (“Die Steam Machine von Valve sieht aus wie eine Konsole, aber erwarten Sie nicht, dass sie auch so viel kostet”).

Die Google-KI verkürzte auch die Überschrift “Don’t buy a Qi2 25W wireless charger hoping for faster speeds – just get the ‘slower’ one instead” (Kaufen Sie kein Qi2 25W-Wireless-Ladegerät in der Hoffnung auf höhere Geschwindigkeiten – nehmen Sie stattdessen lieber das 'langsamere' Modell”) und führt Leserinnen und Leser mit einem neuen Titel in die Irre. Der lautet nämlich “Qi2 slows older Pixels” (“Qi2 verlangsamt ältere Pixel”), was nicht nur den Inhalt des Texts falsch widergibt, sondern auch einfach nicht stimmt.

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Ein Screenshot von den Titeln, die mit KI erstellt wurden 

Google reagiert 

The Verge hat daraufhin bei Google nachgefragt und der US-Konzern bestätigte, dass es mit KI-generierten Überschriften experimentiert. Es gehe dem Unternehmen vor allem darum, lange Überschriften zu verkürzen.

Das passiert offenbar auch auf die Gefahr hin, dass sie dadurch nicht mehr das widerspiegeln, was im Artikel steht. “Wir testen ein neues Design, bei dem die Platzierung bestehender Überschriften geändert wird, damit die Themenbeschreibungen leichter verständlich sind, bevor die Nutzer Links aus dem gesamten Web erkunden”, sagt Google-Sprecher Mallory Deleon gegenüber The Verge.

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Für Leser nur schwer erkennbar

Es gibt zwar einen Hinweis darauf, dass etwas mit KI verändert wurde. Leserinnen und Leser wissen aber nicht was genau. Außerdem sehen sie den Hinweis erst, wenn sie auf “Mehr sehen” klicken. 

Hin und wieder passen die KI-generierten Titel auch zum tatsächlichen Inhalt der Artikel – aus „14-Jähriger gewinnt Preis für Origami, das das 10.000-fache seines Eigengewichts tragen kann”, wurde beispielsweise “Origami-Modell gewinnt Preis”. Doch das motiviert nicht unbedingt dazu, auf den Text zu klicken.

Google macht mit dem Feature ungefragt einen Teil der Arbeit von Journalistinnen und Journalisten unsichtbar. Denn diese überlegen üblicherweise sorgfältig, wie sie einen Artikel betiteln, damit der Inhalt angemessen widergespiegelt wird und Leserinnen und Leser neugierig darauf werden. Wie “gut” ein Titel ist, hat zudem großen Einfluss darauf, wie viele Menschen ihn anklicken. Und das hat wiederum Auswirkungen auf die Werbeeinnahmen von Medienunternehmen, die auf diese Art der Finanzierung angewiesen sind.

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Noch problematischer ist, wenn Überschriften falsche Behauptungen aufstellen. Dann könnte das Vertrauen in Medien weiter sinken. 

Bei The Verge hofft man, dass die KI-Überschriften in Google Discover ein kleines, lokal begrenztes Experiment bleiben. Denn wenn sich genügend Nutzerinnen und Nutzer über das Feature ärgern, wird es womöglich nicht weiter ausgebaut oder wieder eingestellt. Ob es überhaupt in den deutschen Sprachraum kommt, ist damit vorerst unklar.

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