DragonFire: So geht es mit der britischen Laserwaffe weiter
Neben den USA, Deutschland und Israel, arbeitet auch Großbritannien an Laserwaffen. Die primär für die britische Marine gedachte Energiewaffe wird unter dem Projektnamen DragonFire entwickelt.
Im Jänner verkündete das britische Verteidigungsministerium den erfolgreichen Test. Jetzt hat Naval News von den beteiligten Unternehmen erfahren, wie es mit dem Projekt weitergehen soll.
2. Generation von DragonFire wird gebaut
Die Rüstungskonzerne MBDA, Leonardo und QinetiQ arbeiten jetzt zusammen an der zweiten Generation von DragonFire. Der 50 Kilowatt starke Prototyp habe bei Tests bewiesen, dass Luftziele effektiv verfolgt und bekämpft werden können. DragonFire wird primär als Energiewaffe zur Abwehr von Drohnen und Raketen entwickelt, soll aber zukünftig auch kleinere Boote und Kamikaze-Drohnenboote bekämpfen können.
Jetzt ginge laut MBDA darum, das erhaltene Wissen und die Erfahrung aus den Tests in ein Gerät umzusetzen, das die Streitkräfte tatsächlich nutzen können. MBDA hat den Vorsitz bei dem Projekt und ist ua. für die Steuerung und Bildverarbeitung von DragonFire zuständig, die nötig zum Identifizieren der Ziele ist.
Massives Verbesserungspotenzial
Leonardo steuert den Beam Director bei. Dieses System lenkt den Laser Millimetergenau auf das Ziel und verfolgt bewegliche Ziele. Laut dem britischen Verteidigungsministerium soll DragonFire präzise genug sein, um eine Münze aus einem Kilometer Entfernung zu treffen.
Leonardo zufolge hätten die bisherigen Tests gezeigt, was man jetzt Up- und Downscalen müsse. Außerdem muss das System nun „gehärtet“ werden. Für den aktuellen Prototyp seien einige kommerzielle Komponenten verwendet worden, die laut Leonardo nicht den militärischen Alltag überleben würden.
Man habe aber bereits Möglichkeit identifiziert, um das Härten zu ermöglichen. Außerdem würde es die Möglichkeit geben, beim Beam Director „massiv“ Größe, Gewicht und Energieverbrauch einzusparen.
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DragonFire für neue Fregatte der britischen Marine
Noch können sich die Unternehmen nicht voll in die Entwicklung von DragonFire Gen 2 stürzen. Erst muss das britische Verteidigungsministerium die genauen Anforderungen für das System festlegen. Die britische Marine hatte zuvor den Wunsch geäußert, dass eine 150kW-Version Anfang der 2030er-Jahre in neu gebaute Typ-26-Fregatten integriert werden soll.
Die aktuelle Lage im Roten Meer zeigt, wie wichtig eine kostengünstige Möglichkeit zur Abwehr von Drohnen und Raketen im aktuellen geopolitischen Klima ist. Ein Schuss mit DragonFire soll umgerechnet Betriebskosten von 12 bis 35 Euro verursachen. Übliche auf Schiffen stationierte Flugabwehrraketen kosten Hunderttausende Euro, bis hin zu über einer Million Euro – pro Rakete.
Womöglich wird das Verteidigungsministerium die Anforderungen senken, damit die Entwicklung von DragonFire rascher vorangeht. So wird etwa damit spekuliert, dass als Zwischenschritt eine 50kW- oder 100kW-Variante von DragonFire entwickelt werden soll, die als Standalone-System auf bereits im Dienst befindlichen Kriegsschiffen der britischen Marine installiert werden kann. Auch eine landbasierte Version könnte auf die Wunschliste des Verteidigungsministeriums kommen.
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Typ 26 ist auf Luftabwehr spezialisiert
Die Typ 26 ist als U-Boot-Jäger und Luftabwehrunterstützung für andere Kriegsschiffe gedacht. Der Stückpreis soll bei der ersten Tranche bei 1,54 Milliarden Euro liegen. Die erste Typ 26, die Glasglow, soll voraussichtlich 2026 in Dienst gestellt werden. DragonFire wurde bisher für die zweite Tranche der Typ 26 geplant. Diese 5 Schiffe sollen ab 2030 in Dienst gestellt werden.
Auch ohne Laserwaffe sind die Typ 26 gut bewaffnet. Sie haben 2x 24-Starter für CAMM-Luftabwehrraketen. Diese haben 25km bis 100km Reichweite, je nach Version. Weiters gibt es einen 24-Starter des Typs Mark 41 für Marschflugkörper und Antischiffsraketen.
Die Geschütze der Typ 26
Das Hauptgeschütz ist eine Mk-45-Kanone im Kaliber 62. Je nach verwendeter Munition kann sie gegen Schiffe, Flug- und Landziele eingesetzt werden. Die effektive Reichweite liegt bei 37 Kilometern, die Feuerrate bei etwa 18 Schuss pro Minute.
Für die Nahbereichsverteidigung gegen Boote und Raketen gibt es 2 30mm-Geschütze, mit einer effektiven Reichweite von 5 Kilometern und einer Schussrate von bis zu 200 Schuss pro Minute.
Ebenfalls an Bord sind 2 Phalanx-Systeme mit 20mm Gatling Guns. Das System gilt als die letzte Verteidigungslinie und bekämpft bei Aktivierung automatisch heranfliegende Ziele. Die effektive Reichweite liegt bei etwa 1,5 Kilometer.
Neues Video von DragonFire
Anlässlich der neuen Informationen hat das britische Verteidigungsministerium Videomaterial von DragonFire freigegeben. Dieses enthält Aufnahmen von Tests, die Ende 2023 in Hebrides stattgefunden haben. Dort testet die britische Marine ua. Raketen.
Laut dem Verteidigungsministerium wurden bei den Tests erfolgreich Ziele „über dem Horizont“ bekämpft – die Entfernung wurde nicht verraten. Auch die bekämpften Ziele sind nicht vollständig bekannt. Lediglich die Banshee-Zieldrohne wurde genannt.
Das Video enthält eine Animation, die DragonFire auf einer Typ-26-Fregatte zeigt. Derzeit befindet sich der für die Tests benutzte Prototyp in einer gesicherten Anlage. Während die Unternehmen an der zweiten Generation von DragonFire arbeiten, wird der erste Prototyp generalüberholt, um für weitere Tests eingesetzt werden können.