Renault mit Raketenwerfer: Frankreich baut eigenes HIMARS
Auf der Paris Air Show im Juni soll ein zu 100 Prozent in Frankreich hergestellter Mehrfachraketenwerfer vorgestellt werden. Dieser soll dem US-Rivalen HIMARS das Wasser abgraben.
Der Name: Foudre (Blitzschlag). Das Ziel der Raketenartillerie: Das alte System Lance-Roquettes Unitaire (LRU) bis Ende 2027 zu ersetzen. Bei diesem handelt es sich um eine für frankreich angepasste Variante des amerikanischen MLRS M270A1.
Foudre befindet sich noch in der Prototyp-Phase.
© Turgis & Gaillard
Gebaut wird der Raketenwerfer vom Rüstungsunternehmen Turgis Gaillard. Der Konzern macht sich den Umstand zunutze, dass die neuesten LRU der französischen Armee Mitte der 1990er-Jahre ausgeliefert wurden und nun am Ende ihrer Nutzungsdauer sind.
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LRU vor der Pensionierung
Insgesamt beschaffte Frankreich 55 LRU. Einsatzfähig sind allerdings nur mehr rund ein Dutzend, wobei 6 davon an die Ukraine übergeben wurden und 3 in der Nato-Basis Cincu in Rumänien stehen.
Eigentlich wird mit dem Programm FLP-T (Frappe Longue Portée Terrestre; Bodenangriff über große Entfernung) bereits ein Nachfolger für LRU gesucht. Dies sieht aber vor, dass bis 2030 13 Systeme angeschafft werden und bis 2035 26 Stück. Das heißt aber, dass eine Lücke entsteht, weil LRU eben Ende 2027 außer Dienst gestellt werden soll.
Alternativen aus dem Ausland
Eine Möglichkeit wäre, das Leben der letzten LRU zu verlängern - ein kostspieliges Unterfangen - oder sich Raketenwerfer wie den amerikanischen HIMARS oder den koreanischen Chunmoo zuzulegen. Auch Indiens Pinaka wäre eine Option, wie das Medium Challenges berichtet.
Ein im eigenen Land hergestellter Mehrfachraketenwerfer ist aber in Hinsicht der Autonomie und Unabhängigkeit Frankreichs von ausländischen Rüstungskonzernen zu bevorzugen. Und hier tritt Foudre auf den Plan.
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Renault-Lkw als fahrbarer Untersatz
Foudre wurde 2 Jahre lang unter strengster Geheimhaltung entwickelt, was sich in etwa mit dem Start von FLP-T deckt. Der Raketenwerfer soll sich durch seine modulare und flexible Bauweise auszeichnen. Genau wie das Vorbild HIMARS, soll auch Foudre in C-130-Flugzeugen transportiert werden können.
Die fahrbare Basis ist ein Renault Kerax 6x6 Fahrgestell. Der Kerax wurde zwar speziell für die Baustelle entwickelt, der Lastwagen wird allerdings auch von den französischen Streitkräften verwendet.
Anders als Südkoreas System Chunmoo benötigt Foudre keine Stabilisatoren, die vor dem Feuern ausgefahren werden müssen. So ist eine schnellere Neupositionierung möglich. Das senkt das Risiko getroffen zu werden, falls der Feind den Abschussort aufklärt und seinerseits mit Artillerie beschießt.
Feuerkraft nach internationalen Standards
Bezüglich Feuerkraft soll Foudre internationalen Standards entsprechen. So soll es 6 M31-Raketen abfeuern können - dieselben, die auch mit HIMARS kompatibel sind.
Außerdem soll Foudre eine ATACMS-Rakete mit einer Reichweite von 300 km abfeuern können oder 2 PrSM-Raketen mit einer Reichweite von 500 km.
Durch nur geringe Modifikationsarbeiten soll es auch in der Lage sein, Marschflugkörper zu starten, wie etwa die Land Cruise Missile (LCM) des französischen Rüstungsunternehmens MBDA. Der noch in der Entwicklung befindliche Marschflugkörper soll eine Reichweite von bis zu 2.000 km haben.
Die LCM von MBDA.
© MBDA