Frachtschiff fängt seine eigenen CO2-Emissionen ab
Schiffe könnten künftig ihre eigenen CO2-Emissionen abfangen und speichern. Bei einer Testfahrt fing ein 240 Meter langes Frachtschiff einen Teil seiner Emissionen auf und speichert sie in CO2-Tanks.
Das System dahinter wurde vom britischen Start-up Seabound entwickelt. Die Abgase der Dieselmotoren werden in eine Hochdruckkammer abgeleitet, bevor sie in die Atmosphäre gelangen können. In dieser Kammer befindet sich das Sorptionsmittel Kalziumoxid, auch bekannt als Branntkalk. Das CO2 reagiert unter hohen Temperaturen mit diesen Kieseln und wird in Kalziumkarbonat, also Kalkstein, umgewandelt.
Am Hafen kann das Kalk entladen und weiterverwertet werden. So können die Kalksteinkiesel verkauft oder in Branntkalk und CO2 zurück gewandelt werden. Das Branntkalk kann dann erneut zum CO2-Sammeln auf Schiffen eingesetzt werden. Das übrige CO2 könnte zur Produktion synthetischer Treibstoffe verwendet werden, erklärt Seabound gegenüber TNW.
Platzprobleme
Das dafür nötige Gerät wäre nur 6 Mal 3 Meter groß und würde damit auf einem Frachtschiff problemlos Platz finden. Trotzdem ist der Platz eine der größten Herausforderungen des Start-ups. Eine Tonne Treibstoff wird zu 3 Tonnen CO2, schreibt etwa New Scientist. Das bedeutet, Schiffe müssen sowohl da Branntkalk als auch die Kieselsteine lagern. Zudem wird kritisiert, dass zusätzliche Energie nötig ist, um das CO2 zu binden und später weiterzuverarbeiten.
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Auf seiner Fahrt zwischen der Türkei und dem Persischen Golf fing das Schiff 78 Prozent der Kohlenstoffemissionen und 90 Prozent Schwefeldioxid ab. Das schrieb das Unternehmen auf LinkedIn. Insgesamt wurde eine Tonne CO2 pro Tag abgefangen. Laut Seabound könnte das Pilotsystem so verbessert werden, dass 95 Prozent des CO2 gesammelt werden können. Bis 2030 sollen 1.000 Schiffe mit dem System ausgestattet werden.
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Projekte zur Reduktion von CO2-Emissionen
Laut einem Bericht der International Environment Agency (IEA) sind schiffe für 2 Prozent des globalen CO2-Auststoßes verantwortlich. Diese Zahl dürfte ohne Innovationen weiter steigen. Neben Seabound arbeiten auch andere Firmen an Möglichkeiten, Emissionen zu reduzieren. Die niederländische Firma Value Maritim hat etwa ein CO2-Filtersystem entwickelt, mit dem 40 Prozent der Abgase eingefangen werden können. Daneben gibt es auch Bestrebungen, Elektro- oder Segelboote einzusetzen.