GAZAP: Türkei testet eigene "Mother of all Bombs"
Die GBU-43/B Massive Ordnance Air Blast (MOAB) wird oft auch als "Mother of all Bombs" (Mutter aller Bomben) bezeichnet. Die thermobarische Bombe, auch Vakuumbombe genannt, enthält 8,5 Tonnen Sprengstoff, das mit dem Äquivalent von 11 Tonnen TNT explodiert.
Nun wurden erstmals Bilder von einer türkischen Vakuumbombe öffentlich. Die Bombe mit dem Namen MK 84 "GAZAP" (Zorn) soll 2.000 Pfund wiegen (gut 900 kg) und damit die größte in der Türkei hergestellte Bombe sein.
Woher die Bilder stammen, ist nicht ganz klar. Ebenso unbekannt ist, wann der Test mit der Bombe durchgeführt wurde. Da in der vergangenen Woche bis zum heutigen Sonntag die Militär-Expo IDEF 2025 stattfand, ist es wahrscheinlich, dass die Aufnahmen der Vakuumbombe im Rahmen der Ausstellung vorgestellt wurden.
Die rund 900 Kilogramm schwere GAZAP.
© Screenshot
Mit Nachrüstkit kompatibel
Die ungelenkte Freifallbombe soll auch mit dem "Kanatlı Güdüm Kiti" (KGK), einem Nachrüstsatz, der aus ungelenkten Bomben präzisionsgelenkte Bomben macht. Durch eine Kombination von Trägheitsnavigation und GPS-Navigation können die Bomben somit ein zuvor festgelegtes Ziel mit hoher Genauigkeit treffen. Die Reichweite soll hier bis zu 50 Kilometer betragen, abgeworfen wird die GAZAP von türkischen F-16 Kampfjets.
Was ist eine Vakuumbombe?
Explodiert eine Vakuumbombe (auch Aerosolbomben genannt), wird dabei ein Brennstoff weitläufig in der Luft verteilt. Dieser fängt im Zuge der Explosion Feuer, wodurch die Reichweite als auch die Druckwelle der Bombe wesentlich erhöht wird. Auch die entstehende Hitze ist wesentlich höher als bei herkömmlichen Bomben.
Da die Brennstoffwolke auch Räume und Tunnelsystem durchdringen kann, ist diese Waffe auch gegen befestigte Ziele wirkungsvoll, bei denen herkömmliche Bomben versagen. Der Feuerball entzieht der Luft zusätzlich Sauerstoff, wodurch ein Unterdruck entsteht. Dieser plötzliche Unterdruck kann ebenfalls zu Lungenschäden führen - auch an Orten und Gängen, die vom Feuerball verschont geblieben sind. Dies führt dazu, dass Menschen und Tiere in der Nähe der Explosion ersticken können. Der Unterdruck trägt auch dazu bei, dass Häuser und Tunnelsysteme eher einbrechen.
Fragmente werden verteilt
Die GAZAP enthält zusätzlich 10.000 Fragmente, die bei der Explosion weiter zerbrechen und sich rund um die Bombe ausbreiten. Demnach soll im gesamten Explosionsradius eine Dichte von mehr als 10 Fragmente pro Quadratmeter herrschen. Wie groß dieser Explosionsradius ist, ist nicht bekannt. Quellen sprechen lediglich von einer betroffenen Fläche von "Hunderten Quadratmetern".
Mutter und Vater aller Bomben
Die deutlich schwerere MOAB aus amerikanischer Produktion hat einen Sprengradius von 150 Metern, die Druckwelle soll noch in 1,5 Kilometern Entfernung Schäden anrichten können. 15 Stück der Bombe wurden bisher gebaut, ihr einziger Einsatz auf dem Schlachtfeld war 2017 in Afghanistan, wo auf ein Höhlensystem des IS fallen gelassen wurde. Knapp 100 IS-Anhänger sollen ums Leben gekommen sein.
Der 7 Tonnen schwere "Vater aller Bomben" aus russischer Produktion löste 2007 die MOAB als größte nicht-nukleare Bombe ab. Sie soll eine Sprengkraft von 44 TNT-Äquivalenten besitzen.
Eine wohl kleinere Variante einer Vakuumbombe hat Russland im vergangenen Jahr auch gegen die Ukraine eingesetzt. Dass es sich dabei wirklich um den "FOAB" (Father of all Bombs) handelte, dürfte nur Propaganda gewesen sein.
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