Digital Life

Wie Netflix gegen Passwort-Sharing vorgeht

Rund 100 Millionen Menschen nutzen nach Schätzungen von Netflix das Angebot des Unternehmens ohne dafür zu zahlen, weil sie einfach die Konten anderer Abonenntin*innen mitbenutzen. Der Streaming-Anbieter will deshalb verstärkt gegen das sogenannte Passwort-Sharing vorgehen und hat bis zum Jahresende weltweit Maßnahmen dagegen angekündigt .

In den lateinamerikanischen Ländern Chile, Costa Rica und Peru werden solche Maßnahmen bereits erprobt. Netflix verlangt dort für die Mitbenutzung von Accounts bereits rund 2 Dollar. Wie ein Bericht von Rest of World aus Peru zeigt , sorgt das Vorgehen des Unternehmens aber vor allem für Verwirrung.

Nur wenige Nutzer*innen benachrichtigt

Die Nutzungsbedingungen  des Dienstes untersagen es, ein Netflix-Konto mit Personen außerhalb des eigenen Haushalts zu teilen. Viele von Rest of World befragte Abonenntin*innen, die ihr Netflix-Konto mit Personen teilen, die woanders leben, haben auch mehr als zwei Monate nach Inkraftreten der neuen Regeln keine Benachrichtigung von Netflix erhalten.

Andere wurden von Netflix zwar aufgefordert, eine Gebühr für die Mitnutzung zu bezahlen, haben die Benachrichtigung aber einfach ignoriert und danach von dem Unternehmen in der Angelegenheit nichts mehr gehört. Die Konten können sie nach wie vor mitbenutzen.

Unklarheit

Unklarheit herrscht auch darüber, was der Begriff "Haushalt" konkret bedeutet. Laut Netflix umfasse er lediglich Leute, die tatsächlich im selben Haus oder derselben Wohnung leben. Familienmitglieder, die woanders wohnen, seien davon nicht erfasst.

Allerdings sollen Nutzer*innen, die nicht im selben Haushalt wie Konten-Inhaber*innen leben, aber angaben, den Dienst auf Reisen genutzt zu haben, von Netflix nicht weiter behelligt worden sein.

Netflix räumte auf Nachfrage von Rest of World auch ein, dass noch nicht alle von der Extragebühr betroffenen Nutzer*innen mehr als zweieinhalb Monate nach Inkraftreten der neuen Regeln auch darüber informiert wurden.

Verbraucher*innenverbände alarmiert

Die unklare Kommunikationspolitik des Unternehmens hat bereits auch Verbraucher*innenverbände auf den Plan gerufen. Sie forderten Netflix auf, die genauen Bedingungen für die Extragebühr klarer zu kommunizieren und rechnen mit zahlreichen Beschwerden von Konsument*innen. Auch eine Untersuchung wegen der willkürlichen Diskriminierung von Nutzer*innen steht zur Diskussion.

Bisher hat das Vorgehen gegen das Passwort-Sharing Netflix in Peru kaum geschadet. Der Dienst konnte seinen Marktanteil von knapp über 40 Prozent in dem Land weitgehend halten, heißt es. Marktbeobachter*innen gehen aber davon aus, dass in den nächsten Monaten zahlreiche Nutzer*innen zu Konkurrenten wie Disney oder HBO Max abwandern. Die halten sich mit Maßnahmen gegen das Passwort-Sharing bis auf weiteres zurück. Sie würden darauf warten, bis Netflix sich eine blutige Nase hole, bevor sie ähnliche Überlegungen anstellen, wird ein Marktanalyst von Rest of World zitiert.

 

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