Neue Chance für Railgun beim US-Militär
Es gibt 3 futuristische Waffensysteme, die das Schlachtfeld nachhaltig verändern sollen: Hyperschallraketen, Energiewaffen (Laser, Mikrowellen) und Railguns. Die US-Streitkräfte haben für sich das Trio vor ein paar Jahren auf ein Duo reduziert – die Arbeiten an Railguns wurden offiziell eingestellt.
Andere Länder, darunter Japan, China und Deutschland, glauben aber weiter an die Waffe, die Projektile mittels Strom statt Schießpulver oder Treibstoff beschleunigt, was zahlreiche Vorteile verspricht. Auch das US-Rüstungsunternehmen General Atomics hat Railguns nicht aufgegeben und wittert jetzt eine zweite Chance.
Railguns für den Iron Dome
Kürzlich hat in den USA die Hausmesse der US Army stattgefunden. Dort hat General Atomics gegenüber Naval News gesagt, dass man der US-Regierung Railguns als Teil von Golden Dome vorgeschlagen hat. Golden Dome ist ein geplantes, mehrschichtiges Verteidigungssystem gegen ballistische Raketen, Hyperschallraketen und Marschflugkörper.
Was ist eine Railgun?
Die Railgun funktioniert ähnlich wie ein Katapult. Ein Schlitten läuft zwischen 2 Schienen – daher auch der Name Railgun (rail = Schiene). Eine Schiene ist positiv, die andere negativ geladen. Durch den stromleitenden Schlitten wird der Kreislauf zwischen den beiden Schienen geschlossen.
Dadurch entsteht ein Magnetfeld. Dies erzeugt Lorentzkraft, bei der ein Magnetfeld Kraft auf bewegte Ladungen ausübt. Der Schlitten wird dadurch beschleunigt, entgegen der Richtung der Energiequelle, also hin zur Mündung der Railgun. Das Projektil auf dem Schlitten wird dadurch mit extrem hoher Geschwindigkeit weggeschossen.
Vorteile von Railguns:
- Mehr als die 10-fache Reichweite eines normalen Geschützes möglich
- Gelenktes Railgun-Projektil kostet weniger als 20 Prozent einer Rakete
- Platz- und Gewichtsersparnis bei der Munition: Treibladungen für Granaten/Geschosse sind nicht mehr notwendig
Nachteile von Railguns:
- Hohe Hitze beim Schießen beschädigt Schienen und andere Bauteile und reduziert so die Haltbarkeit
- Hoher Anspruch an die elektrischen Systeme von Schiffen/Fahrzeugen, wegen des Energiebedarfs
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General Atomics will seine Railguns in 3 Stärken anbieten: 3, 10 und 32 Megajoule (MJ). Alle können Projektile mit Mach 6 (7.408 km/h) verschießen, was weit schneller als übliche Luftabwehrraketen ist. Die Stärke in MJ bestimmt, wie groß und schwer das Projektil sein kann und damit die Reichweite.
Neben der Kanone selbst wächst mit den MJ auch der Bedarf an der Infrastruktur. Laut General Atomics könnte die aber in üblichen Verladecontainern untergebracht werden, was das Nachrüsten von Militärstützpunkten mit den Railguns vereinfacht.
General Atomics will Railguns in 3 Größen anbieten
© General Atomics
Guam im Visier von China
Damit seien die Railguns nicht nur für das Festland der USA geeignet. Als konkretes Beispiel nennt General Atomics den US-Stützpunkt auf Guam. Sollte es zu einem Konflikt mit China kommen, rechnet die US-Regierung damit, dass Guam massiv unter Beschuss geraten wird. Denn dort sind u. a.. strategische Bomber der Typen B-1B, B-2A und B-52 stationiert. Guam ist außerdem der Heimathafen mehrerer Atom-U-Boote.
Die Verteidigungsanlagen von Guam sind aktuell aber nicht gegen Marschflugkörper und ballistische Raketen von China ausgelegt, sondern gegen Bedrohungen durch Nordkorea. Daher wurde im September ein Raketenabwehrpaket im Wert von 8 Milliarden US-Dollar beschlossen. Dafür soll die Landversion des AEGIS-Abwehrystems der US Navy genutzt werden. Dieses nutzt die Vertikalstarter (VLS) Mk41, die normalerweise auf Kriegsschiffen zu finden sind.
Teure und große Raketen
Diese werden mit den Raketen SM-3 und SM-6 bestückt. Sie sind zwar sehr potent, aber auch sehr teuer. Die SM-6 hat eine Reichweite von bis zu 460 km und soll in der neuesten Variante in der Lage sein, Hyperschallraketen im Zielanflug abzufangen. Stückkosten: Knapp 5 Millionen US-Dollar.
Abgesehen vom hohen Preis, ist es zudem eine Frage der Logistik. Ein Mk41 mit der 6 Meter langen Rakete nachzuladen, ist keine triviale Angelegenheit. Chinesische Schwarmangriffe oder Wellen in kurzer Folge könnten also dafür sorgen, dass den USA die Munition für die Raketenabwehr ausgeht. Die Projektile für eine Railgun sind hingegen viel kompakter, weil kein Triebwerk und Treibstoff nötig sind. Das erleichtert das Laden und Lagern der Munition.
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Probleme bei Railguns gelöst
Beim Railgun-Gefechtskopf will General Atomics auf Bewährtes setzen, was ebenso die Kosten reduziert. Ein Annäherungszünder und Wolfram-Kugeln, die sich bei der Explosion ausbreiten, sollen gewährleisten, dass die anfliegende Rakete zerstört wird, selbst wenn sie im letzten Moment ein Ausweichmanöver fliegt.
Der große Nachteil bei Railguns ist die Verlässlichkeit, bedingt durch die hohe Abnutzung der Komponenten. Laut General Atomics ist das aber kein Thema mehr. Nachdem die US Navy und Army ihre Railgun-Projekte 2021 und 2022, aufgrund der geringeren Lebensdauer der Systeme, eingestellt haben, habe man weiter daran geforscht. Die technischen Hürden seien genommen, man könne Railguns jetzt so bauen, dass sie von Soldaten genutzt werden können und nicht nur von Forschern im Labor.