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Ryanair-Maschine hatte nur mehr Treibstoff für 5 Minuten

Am 3. Oktober kam es im Luftraum über der britischen Metropole Manchester zu einem gefährlichen Zwischenfall. Eine Ryanair-Maschine hatte nach mehreren abgebrochenen Landeversuchen nur mehr rund 220 Kilogramm Treibstoff an Bord. Was vielleicht im ersten Moment viel klingt, reicht einer Boeing 737-800 für etwa 5 bis 6 Minuten Flug

Der Vorfall ruft nun auch die Behörden auf den Plan. Die britische Luftfahrtbehörde AAIB startet eine Untersuchung. Es handelt sich um einen der schwersten derartigen Vorfälle im britischen Luftraum, wie Airlive schreibt. 

Mayday

Weil die Menge die vorgeschriebenen Sicherheitsmindestmengen unterschritt, löste die Crew auch einen Notfallalarm („Squawk 7700“) aus. Ursprünglich hatte die Crew 3 Landeanflüge abbrechen müssen. Zunächst in Glasgow Prestwick, wohin man eigentlich wollte. Danach klappte auch auf dem Ausweichflughafen Edinburgh die Landung nicht, bevor der 4. Versuch in Manchester schließlich erfolgreich war. Grund für die vielen misslungenen Landeversuche war der Sturm Amy, der zu diesem Zeitpunkt über die britischen Inseln fegte. 

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Go-Around

Jedes sogenannte Go-Around verbraucht erhebliche Mengen Treibstoff, da für den erneuten Steigflug voller Schub notwendig ist. Zudem müssen danach in der Regel noch ausgedehnte Schleifen geflogen werden, um wieder zu einem erneuten Landekurs zu kommen. 

Laut internationalen Vorschriften sind Flugzeuge verpflichtet, ausreichend Treibstoff für den geplanten Flug, eventuelle Umwege, Warteschleifen und unvorhergesehene Ereignisse wie etwa misslungene Landeversuche mitzuführen. Die Ermittler prüfen nun, ob die Crew auf die Wetterlage ausreichend vorbereitet war und entsprechend kalkuliert hat. Auch die Entscheidung zum Ausweichen auf einen anderen Flughafen wird hinterfragt, ob sie etwa früher hätte erfolgen müssen. 

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Ryanair gibt zu dem Vorfall keine Erklärung ab, sondern lediglich dieses Statement: „Ryanair hat dies am Freitag (3. Oktober) den zuständigen Behörden gemeldet. Da dies nun Bestandteil einer laufenden Untersuchung ist, bei der wir uneingeschränkt kooperieren, können wir dazu keine Stellungnahme abgeben.“

Frühere Vorfälle

In der Vergangenheit kam es bei Ryanair-Flügen bereits mehrfach zu Vorfällen mit kritischem Treibstoffstand. Besonders bekannt wurde ein Ereignis am 26. Juli 2012 in Spanien, als 3 Ryanair-Maschinen bei schlechtem Wetter auf dem Weg nach Madrid nach Valencia umgeleitet wurden und dort jeweils mit einer Treibstoffreserve von unter 30 Minuten eine Notlandung anmelden mussten. Die Piloten setzten auch hier jeweils einen Mayday-Ruf ab, da der Treibstoff nicht mehr für weitere Warteschleifen ausgereicht hätte.

Der Vorfall von 2012 löste eine Untersuchung durch die spanische Flugsicherheitsbehörde AESA aus und führte zu erheblicher Kritik von Pilotenverbänden und Verbraucherschützern. Kritisiert wurde insbesondere, dass Ryanair seine Piloten unter Druck setze, möglichst knapp am gesetzlichen Mindestmaß zu tanken, um Kosten zu sparen. Denn weniger Treibstoff an Bord heißt weniger Gewicht und somit weniger Verbrauch pro geflogenen Kilometer. Ryanair bestreitet alle derartigen Vorwürfe.

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