Warum der Smart-Meter-Ausbau in Österreich stockt
Seit Jahren ist in Österreich die Digitalisierung bei den Stromzählern im Gange. Digitale Zähler sollen dabei als Basis dienen, um Kund*innen diverse Vorteile zu ermöglichen. „Zu diesen zählen etwa die genaue Abrechnung, die Möglichkeit zur gemeinsamen Energienutzung durch Energiegemeinschaften, sinkende Energiekosten und mehr Informationen über den eigenen Verbrauch“, heißt es aus dem Energieministerium. Außerdem kann damit der Zählerstand aus der Ferne abgelesen werden.
Die digitalen Stromzähler hätten die analogen Ferraris-Zähler bereits bis Ende 2020 in 80 Prozent der Haushalte ersetzen sollen. Doch das ist nicht gelungen. Lediglich ein Drittel der Haushalte ist laut dem Smart-Meter-Monitoring-Bericht mit digitalen Zählern ausgestattet worden. Dafür gibt es unterschiedliche Gründe.
Lieferengpässe und Corona-Lockdowns
Laut E-Control führten einige Netzbetreiber technische Probleme an, andere erhöhte Datenschutz- und Sicherheitsanforderungen sowie aufwendige Vergabefahren. Nicole Kassar von den Wiener Netzen erklärt im Gespräch mit der futurezone: „Wir müssen im Verteilnetzgebiet insgesamt 1,6 Millionen Zähler tauschen. Vergangenes Jahr waren wir stark mit Lieferengpässen bei Zustellerfirmen konfrontiert. Außerdem konnten wir aufgrund der Corona-Pandemie länger keine Zähler tauschen.“ Mit der Vorbereitung der Umstellung habe man sich außerdem „ausreichend Zeit“ genommen, um „Qualität zu liefern“, heißt es.
Derzeit sind im Verteilnetzgebiet der Wiener Netze rund 400.000 Zähler ausgewechselt worden. In Oberösterreich sind insgesamt am meisten Zähler ausgetauscht worden. Bei den Städten sind Feldkirch und Amstetten die Vorreiter.
Neuer Zeitplan
Weil sich der Ausbau aber derart deutlich verzögert, wird nun eine Verordnung novelliert, um den Netzbetreibern mehr Zeit zu geben. Die neue Vorgabe sieht vor, dass bis Ende 2024 in 95 Prozent der Haushalte digitale Zähler installiert werden sollen. Sowohl die E-Control als auch die Wiener Netze halten diesen neuen Zeitplan für „realistisch“. „Bis dahin planen wir, all unsere Zähler zu tauschen“, sagt Kassar. Nach einer längeren Projektphase zu Beginn, bei der man sich sehr viel Zeit gelassen hat, soll es nun also doch sehr schnell gehen.
Doch nicht jeder will einen digitalen Zähler installiert bekommen. Die Initiative „Stop Smart Meter“ bekämpft den Zählertausch seit Jahren aus unterschiedlichen Gründen. Von Datenschutz- über Sicherheitsbedenken reicht die Palette der Ablehnungsgründe auch bis zur Angst vor Elektrosmog. „Der Einbau der digitalen Zähler ist verpflichtend“, erklärt Kassar. „Kund*innen haben aber die Möglichkeit, smarte Funktionen abzulehnen“, so die Sprecherin der Wiener Netze. Derzeit würden dies rund zwei Prozent in Anspruch nehmen.
Wie oft Daten gespeichert werden
Auch die E-Control spricht von einem „geringen Prozentsatz“. Die meisten Kund*innen, die den Zähler zuerst ablehnen, könne man mithilfe von Informationen überzeugen, so Kassar. Diese entscheiden sich dann in Folge für die „Standard-Funktionalität“, bei der Tageswerte abgelesen werden. „Intelligent“ wird ein Zähler, wenn man die Daten alle 15 Minuten speichert. Beim "Opt-Out" werden die Daten weiterhin nur einmal pro Jahr ausgelesen.
Aus Sicht mancher IT-Sicherheitsexpert*innen können digitale Stromzähler jedoch ein Einfallstor für Cyberkriminelle sein. In den USA war es Hacker*innen erst im April diesen Jahres wieder gelungen, in das Smart-Meter-Netz einzudringen und die Stromdaten zahlreicher Menschen auszulesen. Für das Energieministerium sind Sicherheitsbedenken jedoch unbegründet.