sms.at: "WhatsApp hinkt der SMS hinterher"
Noch bevor Facebook, Twitter und Co. gegründet wurden, gab es bereits „Social Media“-Plattformen in Österreich. Kurz nach der Jahrtausendwende vernetzten sich tausende Österreicher auf Plattformen wie Uboot.com oder sms.at und nutzten die Dienste, um Gratis-SMS zu verschicken. Doch mit dem Smartphone und dem rasanten Aufstieg der US-Plattformen gerieten diese Namen rasch in Vergessenheit. Was wurde eigentlich aus den heimischen Web-Pionieren? Während Uboot.com nach einer kurzen, aber erfolglosen Rückkehr wieder abtauchte, war sms.at nie wirklich weg.
Immer noch hohe Bekanntheit
Anfang der 2000er-Jahre verzeichnete sms.at seinen Höhepunkt, mehr als zwei Millionen Österreicher nutzten die Plattform monatlich. Facebook und Co. reduzierten die Nutzerbasis von sms.at zwar stetig - zum Ende des Jahrzehnts hatten sich die Zahlen halbiert - doch auch heute zählt man noch 100.000 Nutzer monatlich. „Die Marke sms.at ist für uns Segen und Fluch zugleich“, erklärt Martin Schuster, Head of websms, im Gespräch mit der futurezone.
sms.at weiterhin profitabel
Das Funktionsprinzip ähnelt dabei sms.at: Über ein Web-Tool können Unternehmen gegen eine Gebühr einfach SMS an ihre Kunden verschicken, ähnlich wie beim Newsletter-Dienst Mailchimp. Die Einsatzgebiete sind vielfältig: KMUs (Kleine und Mittlere Unternehmen) wie Zahnärzte oder Auto-Werkstätten erinnern Kunden per SMS an Termine, Banken und Supermärkte bewerben aktuelle Angebote und Versicherungen und Gemeinden verschicken Unwetterwarnungen. Aber auch bei der Zwei-Faktor-Authentifizierung spielt die SMS weiterhin eine wichtige Rolle. So werden Mobile-TANs ebenso wie Bestätigungs-SMS für das Log-In über websms abgewickelt.
"Lieber 50 Zahnärzte als ein Datenzentrum"
Websms ist auf einem hart umkämpften Markt unterwegs, der Preisdruck ist hoch. Stattdessen versucht man mit Support zu punkten und spricht vor allem kleine und mittlere Betriebe in Deutschland, Österreich und der Schweiz an. „Mir sind 50 Zahnärzte lieber als ein großes Datenzentrum“, sagt Schuster. Seit 2016 ist man auch in Italien aktiv, wobei man die internationale Expansion langsam angehen wolle.
Die Kosten werden auch durch ein Online-Vertriebsmodell gesenkt, bei dem man das gute Suchmaschinen-Ranking von sms.at nutzt. „Unser bester Verkäufer ist Google“, erklärt Schuster.
Von SMS zu WhatsApp
Der Trend zu Messenger-Diensten geht aber auch an websms nicht spurlos vorbei. Man wolle sich schrittweise vom SMS- zum „Messaging-Experten“ weiterentwickeln. So können Business-Kunden ab Anfang Mai ihre Kunden auch per WhatsApp erreichen. Schuster sieht den neuen Kanal aber skeptisch: „Als Unternehmen muss ich erst einmal im Telefonbuch meines Kunden eingespeichert werden.“ Wird der Absender nicht erkannt, melden viele Nutzer diese als Spam, was längerfristig zu einer Sperre führen kann.
Die stark rückläufige SMS-Nutzung sieht Schuster als Chance: „Viele sagen mittlerweile: Wenn es wichtig ist, schick eine SMS. Die SMS ist zu einem sehr persönlichen Medium mit hoher Aufmerksamkeit geworden“
Gründer sind ausgestiegen
Vor Chatbots fürchtet er sich nicht. „Das ist ein Hype um etwas, das es schon immer gab.“ So biete man bereits jetzt vordefinierte Antworten für bestimmte Szenarien, beispielsweise Gewinnspiele, an. In Zukunft könnten diese durch Machine Learning und NLP (Natural Language Processing) intelligenter und interaktiver gestaltet werden.