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“Untoter” Stealth-Fighter F-117 bei Luftbetankung gesichtet: Das steckt dahinter

Matt Hartman ist ein ungewöhnlicher Schnappschuss gelungen. Er hat nicht nur einen, sondern gleich 2 „untote“ Stealth-Fighter in der Luft erwischt.

Auf den Fotos sind 2 F-117A Nighthawk zu sehen. Sie werden gerade in der Luft von einer KC-46 Pegasus betankt.

Wären die Bilder vor 20 Jahren entstanden, wäre das nicht ganz so besonders gewesen, obwohl die Nighthawk aufgrund ihrer markanten Form bis heute ein Publikumsliebling der Flugzeug-Community ist. Sie wurde nämlich offiziell 2008 von der Air Force in Pension geschickt.

Die „untote“ Nighthawk

Der X-Post von Hartman suggeriert, dass die F-117 wieder in Dienst sein könnte, um die Grenze zu Mexiko zu überwachen oder um im Golf von Mexiko gegen venezolanische Drogenschmuggler eingesetzt zu werden. Beides ist nicht korrekt.

Nachdem die Nighthawk 2008 aus dem Dienst ausgeschieden ist, wurden einige Stück demilitarisiert und Museen überlassen. Der Rest wurde in der Tonopah Test Range in Nevada eingelagert, auch bekannt als Area 52.

Eingelagerte F-117s in der Area 52

Doch es gab immer wieder Augenzeugenberichte, wonach die F-117 noch fliegt. Daher bekam sie in dieser Phase den Spitznamen, ein „untoter“ Stealth-Fighter oder ein „Zombie-Jet“ zu sein.

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2019 breiteten sich die F-117-Zombieinvasion aus. Es gab eine Sichtung abseits von Nevada, nämlich in Kalifornien. Dort übten sie den Tiefflug auf der Sidewinder Low Level Route, einem Trainingskorridor der US-Streitkräfte in der kalifornischen Wüste.

2021 gab es schließlich ein offizielles Lebenszeichen der untoten F-117: Die Air Force veröffentlichte Fotos, auf denen 2 F-117s mit F-15s in Kalifornien übten.

Das erste offizielle Lebenszeichen der F-117 nach ihrer Pensionierung: Ein Training mit F-15s

Seit 2021 darf die eigentlich pensionierte Nighthawk auch wieder in der Luft betankt werden. 2024 wurde diese Genehmigung auf die KC-46A Pegasus erweitert, die auf Hartmans Fotos zu sehen ist.

Zweites Leben als Bösewichtin

Die F-117 wird in ihrer neuen Karriere nach der Pensionierung als Feinddarstellerin benutzt. In Übungs-Luftkämpfen mimt sie Stealth-Fighter anderer Nationen. Die US-Streitkräfte haben dafür zwar auch die F-22 und F-35: Die sind wegen der häufigen Wartungen aber ein knappes Gut.

2024 lag die Readiness der F-35A nur bei 51,5 Prozent. Von den etwa 400 aktiven F-35A, die die US Air Force derzeit betreibt, war also nur rund die Hälfte einsatzbereit. Da ist es besser, Stealth-Fighter für Trainingskämpfe zu entbehren, die nicht an der Front benötigt werden, falls es zu einem bewaffneten Konflikt kommt.

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Die untoten Nighthawks stellen nicht nur feindliche Flugzeuge dar, sondern auch Marschflugkörper. Moderne Marschflugkörper haben oft Stealth-Eigenschaften. Die F-117 ahmt das Flugverhalten solcher Marschflugkörper nach, damit die Luftabwehr und militärische Luftraumüberwachung das Erkennen und Erfassen von solchen Zielen üben können.

F-117 im Jahr 2023 bei der Übung Northern Edge 23-1

2023 hatte die Air Force noch über 40 F-117 eingelagert. Die ursprünglich geplante Geschwindigkeit der Bestandsauflösung wurde zurückgeschraubt, damit die Nighthawk noch als Feinddarstellerin agieren kann. Pro Jahr sollen nur 2 bis 3 Stück für Ersatzteile ausgeschlachtet oder an Museen übergeben werden. Dadurch soll die F-117 zumindest bis 2034 aktiv bleiben.

Der erste Stealth-Fighter

Die F-117 gilt als der weltweite erste Stealth-Fighter, der bei einer Armee eingeführt wurde. Die Arbeit an ihr begann schon in den 1970er-Jahren bei Lockheed Martins berüchtigter Forschungsabteilung Skunk Works. Der Jungfernflug fand 1981 bei der Area 51 statt. Im Oktober 1983 wurde sie in Dienst gestellt.

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Die Nighthawk war so geheim, dass ihre Existenz lange Zeit bestritten wurde. Erst im November 1988 wurde die F-117 öffentlich gemacht. Die schwarze Farbe und die auffällige, kantige Form, brachten ihr ua. dem Spitzenamen „Batwing“ ein, in Anspielung an Batmans Flugzeug.

1999 abgeschossen

Ihren ersten Kampfeinsatz hatte die F-117 bei der Invasion von Panama 1989. Im Golfkrieg 1991 flog sie 1.300 Einsätze. Es gab mehrere Abstürze bei Testflügen, im Kampfeinsatz wurde nur eine F-117 zerstört. Am 27. März 1999 wurde sie von einer jugoslawischen SA-3 abgeschossen, die auf dem sowjetischen Luftabwehrsystem S-125 Neva, das Anfang der 60er-Jahre eingeführt wurde, basiert.

Ironischerweise waren es genau solche sowjetischen Luftabwehrsysteme, die damals den Anstoß für die Entwicklung der F-117 lieferten. Denn diese Systeme sorgten für hohe Verluste bei der israelischen Luftwaffe im Jom-Kippur-Krieg 1973. Israel nutzte damals überwiegend die amerikanischen Kampfjets F-4 Phantom und A-4 Skyhawk.

Eine F-4 Phantom der israelischen Luftwaffe

Abgelöst durch die F-22

Nach dem Abschuss der F-117 begann langsam der Phase-Out. Ihre Aufgaben übernahm die F-22 mit dem Upgrade, Lenkbomben abwerfen zu können.

Obwohl die Nighthawk eine F-Bezeichnung trägt (Fighter), war sie nur für Bodenangriffe gedacht und erzielte deshalb auch nie einen Abschuss im Luftkampf. Die F-117A ist die einzige Variante der F-117, die in Dienst gestellt wurde. Eine der Navy angebotene F-117N, die von Flugzeugträgern starten hätte sollen, wurde abgelehnt. Eine verbesserte F-117B für die Air Force wurde ebenso ausgeschlagen.

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F-117 als Atombomber

Die F-117A ist ein Einsitzer. Sie ist 20 Meter lang und hat eine Spannweite von 13 Metern. Die Maximalgeschwindigkeit liegt bei 1.100 km/h und ist mit Mach 0,92 im Unterschallbereich. Sie hat 2 Waffenschächte, in denen jeweils nur ein Hardpoint ist. Das heißt, sie war mit nur 2 Bomben bewaffnet. Am häufigsten kam die Lenkbombe GBU-27 (907 kg) zum Einsatz. Der Pilot markierte das Ziel mit einem Laser, das die Bombe dann ansteuerte.

F-117 wirft bei einer Übung 2 Bomben an

Die F-117 konnte alternativ mit den Atombomben B57 und B61 bestückt werden. Es wurde angedacht, atomar-bewaffnete Nighthawks in Großbritannien und Südkorea zu stationieren, um sie bei Bedarf gegen die Sowjetunion einsetzen zu können. Die Idee wurde verworfen, weil die Stealth-Technologie als zu wichtig eingestuft wurde und man Spionage auf ausländischen Stützpunkten befürchtete. 

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Gregor Gruber

Testet am liebsten Videospiele und Hardware, vom Kopfhörer über Smartphones und Kameras bis zum 8K-TV.

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