China testet Hyperschallrakete

China testet Hyperschallrakete

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Militärtechnik

China testet nukleare Hyperschallrakete im Himmel über Peking

China hat kein Problem damit, seine Bevölkerung an den neuesten Rüstungsentwicklungen teilhaben zu lassen – ob diese wollen oder nicht. So sieht man schon mal geheime Kampfjets bei Testflügen, während man im Morgenverkehr an der roten Ampel wartet.

Ein wenig mulmiger als dabei kann einem werden, wenn man gerade bei einem Spaziergang im Abendrot den Tag ausklingen lässt und dabei eine Rakete aufsteigen sieht, die sich scheinbar Richtung Stadtgebiet absenkt.

Passiert ist das am 29. September, um etwa 18 Uhr Lokalzeit. Aufgrund der Nähe des Tests zu Ballungszentren gibt es etliche Fotos und Videos. Auch über Peking war die Rakete zu sehen.

Die Rauchspur der Rakete, die nach dem Test im Himmel zurückgeblieben ist, wurde ebenfalls von mehreren Menschen fotografiert.

Zeitpunkt für Test von Hyperschallrakete bewusst gewählt

Man kann davon ausgehen, dass China diesen Test ganz bewusst in der Abenddämmerung gemacht hat, damit er möglichst gut zu sehen ist. Denn USA sollen damit die „überlegenen“ chinesischen Waffensysteme gezeigt werden, ohne „offiziell“ Infos dazu preiszugeben.

Ganz nach diesem klassischen Schema hat sich China nicht zu diesem Raketentest geäußert. Durch die gut sichtbare Flugbahn gilt es allerdings als ziemlich sicher, dass es eine mehrstufige Hyperschallrakete war.

Man sieht die Rakete in einer abgeflachten ballistischen Flugbahn aufsteigen. Nach dem Überschreiten des Scheitelpunkts ändert sich die Intensität des Lichtstrahls und die Flugbahn ist geradliniger. Das deutet darauf hin, dass hier das HGV (Hypersonic Glide Vehicle) von der Booster-Stufe abgetrennt wurde.

Solche Gleiter können bei Hyperschallgeschwindigkeit (ab Mach 5, 6.174 km/h) manövrieren, Ausweichmanöver durchführen und in niedriger Flughöhe auf das Ziel zufliegen. Das erschwert gegenüber einer herkömmlichen ballistischen Rakete das Berechnen der Flugbahn und des Einschlagorts und damit auch das Abfangen.

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Vermutung 1: DF-26D

Derzeit kursieren 2 Theorien dazu, welche Hyperschallrakete China getestet hat. Eine Vermutung ist, dass es sich um eine DF-26D handelt. Das ist eine Weiterentwicklung der DF-26. Die DF-26 wurde Mitte der 2010er-Jahre in Dienst gestellt.

Die DF-26 hat ursprünglich keine HGV-Fähigkeit, was sich mit der DF-26D aber womöglich geändert hat. Gegen diese Theorie spricht, dass die bei der Militärparade am 3. September gezeigte DF-26D nahezu dieselbe Nasenform hat wie die älteren DF-26-Modelle. Für ein HGV würde man eine flachere Spitze, etwa in der Form eines Schnabels, erwarten.

Vermutung 2: DF-27

Daher vermuten andere Rüstungsexperten, dass eine DF-27 getestet wurde. Diese soll auf der DF-26 basieren, aber für ein HGV vorgesehen sein. Der Name DF-27 ist bisher unbestätigt, womöglich wird die Rakete auch als DF-26E bei der chinesischen Armee eingeführt.

Die DF-27 wird spätestens seit dem Jahr 2021 entwickelt. Die Reichweite soll bis zu 8.000 km betragen. Genau wie die DF-26, soll auch die DF-27 mit konventionellen und nuklearen Sprengköpfen bestückt werden können.

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Mit konventionellem Gefechtskopf wurde sie von chinesischen Staatsmedien als „Flugzeugträger-Killer“ angepriesen. Durch die Geschwindigkeit und Flugbahn soll sie angeblich „unstoppbar“ sein und könne auch nicht von Zerstörern der Arleigh-Burke-Klasse abgefangen werden. Diese sind auf Luftabwehr spezialisiert. Meist wird jeder US-Flugzeugträger im Einsatz von 2 oder 3 Burkes begleitet, die ihn vor Antischiffsraketen und Flugangriffen schützen sollen.

Mit einem nuklearen Gefechtskopf könnten tief aus dem chinesischen Festland heraus US-Stützpunkte im Pazifik beschossen werden, die etwa in Südkorea und Japan sind. Sollte die Reichweite von 8.000 km tatsächlich stimmen, könnte sogar Hawaii mit der DF-27 erreicht werden, wenn sie von der chinesischen Küste aus startet.

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Gregor Gruber

Testet am liebsten Videospiele und Hardware, vom Kopfhörer über Smartphones und Kameras bis zum 8K-TV.

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