Was beim Laden von E-Autos zu beachten ist
In der Rubrik "Frag die futurezone" können Leser ihre Fragen zu IT-Themen einschicken, die wir dann beantworten. Besonders viele haben uns zum Thema Elektroautos erreicht, speziell wenn es um das Laden der Akkus geht: Wo kann ich mein Elektroauto aufladen, was brauche ich dazu, kann man dabei etwas falsch machen und wie finde ich die nächste Ladestation? Was kostet mich eine Wallbox, wie viel kostet das Laden bei öffentlichen Stationen und was passiert, wenn ich mit leerem Akku liegen bliebe?
Beginnen wir ganz am Anfang. Wer sich ein Elektroauto anschaffen will, wird zunächst wissen wollen, wie man sein künftiges Auto am effizientesten zuhause aufladen kann. Wer einen Garagenplatz hat, hat bereits einen Teil der Antwort. Für diejenigen, die keinen Garagenplatz haben, ist die Sache etwas komplizierter - mehr dazu weiter unten bei dem Thema: Öffentliche Ladeinfrastruktur.
Bei Garagen am Arbeitsplatz muss man sich natürlich mit dem Arbeitgeber auseinandersetzen, ob ein Ladepunkt zur Verfügung gestellt werden kann.
Garage im Mehrparteienhaus
Bei einem privaten Garagenabstellplatz in einem Mehrparteienhaus, muss man sich an die baurechtlichen Rahmenbedingungen halten, um einen Ladepunkt installieren zu können. Müssen alle Miteigentümer der Errichtung eines Ladepunktes zustimmen, kann es kompliziert werden. Durch eine Gesetzesänderung, die bereits in Arbeit ist, soll dieses Vorhaben künftig erleichtert werden.
Sind in einer Mehrparteienhausgarage bereits Ladepunkte vorhanden, sollte man sich beim Errichten der Ladeinfrastruktur mit seinen Nachbarn abstimmen, um bei gleichzeitigem Laden nicht das Stromnetz zu überlasten.
Mit Starkstrom zuhause laden
Grundsätzlich können E-Autos auch mit einer herkömmlichen Haushaltssteckdose geladen werden. Dies ist allerdings nicht wirklich praxistauglich, da der Ladevorgang extrem lange dauert - zum Teil sogar mehr als einen ganzen Tag.
Einen recht effizienten Ladepunkt hat in Österreich fast jeder Hausbesitzer ohnehin zuhause: die rote CEE-Steckdose, auch Starkstromstecker oder kleiner Industriestecker genannt. Wer diesen Stecker zum Laden verwenden will, muss allerdings ein passendes Adapterkabel verwenden. Diese haben meist eine so genannte "In-Kabel-Kontrollbox" (In-Cable Control Box, kurz "ICCB") integriert.
Intelligentes Kabel
Die ICCB übernimmt dabei die Kommunikation zwischen Fahrzeug und Stromnetz und teilt der Ladestelle die maximal mögliche Ladeleistung des Autos mit. So gesehen übernimmt die ICCB die Sicherheits- und Kommunikationsfunktionen, die ansonsten von der Ladestation übernommen werden.
Das Laden an herkömmlichen Steckdosen, sei es die Haushaltssteckdose, der kleine Industriestecker oder der blaue CEE-Stecker, sollte aber nicht zur Regel werden, da es weder für das Stromnetz noch für das Fahrzeug optimal ist. Laden mit ICCB-Kabel wird oft auch als Notladung bezeichnet und eignet sich etwa perfekt, wenn man irgendwo auf Besuch ist.
Die meisten Hersteller bieten für ihre Fahrzeuge passende ICCB-Kabel, wenn sie nicht ohnehin den E-Autos beiliegen. Ansonsten gibt es auch im freien Handel zahlreiche Anbieter von ICCB-Kabeln. Hier sollte man sich allerdings genau erkundigen, welches Kabel bei welchen Fahrzeugen passt.
Wallbox
Zur Anschaffung eines Elektroautos gehört eigentlich auch die Installation einer passenden Wallbox - sofern man eine Garage hat. Hier gibt es zwei Arten von Wallboxen: die "dummen" und die "intelligenten". Ein praktischer Vorteil von Wallboxen ist, dass sie bereits über ein passendes Kabel verfügen und man nicht umständlich das ICCB-Kabel aus dem Kofferraum holen muss. Aktuell wird die Anschaffung einer Wallbox staatlich gefördert.
Eine "dumme" Wallbox ist im Grunde nicht viel mehr als ein ICCB und steuert eben den Ladevorgang zwischen Stromnetz und Fahrzeug. Im Gegensatz zu ICCB-Kabeln, die als rein portable Lösung gesehen werden sollten, kann eine Wallbox mehr Leistung - sofern vorhanden - an das Fahrzeug weitergeben.
Ein zeitversetztes Laden kann, damit das Auto in der Nacht geladen und am nächsten Morgen mit vollem Akku abfahrtsbereit ist, in der Regel über das Infotainmentsystem des Autos eingestellt werden. Der ÖAMTC hat sich zwölf Wallbox-Modelle angesehen und miteinander verglichen. Eine Wallbox kostet ungefähr zwischen 500 und 2000 Euro. Dazu kommen noch die Kosten für die Installation.
Smarte Wallbox
Eine intelligente Wallbox lässt sich etwa mit einem Smart Meter vernetzen und per Mobilfunknetz, LAN oder WLAN mit dem Internet verbinden. Dadurch lassen sich die Ladevorgänge digital erfassen. Ebenso kann man dadurch beispielsweise seine Wallbox im Mehrparteienhaus vom Zugriff Fremder schützen.
Auch wenn eine intelligente Wallbox ein wenig teurer ist, lohnt sich der Aufpreis langfristig. So kann man künftig etwa seinen selbst erzeugten Solarstrom direkt ins Auto einspeisen. In Mehrparteienhäuser können mehrere Wallboxen zu einer Lade-Community zusammengeschlossen werden, was nicht nur bei der Auslastung des Stromnetzes Vorteile bringt, sondern auch Preisvorteile beim Energieverbrauch bringen kann.
Etwas weiter in die Zukunft geschaut, könnten die Akkus der E-Autos mithilfe intelligenter Wallboxen und Smart Meter ein Teil des gesamten Stromnetzes werden und dabei als Energiespeicher dienen. Lokal produzierte Energie würde dabei direkt in den E-Auto-Akku fließen, wo sie zwischengespeichert wird und dabei hilft, das Stromnetz zu stabilisieren.
Öffentliche Ladestationen
Öffentliche Ladestationen setzen auf einige verschiedene Steckersysteme. Der gängigste Anschluss dabei ist der Stecker vom Typ 2, der eine Ladeleistung von bis zu 43 kW unterstützt. Daneben gibt es noch den Typ 1 Stecker, der vor allem in älteren E-Auto-Modellen vorkommt und zunehmend verschwindet. Mit dem CCS Combo 2 Stecker kann bei DC-Gleichspannung mit bis zu 350 kW geladen werden. Mit dem CHAdeMo-Stecker, der häufig bei japanischen E-Auto-Herstellern vorkommt, kann mit bis zu 150 kW geladen werden.
Tesla-Autos verwenden einen modifizierten Typ-2-Stecker. Dadurch können sie an Supercharger mit bis zu 120 kW laden, aber auch gleichzeitig auf die öffentliche Ladeinfrastruktur zurückgreifen.
Kein Verzeichnis für Ladepunkte
Ein zentrales Verzeichnis für Österreich, in dem alle öffentlichen Ladepunkte samt ausführlicher Zusatzinformationen aufgelistet sind, gibt es (noch) nicht: Was nützt einem Elektroautofahrer zu wissen, wo sich der nächste Ladepunkt befindet, ohne die Sicherheit zu haben, dass die entsprechende Ladestation auch funktionsfähig ist. Auch Informationen über Ladestandard, Ladeleistung, Stecker, Preise und Zahlungsmöglichkeiten sind, wenn überhaupt, nur vereinzelt bei manchen Anbietern zu finden.
Hier empfiehlt es sich auf einen der verlässlicheren und größeren Anbieter zu vertrauen, beispielsweise Smatrics, ÖBB, manche Supermärkte, Wien Energie, EVN oder andere Energieversorger. Mit dem E-Tankstellenfinder betreibt auch der Energieversorger Kelag ein umfangreiches Ladestellenverzeichnis.
In den Apps von Wien Energie oder Smatrics sieht man genau, welche Ladepunkte aktuell außer Betrieb sind, welche belegt sind und welche Stationen mit wieviel kW geladen werden können.
Daneben gibt es zahlreiche Ladepunkte bei Gemeindeämtern, Hotels und diversen Unternehmen. Hier empfiehlt sich ein Anruf, ob die Ladestation auch wirklich in Betrieb ist und verwendet werden kann.
Öffentliches Schnellladen
Anders als bei der Wallbox zuhause, gibt es öffentliche Ladestationen bei denen mit bis zu 50 kW - manchmal sogar mit 100 kW oder auch mehr - geladen werden kann, sofern das Auto diese Leistung auch verarbeiten kann.
Der Fahrzeughersteller Tesla betreibt sein eigenes Ladenetz mit eigenen Ladestationen. An den so genannten Supercharger, die eine maximale Ladeleistung von 145 kW aufweisen, können allerdings nur Tesla-Autos geladen werden.
Beim Laden zuhause kommt es natürlich auf den Stromtarif an. Hier kann es nützlich sein, sich beim Energieanbieter zu erkundigen, welche Tarife für das Laden von E-Autos am besten geeignet sind.
Grundsätzlich richten sich die Preise an öffentlichen Ladestationen nach Dauer des Ladevorgangs und wie hoch die gewählte Ladeleistung ist. Manche Ladepunkte verfügen nicht über ein eigenes Kabel. Daher ist es ratsam, ein entsprechendes Ladekabel stets bei sich zu führen.
Die öffentlichen Ladepunkte können weitgehend verwendet werden, ohne dass man ein Abo oder eine Mitgliedschaft abschließt. Wer jedoch - etwa bei Wien Energie - eine entsprechende Ladekarte beantragt und sich ein Konto, samt Abbuchungsauftrag erstellt, kommt günstiger davon. Wer direkt an der Ladestation per Kreditkarte, PayPal oder Bankomatkarte bezahlt, muss mit teils kräftigen Aufschlägen rechnen.
Preis sind nicht vergleichbar
Bei öffentlichen Ladestationen sind die Kosten äußerst schwer zu vergleichen, da viele mit Preisen arbeiten, die auf Abo-Modellen basieren - etwa Smatrics. Die Arbeiterkammer (AK) hat zu diesem Thema eine Studie durchgeführt und eklatante Mängel bei der Transparenz und der Vergleichbarkeit festgestellt. Verglichen wurden dabei 4000 öffentlichen Ladestationen in Österreich und insgesamt 20 unterschiedliche Tarife von elf Anbietern.
Was kostet das Laden von E-Autos?
Die Arbeiterkammer ist in ihrer Untersuchung zum Ergebnis gekommen, dass pro 100 Kilometer Fahrleistung für den günstigsten Vertragstarif 2,92 Euro und für den Teuersten 8,33 Euro fällig werden.
Bei Pauschalangeboten bezahlen E-Autofahrer für eine 100 Kilometer lange Wegstrecke zwischen 3,26 Euro und 5,96 Euro. Bei den Direct-Payment Tarifen kostet eine 100 Kilometer lange Fahrtstrecke mit dem günstigsten Tarif rund 4,50 Euro und mit teuersten Tarif 8,40 Euro.
Im Schnitt bezahlen E-Auto-Fahrer 4,88 Euro pro 100 Kilometer, rechnete die AK vor. Im Vergleich zu Verbrennungsmotoren, wo sich die Kosten auf acht bis neun Euro belaufen, sei dies deutlich günstiger.
Was passiert, wenn man mit leerem Akku liegen bleibt?
Während es bei herkömmlichen Autos mit Verbrennungsmotor reicht, wenn jemand einen Treibstoffkanister vorbeibringt, ist es bei E-Autos nicht ganz so einfach. "Bleibt jemand mit einem Elektroauto liegen, weil der Akku plötzlich leer ist, schleppen wir das Auto bis zur nächsten Ladestation oder bis zum nächsten ÖAMTC-Stützpunkt ab, wo es ebenso Ladepunkte gibt", erklärt ÖAMTC-Cheftechniker Max Lang im Gespräch mit der futurezone im vergangenen August. "Eine solche Akku-Panne kommt nur vereinzelt, aber doch immer wieder einmal vor."
BMW hatte etwa zum Marktstart seines ersten E-Autos eine Flotte an mobilen Ladegeräten angeschafft, um gestrandete Fahrzeuge mit Strom versorgen zu können. "Die Erfahrung aus den vergangenen vier Jahren hat allerdings gezeigt, dass praktisch niemand mit einer leeren Batterie liegen bleibt. Die mobilen Ladegeräte wurden deshalb mehrheitlich wieder eingezogen", erklärte BMW-Sprecher im August gegenüber der futurezone.
Unterm Strich
Die Ladearchitektur der E-Autos ist so ausgelegt, dass man beim Laden des Akkus eigentlich nichts falsch machen kann - falsch machen im Sinne von das Auto zu beschädigen. Eher noch, dass man das hauseigene Stromnetz durch die Dauerleistung überlastet.
Optimal für E-Autobesitzer ist es natürlich einen privaten Ladepunkt, etwa eine intelligente Wallbox in der Garage, zu haben, an dem man das Auto über Nacht aufladen kann. Denn dann ist man auf die öffentliche Ladeinfrastruktur nur in wenigen Fällen angewiesen.
Problematisch bei öffentlichen Ladestationen ist weniger die Anzahl der Ladepunkte, sondern vielmehr der Wildwuchs und das Fehlen von verlässlichen Angaben zu den einzelnen Ladepunkten. Genau diese Ungewissheit führt dann am Ende zur meist ohnehin unbegründeten Reichweitenangst.