WeAreDevelopers: „Wollen nicht nur einen Superstar, sondern viele“
Die Wiener Entwicklerkonferenz WeAreDevelopers hat in den vergangenen vier Jahren ein rasantes Wachstum hingelegt. Während 2015 noch rund 200 Entwickler auf der Burg Perchtoldsdorf trafen, strömten dieses Jahr mehr als 8000 Fachbesucher aus aller Welt in das Austria Center Vienna. Damit ist man bereits jetzt die größte Entwicklerkonferenz Europas – doch WeAreDevelopers Gründer Benjamin Ruschin, Sead Ahmetovic und Thomas Pamminger sehen noch ausreichend Potenzial. „8000 Leute sind nett, aber da ist noch Luft nach oben“, sagt Ruschin im Gespräch mit der futurezone.
Die erste Bilanz nach dem dreitägigen Event (16. bis 18. Mai) fällt dennoch sehr positiv aus. „Wir sind sehr froh, weil es sehr gut geklappt hat. Wir sind auch bereits am Planen für den Kongress nächstes Jahr“, sagt Pamminger. Stargast Steve Wozniak lieferte ähnlich positives Feedback wie die Besucher: „Wozniak war sehr angetan vom Kongress, auch aufgrund der Größe. Er hat auch gesagt, dass er das in dieser Größe noch nicht so oft erlebt hat“, erklärt .
(Zu) gut gefüllt
Die Hauptbühne war aber auch abseits von Wozniak stets gut besucht, wie Ruschin erklärt: „Auf dem Kongress wurde auch deutlich, dass die Leute nicht nur wegen Wozniak gekommen sind, sondern wegen dem ganzen Programm.“ Neben Wozniak traten unter anderem John Romero, mit „Doom“ der Erfinder des Shooter-Genres, „Trello“-Gründer Joel Spolsky sowie Bitcoin-Guru Andreas Antonopolous auf der Bühne.
Der Andrang auf viele Vorträge war dermaßen groß, dass auch die Feuerwehr eingreifen und Teilnehmer aus den Vortragssälen hinausschicken musste. „Wir sind ein paar Vorträgen an die regulatorischen Grenzen gestoßen. Wir haben einige davon aber in andere Räume verlegt und das hat dann relativ gut funktioniert“, erklärt Ahmetovic. „Wenn man eine Konferenz mit 150 Vorträgen besucht, kann man ohnedies nie alle Vorträge besuchen. Deswegen stellen wir auch Aufzeichnungen zur Verfügung.“ Das Feedback der Teilnehmer fiel aber dennoch positiv aus, da man „sehr rasch auf die Situation reagiert hat“. „Das ist wie ein dreitägiger Liveauftritt, bei dem man ständig reagieren muss“, sagt Pamminger.
Zukunft in Wien ungewiss
Das Ziel „zu wachsen und die Qualität hoch zu halten“, sei aber dennoch gelungen – auch dank der rund 250 Freiwilligen, die rund um den Kongress mithalfen. Der Community-Effekt sei dieses Jahr besonders gut spürbar gewesen. „Wir konnten dieses Jahr selbst erleben, wie sich die Leute miteinander vernetzt haben. Über die App sind die Leute aktiv geworden und haben sich miteinander unterhalten, Slack-Channel und Gruppen gegründet und sich zu Parties verabdredet“, sagt Ruschin. „Es war schön zu sehen, wie diese Community rund um entstanden ist.“
Ob die WeAreDevelopers-Konferenz auch nächstes Jahr in Wien stattfinden wird, ist nach wie vor unklar. „Wir haben ja schon angekündigt, dass wir internationalere Veranstaltungen machen wollen – nicht nur in Wien – und daran arbeiten wir jetzt“, sagt Ruschin. Eine Entscheidung werde man in den kommenden Wochen bekannt geben. „Das ist auch keine Hinhalte-Taktik. Wir haben bislang noch nichts unterzeichnet und schauen uns das jetzt an“, erklärt Ahmetovic. Denkbar sei auch, dass man künftig statt einem Kongress mehrere Events veranstalte. „Wir haben aber schon gesagt, dass Wien unser Hauptquartier bleiben wird, egal was mit den Events passiert.“
Tabs or Spaces?
Während des WeAreDevelopers-Kongresses kündigte man auch die Gründung einer neuen Firma namens „Tabs or Spaces“ an. Diese soll Unternehmen dabei helfen, Entwickler zu finden. „WeAreDevelopers war der Trigger für Tabs or Spaces“, erklärt Ruschin. „Wir haben mit vielen Unternehmen die Erfahrung gemacht, dass es sehr viel Bedarf an Beratung dafür gibt, wie sie sich besser mit Entwicklern vernetzen können und wie sie ihnen eine bessere Arbeitsumgebung bieten können.“
Dabei erklärt man den Unternehmen beispielsweise, wie sie Teil der Community werden und attraktive Veranstaltungen, wie Hackathons, durchführen können. „Das sind Themen, wo wir selbst nach Unternehmen gesucht haben, die hier Hilfestellung bieten können. Wir haben da nichts finden können.“ Einige große Beratungsfirmen würden derartige Dienstleistungen zwar als Zusatzangebot anbieten, darauf spezialisierte Unternehmen gibt es aber bislang noch nicht.
„Der Name Tabs or Spaces ist ein schönes Beispiel für die Problematik. Wenn man zu einem Unternehmen geht und Verantwortliche fragt, was das bedeutet, sind sie meist ratlos. Das ist für uns ein schöner Aufhänger und erklärt gut, was wir tun.“ Der Firmenname ist eine Anspielung an die unter Programmierern beliebte Frage. Dabei bezieht man sich auf eine seit Jahrzehnten anhaltende Diskussion über den Einrückungsstil von Code. Während viele den Abstand mit der Tabulator-Taste einfügen, ziehen andere es vor, mehrmals Leerzeichen einzufügen.
Geleitet wird das Unternehmen von Natalia Korotaeva, die unter anderem den Facebook Developer Circle nach Wien holen konnte. „Wir haben mit der Natalie Korotaeva jemanden gefunden, die selbst eine Entwicklerin und international anerkannt ist. Wir wollen mit Tabs or Spaces nicht nur in Österreich Unternehmen helfen, sondern auch international“, erklärt Ruschin.
Wunschkandidat Elon Musk
Bei WeAreDevelopers will man sich weiter auf „Events, die den Karriereweg von Entwicklern verbessern“, konzentrieren. Nach der geglückten Verdopplung dieses Jahr will man vorerst kein Ziel für 2019 ausgeben. „Wir haben noch keine konkrete Zahl im Kopf, aber wir werden weiter wachsen“, sagt Ruschin.
„Wir versuchen gerade grundsätzlich zu definieren, was die Kernthemen für nächstes Jahr sein werden. Basierend darauf werden wir dann auch die Speaker auswählen. Da werden sicher auch einige große Namen wieder dabei sein“, erklärt Ahmetovic. Auf die Frage nach seinem Wunsch-Speaker muss er nicht lange nachdenken: „Elon Musk, keine Frage.“ Ruschin gibt sich pragmatischer: „Wir wollen nicht nur einen Superstar haben, sondern viele davon.“
Die futurezone ist Medienpartner der WeAreDevelopers-Konferenz