Weltweit erste schwimmende, senkrechte Solarfarm in Deutschland eröffnet
Kürzlich wurde im bayerischen Landkreis Starnberg die größte schwimmende, senkrechte Solarfarm der Welt in Betrieb genommen. Die in einem Baggersee schwimmende Anlage besteht aus senkrecht aufgestellten Solarpaneelen und soll mit einer Leistung von 1,87 MW pro Jahr 2 GWh Strom erzeugen, wie heise berichtet. Mit dieser Energiemenge könnten bis zu 600 Haushalte ein Jahr lang mit Strom versorgt werden. Aber in diesem Fall wird das Kieswerk die Energie selbst nutzen.
Das außergewöhnliche Kraftwerk wurde am Freitag im Beisein von rund hundert Gästen, darunter Politikern wie dem bayerischen Ministerpräsidenten Markus Söder (CSU), feierlich eröffnet. Es sei „einfach eine geile Geschichte, was man hier sieht“, meinte er vor Ort in der Gemeinde Gilching, berichtet die Süddeutsche Zeitung. Außerdem lobte Söder die „Ingenieurskunst“ hinter der Anlage und ihre „positive Botschaft“.
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Politiker eröffneten die neue Solarfarm feierlich auf einem Floß.
© APA/dpa/Peter Kneffel / Peter Kneffel
Produziert Strom abseits von Spitzenzeiten
Anders als bei herkömmlichen Anlagen sind 2.600 Paneele bei dieser Solarfarm in einem 90-Grad-Winkel in einem See aufgestellt. Die Reihen sind durch Wasserkorridore getrennt, wodurch sie genug Licht für die Stromerzeugung erreichen soll. Wegen der senkrechten Bauweise produziert die Anlage vor allem dann Strom, wenn die Sonne tief steht – also am Vormittag und am Nachmittag.
Für das Kieskraftwerk soll das ein Vorteil sein, weil mittags ohnehin ein Energieüberschuss im Netz vorhanden ist. In einem Testbetrieb konnte der Bezug von Energie aus dem normalen Stromnetz dank des schwimmenden Kraftwerks bereits um 60 Prozent reduziert werden – angestrebt werden längerfristig allerdings 70 Prozent.
Die sogenannte Skipp-Float-Anlage auf Schwimmkörpern ist in einer Wassertiefe von 1,6 m auf dem Grund des Kiessees verankert. Die einzelnen Paneele sind wiederum mit Seilen verbunden, sodass sie starkem Wind standhalten und dadurch nicht aneinanderstoßen und kaputtgehen. Bei starkem Wind kippen die Module um und richten sich dann wieder auf, sodass man sie nicht aufwändig stützen muss. Diese Sicherheitsmaßnahme soll die Anlage auch bei wechselnden Wasserständen stabilisieren.
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Maximal 15 Prozent der Seefläche
Insgesamt bedeckt die Anlage nur 4,65 Prozent der Wasseroberfläche – das ist wohl ein wichtiges Argument für die senkrechte Aufstellung. Denn in Deutschland ist es gesetzlich maximal erlaubt, 15 Prozent der Oberfläche von künstlich angelegten Gewässern wie Baggerseen für Photovoltaik-Anlagen zu bedecken. Eine herkömmliche Anlage würde auf der begrenzten Fläche verhältnismäßig weniger Strom produzieren.
Zu einem späteren Zeitpunkt will die Betreiberfirma Sinn Power die schwimmende Solarfarm noch erweitern. Dann soll sie 10 Prozent des Baggersees bedecken und noch 1,7 GW mehr Strom produzieren.
Die senkrechten Paneele sollen auch das Ökosystem weniger stören, weil Sonnenlicht weiterhin die Wasseroberfläche der Kiesgrube erreicht und der Sauerstoffaustausch dadurch nicht gestört wird. Laut Betreiber könnten Wasservögel die Schwimmkörper unter den Leitungen sogar als Brutplätze nutzen.
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Betreiber verhandelt mit italienischer Marine
Die Firma Sinn Power arbeitet bereits seit 10 Jahren an schwimmenden Kraftwerken, die sie in der Vergangenheit bereits an einem Forschungsareal vor der Insel Kreta aufgebaut hat. Dort zeigte sich, dass diese Anlagenform auch starkem Wellengang und Meerbedingungen standhält. Sinn Power führt derzeit auch Gespräche mit der italienischen Marine über eine mögliche Errichtung auf der Hochsee, wo sie militärische Stützpunkte versorgen könnte.