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PS5 DualSense Edge Controller im Test: Überfällig und sauteuer

Microsofts Elite Wireless-Controller gibt es mittlerweile in der Generation 2. Der erste erschien 2015, der zweite 2019. Von Sony gab es bisher… nichts. Gamer*innen, die mehr als nur den Basic-Controller wollen, konnten nur neidisch zur Xbox schielen oder mussten sich mit Produkten von Drittherstellern begnügen.

Nun ist es aber 2023 und Sony denkt, die Zeit ist reif, einen eigenen Pro-Controller zu veröffentlichen: den DualSense Edge Controller. Mit dabei ist das, was dabei sein sollte: Triggerstops, Paddles und austauschbare Analogsticks.

Als Belohnung für das geduldige Warten auf den Controller gibt es ein Loch am Konto. Mit einem UVP von 240 Euro ist der Edge brutal teuer. Zum Vergleich: Den Elite Wireless 2 von Microsoft gibt es im freien Handel ab 150 Euro und eine PS5 Digital Edition hat zum Launch 400 Euro gekostet. Ich habe getestet, ob der Controller die lange Wartezeit und den hohen Preis wert ist.

Hübsche Hülle ist hübsch schwer

Der Edge kommt in einer weißen Hartschalenhülle. Damit ist er auch unterwegs gut geschützt. Die Hülle wiegt, samt Zubehör, 441 Gramm. Liegt noch der 335 Gramm schwere Controller darin, schleppt man ein Dreiviertelkilo mit sich herum. Die Hülle hat noch ein Gimmick. Über eine Klappe an der Rückseite, kann der Controller aufgeladen werden, während er in der Hülle ist.

Das mitgelieferte Zubehör hat seine vorgesehenen Plätze. Oben ins Netz kommt das 2,75 Meter lange, geflochtene USB-Kabel (gut zusammenrollen, im Netz ist es eng). Unten sind Steckplätze für die 2x2 Paddles, 2x2 Analogsticks und das Kabelschloss. Damit kann das USB-Kabel an dem Controller per Schiebehebel verankert werden, damit es sich in hitzigen Gefechten nicht löst.

Stick-Module können ersetzt werden

Wer sich wundert, ob im Lieferumfang etwas vergessen wurde: Nein, der Platz in der Mitte der Hülle ist absichtlich frei. Hier kann ein Analogstick-Modul parken, bis es benötigt wird. Beim Edge lassen sich nämlich die Stick-Module tauschen. Das ist eine sehr gute Idee, da sich die Schalter in diesen Modulen abnutzen und dabei z.B. Joystick-Drift entwickeln können. Das passiert bei jedem derzeit erhältlichen Controller, weil alle Hersteller günstige Komponenten verwenden.

Beim Edge reichen 2 Hebel, um das Modul austauschen – man muss sich also keine YouTube-Tutorials ansehen und den Controller aufschrauben, wenn ein Analogstick mal nicht mehr so will, wie er sollte. Ein Ersatz-Stick-Modul wird von Sony um 25 Euro verkauft. Für einen UVP von 240 Euro und dafür, dass in der Hülle schon ein Platz vorgesehen ist, hätte Sony ruhig ein Stick-Modul mitliefern können.

Ob Sony zukünftig andere Stick-Module anbieten wird, z.B. mit mehr oder weniger Widerstand oder flacheren Sticks, ist nicht bekannt. Es wäre jedenfalls ein sinnvolles Feature – sinnvoll wäre es aber auch gewesen, den Edge zum PS5-Launch anzubieten und nicht 2 Jahre später.

So sieht ein ausgebautes Stickmodul aus

Schwerer als der normale PS5-Controller

Größe und Haptik des Edge entsprechen der des normalen PS5-Controllers. Ist einem also schon der zu groß, wird man auch mit dem Edge keine Freude haben.

Nimmt man das erste Mal den Edge in die Hand, fällt sofort das höhere Gewicht im Vergleich zum regulären Controller auf. Dadurch hat er eine leichte Tendenz, nach vorn kippen zu wollen – ich persönlich würde es bevorzugen, wenn das Gewicht weiter hinten liegt, damit er in die Handflächen kippt und nicht davon weg.

Nutzt man den Edge per USB-Kabel und der Kabelsperre, wird die Kipp-Tendenz verstärkt. Falls ihr euch fragt, wozu man die Kabelsperre braucht: Für den Controller kann der Input per USB-C-Kabel in den PS5-Einstellungen aktiviert werden. Sollte in der Hitze des Gefechts oder bei einem kleinen Wutausbruch wegen einer schlechten Runde das Kabel getrennt werden, ist die Verbindung kurz weg – was die Sperre eben verhindert.

Gegenüber der kabellosen Verbindung reduziert die USB-Verbindung den Lag, also die Eingabeverzögerung. Für reguläre Gamer*innen ist das vermutlich egal, aber E-Sportler*innen freuen sich darüber.

Weniger Widerstand bei den Tasten

Das Steuerkreuz und die Tasten auf der rechten Seite haben eine Spur weniger Widerstand als beim normalen PS5-Controller, was sehr willkommen ist. Das Touchpad und die L2- und R2-Tasten haben eine Textur verpasst bekommen, die griffiger ist: eine sinnvolle Änderung.

Verpasst wurde aber die Chance, die L1- und R1-Tasten zu verbessern. Diese wackeln im Edge genauso ungut herum wie im normalen PS5-Controller. Für einen 240-Euro-Controller ist das tragisch.

Die L3- und R3-Tasten wurden nicht verändert. Hier gibt es immer noch einen kurzen Weg, bevor sie anstehen und dann ausgelöst werden. Für mich ist der Widerstand zum Drücken immer noch etwas zu hoch.

Austauschbare Sticks und Trigger-Sperre

Die Analogsticks können ganz einfach durch Hochziehen getauscht werden. Im Lieferumfang sind die klassischen konkaven Sticks und 2 Paar konvexe Sticks enthalten – einmal flach und einmal hoch. Mix-and-Match ist natürlich möglich. Ich verwende z.B. links konkav und rechts den kurzen konvexen.

Das Feature, auf das ich seit dem Xbox Elite sehnlichst gewartet habe, ist die Trigger-Sperre. Über einen Schieberegler an der Rückseite können die L2- und R2-Taste „kurzgeschaltet“ werden. Bei der mittleren Stellung reicht der halbe Weg, um sie auszulösen. Bei der kurzen Stellung ist der nochmals reduziert. Die Trigger sind aber auch dann nicht unmittelbar, weil sie immer noch etwas Weg haben. Ein unabsichtliches Auslösen ist also selbst bei der kurzen Stellung unwahrscheinlich.

Warum sollte man das überhaupt wollen: Ein kürzerer Weg heißt ein schnelleres Auslösen der Taste. Gerade bei Shootern macht das viel Sinn. Prinzipiell hilft es aber bei jedem Spiel, bei dem die Trigger-Tasten wie reguläre Tasten belegt sind (z.B: Schießen bei Shootern) anstatt wie analoge Tasten (z.B.: Gasgeben bei Rennspielen).

Zu beachten ist, dass bei der Trigger-Sperre die adaptive Trigger-Funktion reduziert bzw. deaktiviert ist. Will man etwa den Widerstand beim Ziehen des Bogens spüren, muss man die Trigger-Sperre lösen – was glücklicherweise mit den Hebeln schnell und unkompliziert geht.

Die Trigger-Sperre hat 3 Stufen. In der obersten sind die Trigger normal nutzbar, Stufe 2 und 3 reduzieren den Weg bis zum Auslösen

Nur 2 statt 4 Paddle-Tasten

Das zweite wichtige Feature für einen erweiterten Controller sind Paddle-Tasten an der Rückseite. Während viele andere Controller 4 Stück haben, hat der Edge-Controller nur 2. Das ist schade, aber immer noch besser als gar keine Paddles.

Im Lieferumfang sind 2 Größen von Paddles enthalten. Sie werden magnetisch an der Rückseite eingehängt und lassen sich so blitzschnell wechseln oder abnehmen, wenn man sie gerade nicht benötigt.

Hier ist der große Paddle korrekt herum montiert...

Die 2 Paddle-Arten können nach Belieben gemischt werden. Als Bonus-Feature können die großen Paddles vertauscht werden, also der Linke lässt sich auch rechts verwenden und umgekehrt. Das bringt das Paddle etwas weiter weg vom Controller-Griff, was für manche Gamer*innen mit großen Händen oder langen Fingern womöglich angenehmer ist.

...und hier auf der "falschen" Seite. Funktioniert beides und kann absichtlich so gemacht werden, um die Position des Paddles zu verändern

Unterhalb der Analogsticks sind 2 Function-Tasten. Diese sind nicht frei belegbar. Außerdem sind sie gleich geschaltet, beide haben dieselbe Funktion. Drückt man die Fn-Taste und eine der rechten Tasten, können die zuvor belegten Profile gewechselt werden. Drückt man die Fn-Taste und am Steuerkreuz nach oben oder unten, wird die Headset-Lautstärke geändert. Links und rechts ändert die Sprachchat/Spielesound-Balance.

Einstellungsmöglichkeiten ohne Makros und Pärchen

Die Profile werden in den PS5-Einstellungen angelegt und bearbeitet. Hier lassen sich fast alle Tasten bei Bedarf neu belegen – die PS-Taste kann nur deaktiviert werden. Ich nutze z.B. die Paddles für die L3- und R3-Tasten. Was leider nicht geht, ist das Einstellen von Makros und Pärchen. Man kann also nicht eine Tastenfolge oder z.B. „L2+R2“ auf eine Paddle-Taste legen. Das ist schade und eine verpasste Chance, um den Gamer*innen einen Mehrwert zu bieten.

Gut umgesetzt ist dafür die Einstellung der Reaktionskurve für die Analogsticks. Die kann, so wie es sein sollte, für beide Sticks getrennt justiert werden. Für die 5 zusätzlichen Kurven zur Standard-Kurve sind Beschreibungen dabei, für welche Art von Spielen sie geeignet sind. Bewegt man den Analogstick, sieht man direkt in den Einstellungen die Position in der Kurve, die tatsächliche Controller-Eingabe und wie diese durch die Kurve verändert wird. Viel verständlicher kann man es nicht machen.

Die Kurven können auf einer Skala von -5 bis +5 feinjustiert werden. Eine eigene Kurve lässt sich aber nicht erstellen. Zusätzlich kann eine Totzone für den Analogstick definiert werden, von 0 bis 30 Prozent. In diesem Bereich werden dann keine Eingaben ausgeführt. Auch für die L2- und R2-Tasten kann bei Bedarf eine Totzone definiert werden.

Super zum Spielen, aber kurze Akkulaufzeit

Ist ein passendes Profil erstellt, machen sich sofort die Vorteile des Edge bemerkbar. Hat man einmal einen Shooter mit Paddles und Trigger-Sperre gespielt, will man nicht mehr darauf verzichten.

Für mich persönlich könnte der Trigger-Weg sogar noch kürzer ausfallen. Die Aluminium-Paddles fühlen sich gut an und sind angenehm leichtgängig. Bei den Analogsticks hätte ich noch gern eine dritte Größe, die kürzer als die beiliegende Standardgröße ist. Schade ist, dass Sony nicht mehr Liebe in das Steuerkreuz gesteckt hat. Die Eingaben fühlen sich oft etwas „klebrig“ an, wie beim normalen PS5-Controller. Eine bessere Haptik wäre dem 240 Euro teurem Edge würdig.

Erschreckend ist die Akkulaufzeit. Nach unter 5 Stunden braucht der Edge neue Energie. Immerhin ist das USB-C-Kabel ausreichend lang für die meisten Wohnzimmer-Situationen, um verkabelt auf der Couch weiterzuspielen.

Fazit

Der Edge-Controller ist das, was ich wollte und macht das, was ich will: Paddles hinzufügen und die Trigger-Wege kürzer. Die Fn-Tasten, um die Headset-Lautstärke und Chat/Audio-Balance schnell zu ändern, ist ein netter Bonus, mit dem ich nicht gerechnet hätte.

Bei einem Preis von 240 Euro fällt es aber sehr schwer, über die Kleinigkeiten hinwegzusehen, die nicht optimal sind. Dazu gehört das leicht klebrige Steuerkreuz, die fehlende Option zum Belegen von Makros und Tastenpärchen und das Fehlen von Analogsticks in einer dritten Größe. Die kurze Akkulaufzeit ist zwar auch lästig, aber dank des beiliegenden, ausreichend langen USB-Kabels, verschmerzbar.

Würde ich den Edge dennoch kaufen: Ja. Auf Paddles und Trigger-Stop will ich nicht mehr verzichten. Zwar könnte man das auch mit einem günstigeren Controller eines Drittherstellers bekommen, aber der Edge hat die adaptiven Trigger und erweiterten Rumblefunktion, auf die ich bei vielen Singleplayer-Games genauso wenig verzichten möchte.

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Gregor Gruber

Testet am liebsten Videospiele und Hardware, vom Kopfhörer über Smartphones und Kameras bis zum 8K-TV.

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