Retro-Games: 5 Wege, um so zu zocken wie früher
Wenn die Pizza wie Pac-Man aussieht und beim Anblick von Ziegelsteinen die Piepmusik von Tetris im Kopf ertönt. Dann hat es einen voll erwischt: das Retro-Fieber.
Um heute klassische Videospiele zu zocken, gibt es mehrere Möglichkeiten. Wir haben für euch 5 Methoden, wie ihr noch einmal in die Games eurer Kindheit erleben könnt.
1. Original-Konsole mit Adapter
Die Authentischste ist, die alten Konsolen und passenden Games zu nutzen. Bei Super Nintendo, PlayStation 1 und Co. muss man beachten, dass diese nicht ohne Weiteres an heutige Fernseher angeschlossen werden können. Die meisten der alten Konsolen nutzen Cinch-Kabel (erkennbar an den Buchsen in Rot, Weiß und Gelb).
Cinch-Kabel
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Auf Amazon und bei anderen Online-Händlern findet man Adapter auf HDMI ab 14 Euro. Oft werden sie als RCA-HDMI-Adapter gelistet – RCA ist die englische Bezeichnung für Cinch. Vorsichtig beim Kauf: Es gibt nicht nur RCA zu HDMI, sondern auch HDMI zu RCA (falls man neue Geräte an alte TVs anschließen will).
Manche Konsolen nutzen andere Anschlüsse, wie etwa der Nintendo Gamecube (AV), für den man einen anderen Adapter oder zusätzliche Kabel benötigt.
Die AV-Ausgänge des Nintendo Gamecube
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Kauft man die Konsole gebraucht aus dem Internet, muss man noch darauf achten, welche Version es ist. Für Europa will man die PAL-Version haben – für die US- und japanischen Varianten benötigt man noch einen Stromumwandler auf 220 Volt und kann außerdem nur die Spiele aus den jeweiligen Ländern verwenden.
Ebenfalls sollte man vorsichtig sein, wenn die Konsole als „Bastlergerät“ oder „ungeprüft“ angeboten wird. Dann ist die Chance hoch, dass sie ganz kaputt ist oder Teile davon nicht funktionieren. Dasselbe gilt für Spiele, egal ob auf CD oder als Modul.
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Vorsicht beim Kauf von Retro-Spielen
Bei Spielen, egal ob für Handheld oder reguläre Konsole, ist die Preisspannweite ebenfalls gewaltig. Sie beginnt bei 5 Euro für Game-Boy-Spiele ohne Verpackung und Schutzhülle und endet bei mehreren Hundert Euro für seltene, neuwertige Games und Sammlereditionen.
Auch hier sollte man vorsichtig sein: Manchmal werden nachgemachte Module als Original verkauft, die man für ein paar Euro auf Aliexpress und ähnlichen Portalen aus China bestellen kann.
Ebenfalls sollte man darauf achten, dass das Spiel zur Region der Konsole passt (PAL, NTSC, NTSC-J), falls es eine Konsole mit Region Lock ist, bzw. ob es die gewünschte Sprache ist. Gerade bei alten Games ist es nicht immer üblich, dass man sich mehrere Sprachen beim Start aussuchen kann.
2. Handheld
Wer keine Lust auf die Adapter-Suche hat, kann sich Richtung der Handheld-Konsolen orientieren. Denn hier ist der Bildschirm schon Teil des Geräts.
Game Boy Pocket oder Game Boy Color bekommt man von gewerblichen oder privaten Anbietern auf diversen Verkaufsplattformen zwischen 60 und 90 Euro in gebrauchtem aber funktionsfähigem Zustand. Neuwertige Geräte können mehrere 100 Euro übersteigen. Bei selteneren Handhelds, wie etwa dem NeoGeo Pocket, muss man eher mit 150 bis über 300 Euro rechnen.
Game Boys in gutem Zustand kann man für unter 100 Euro ergattern
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3. Neue Konsolen für alte Spiele
Ein Trend, den es seit paar Jahren gibt, sind neu produzierte Konsolen von Drittherstellern, die aber mit den alten Games und Modulen funktionieren. Dazu gehört etwa Analogue Pocket. Der unterstützt die ganze Palette an Game-Boy-Modulen, hat aber ein besseres Display und moderne Funktionen. Bis das Gerät aus den USA hier ist, zahlt man mit Versand und Zoll aber knapp 300 Euro dafür.
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Eine Luxus-Heimkonsole ist zB. Polymega. In der Basisversion kann diese CD-Spiele von PS1, Saturn und Mega CD wiedergeben. Außerdem kann man Modulsteckplätze für NES, Super Nintendo, Mega Drive, Atari und N64 dazukaufen. Billig ist das nicht: Die Basis-Konsole kostet 480 Euro, ein Modulsteckplatz mit passendem Controller 70 Euro. Dazu kommen wieder Versand und Zoll.
Die Basisversion der Polymega-Konsole
© Polymega
4. Abodienste
Retro-Titel kann man auch auf aktuellen Konsolen zocken. Das erfordert meist ein Abo. Auf der Nintendo Switch und Switch 2 heißt das „Nintendo Switch Online + Erweiterungspaket“ und kostet 39,99 Euro im Jahr. Das Sortiment umfasst ausgewählte Spiele von der Game-Boy-Ära bis zum Gamecube. Das Angebot wird zwar laufend erweitert, aber bei solchen Abodiensten gilt immer: Ist gerade das eine Game nicht dabei, das man unbedingt mal wieder spielen will, hat man Pech gehabt.
Auf Microsofts Xbox-Konsolen gibt es das „Game Pass“-Abo (ab 13 Euro pro Monat). Da sind zwar auch einige Xbox-360-Spiele dabei, der Fokus liegt aber auf moderneren Games und Indie-Titeln. Auf der PlayStation 4 und 5 muss man 16,99 Euro pro Monat für „PlayStation Plus Premium“ bezahlen, wenn man Zugriff auf den Klassikerkatalog haben will. Es gibt hier über 150 alte Spiele, von PS1 bis PS3 und PSP, doch die PlayStation-1-Games, die man damals am öftesten gezockt hat, fehlen, wie etwa Battle Arena Toshinden, Crash Bandicoot und Ridge Racer 1.
Für Smartphones gibt es Antstream Arcade. Das Service für iOS und Android verspricht über 1.300 lizenzierte Retro-Games, die in der Cloud zur Verfügung stehen (ab 4,99 Euro pro Monat).
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5. Online-Portale
Wirklich Retro wird es, wenn man im Browser am Computer die Spieledatenbank des Internet Archive öffnet. Die ältesten der über 16.000 kostenlosen Titel reichen zurück bis ins Jahr 1979. Viele der PC-Spiele-Oldies können direkt im Browser gespielt werden.
Beim Spiele-Portal gog.com gibt es einen kuratierten Katalog mit 170 PC-Klassikern, hauptsächlich aus den Ende 90er- und 2000er-Jahren. Die Preise reichen von 3 Euro für Einzeltitel bis zu 45 Euro für Sammlungen und Remakes. Die alten Games sind so modifiziert, dass sie auf neuen PCs (und teilweise auch Macs) problemlos laufen.
Vorsicht bei Emulation und ROMs
Ein beliebtes Mittel, um kostenlos an alte Spiele zu kommen, sind Emulatoren. Dabei handelt es sich um Software, die meist am PC genutzt wird, aber auch für Smartphones verfügbar sind. Es gibt sie für die meisten Retrokonsolen. Herunterladen und Nutzen sind rechtlich erlaubt, sofern die Software nicht urheberrechtlich geschützte Teile des Original-Betriebssystems der Konsolen enthält.
Bei den Spielen für die Emulatoren sieht es anders aus. Diese werden ROMs genannt und können auf diversen Portalen heruntergeladen werden. Nach österreichischem Recht ist das aber nicht erlaubt, außer der Rechteinhaber des Spiels hat es explizit zur kostenfreien Nutzung freigegeben. Auch, wenn man das Originalspiel besitzt, darf man das ROM dazu nicht nutzen – weil zu dessen Erstellung ziemlich sicher Kopierschutzmaßnahmen umgangen wurden. Besitzt man das Spiel und will daraus selbst ein ROM machen, ist das als Sicherungskopie theoretisch erlaubt. Allerdings darf diese nicht parallel betrieben werden. Das Game-Boy-Modul, aus dem man das ROM gemacht hat, müsste also erst kaputtgehen, bevor man das ROM im Emulator nutzen darf.
Bei Internethändlern findet man immer wieder für etwa 50 Euro Spielkonsolen, Handhelds und HDMI-Sticks, die Tausende alte, vorinstallierte Spiele versprechen. Diese nutzen meist ein freies Betriebssystem, auf dem Emulatoren laufen. Viele der ROMs auf diesen Geräten verletzen das Urheberrecht der Spielehersteller. Oft ist zudem weder die Hardware noch die Software von hoher Qualität.
Typisches Angebot einer "Retro-Konsole" mit vorinstallierten Spielen auf Aliexpress, in diesem Fall in der Form eines HDMI-Sticks
© Aliexpress
Eine Sondervariante davon sind offizielle Retro-Konsolen mit fix installierten Games. Die kommen zwar nur mit Dutzenden statt Tausenden Games, dafür ist die Qualität der Hard- und Software aber höher.
Solche Konsolen gab es etwa von Nintendo als Nintendo Classic Mini und Nintendo Mini SNES. Auch einen lizensierten Sega Mega Drive Mini gab es. Alle 3 sind mittlerweile ausverkauft und werden nur noch für überzogene Preise angeboten. Neu haben sie unter 100 Euro gekostet, jetzt wollen einige Wiederverkäufer 250 Euro dafür.