Trump, der “nützliche Idiot” größenwahnsinniger Tech-Milliardäre
Ganz neu ist es nicht, doch nun wird es so richtig sichtbar: Der alte neue US-Präsident Donald Trump wird massiv von einigen besonders reichen und einflussreichen Tech-Milliardären unterstützt und wohl auch politisch gelenkt. Schon im Wahlkampf 2016 trat der umstrittene Silicon-Valley-Strippenzieher Peter Thiel öffentlich für Trump auf die Bühne. 2024 bestimmte nun auch Elon Musk das Wahlkampfgeschehen maßgeblich mit. Und beim Wahlkampfmitmischen wird es nicht bleiben. Man kann davon ausgehen, dass die Thiels und Musks in der zweiten Amtsperiode von Trump eine wichtigere Rolle spielen werden als der 78-Jährige selbst.
Akteure wie Thiel und Musk sind keine Vertreter liberaler Demokratien, sie sind noch nicht einmal Vertreter irgendeiner Art Demokratie. Das sagte Thiel in der Vergangenheit auch schon ganz offen. Ihm schwebt vielmehr ein völlig unreguliertes Land vor, in dem große, monopolistische Unternehmen das Sagen haben. Demokratie ist da nur hinderlich. Auch Musk fällt immer wieder mit seiner fragwürdigen politischen Haltung auf: Zuletzt kursierten etwa Berichte, dass er Unterstützung für die Idee zeige, dass eine Regierung sich nur aus “Alphamännern mit hohem Testosteronspiegel” zusammensetzen sollte.
Größenwahnsinnige Hirngespinste
Was vielen, die den Tech-Oligarchen der Sorte Thiel und Musk nach wie vor ehrfürchtig ergeben sind und sie zu einer Art Guru mit Kultstatus erhoben haben, vielleicht noch nicht ganz klar ist, sind die wirklich besorgniserregenden und größenwahnsinnigen Ideen und Ziele, die diese Leute verfolgen. Da geht es längst nicht mehr um schöne Worte wie “Innovation” oder “Disruption”, die man gemeinhin mit dem Traum des Silicon Valley verbindet. Diese Männer, die mit sehr viel Geld und Macht ausgestattet sind, streben eine Welt- und Gesellschaftsordnung an, die man eher mit Bösewichten aus Science-Fiction-Filmen verbinden würde. Doch die Absichten sind real.
Sowohl Peter Thiel als auch Elon Musk sind Vertreter einer radikalisierten Form des sogenannten Longtermism, dem auch weitere Tech-Milliardäre angehören. Ursprünglich entstand Longtermism/Longtermismus aus der philosophischen Denkschule des “effektiven Altruismus”. Doch, was in der Theorie zum Teil harmlos und sogar positiv klingt, hat sich in der sektenartigen Auslegung im Silicon Valley zu einem bedenklichen Trend entwickelt.
Wer dem Longtermism anhängt, der kümmert sich um eine sehr weit entfernt liegende Zukunft, eine Zukunft, die es nach wissenschaftlichen Maßstäben für die Menschheit wahrscheinlich gar nicht geben wird, weil wir dann bereits ausgestorben sein werden. Doch in diesem Denkmuster wird alles auf Millionen und gar Milliarden Jahre hinaus geplant und Entscheidungen so getroffen, dass sie für diese ferne utopische Zeit sinnvoll sind. Alles andere und jede nähere Zukunft und damit zusammenhängende relevante Entscheidungen werden dem untergeordnet und als nicht weiter wichtig betrachtet. So kommt es etwa, dass der Klimawandel für Menschen wie Musk keine Rolle spielt. Aus seiner Sicht muss man auch nichts dagegen tun, weil er der Ansicht ist, dass die Menschheit sich auf ein viel weiter entferntes Ziel fokussieren müsse. Auch Millionen von Toten werden eingepreist, weil sie auf der langfristigen Reise als nicht weiter relevant klassifiziert werden.
Puppenspieler
Werden also Entscheidungen unter Einfluss solcher Hirngespinste getroffen, kann man sich ausmalen, wie die US-Politik künftig aussehen wird. Trump macht sich hier zum “nützlichen Idioten” immens einflussreicher und wohlhabender Tech-Giganten, die ihre ganz eigenen Ziele verfolgen und eine ganz neue Elite schaffen wollen. Auch für sich selbst haben sie natürlich die passenden Ideen in diesem Konzept parat: Peter Thiel etwa gab bereits häufiger zu Protokoll, sich einfrieren lassen zu wollen, um dann irgendwann in der von ihm erträumten Zukunft weiterleben zu können.
Kritiker warnen eindringlich vor der gefährlichen Ideologie, die sich hinter dieser Form des Longtermism verbirgt, doch es scheint, dass das Thema die öffentlichen Debatte bisher kaum erreicht. So sei es etwa denkbar, dass besonders radikalisierte “Gläubige” im Sinne der Ideologie (wie man es auch von anderen kennt) bereit wären, sehr weit zu gehen, um diese durchzusetzen - was bis hin zu Terrorakten reichen könnte.
Ebenso muss man davon ausgehen, dass Trump, dessen Persönlichkeit so gestrickt ist, dass er sich vor allem von Aufmerksamkeit und Einfluss leiten lässt, gar nicht umfassend begreift, was seine “Puppenspieler” hier vorhaben. Wobei man sehen wird, wie lange sie überhaupt noch in irgendeinem Schatten bleiben. Musk tritt jetzt schon aktiv ins politische Geschehen ein und wird mit einiger Wahrscheinlichkeit in der nächsten Trump-Regierung sogar ein Amt bekleiden.
Erwähnenswert ist auch, dass Trumps Vize JD Vance bereits in den vergangenen Jahren enge Verbindungen zu Peter Thiel hatte. Thiel hatte sich nach seiner ersten Unterstützung Trumps sogar wieder etwas von ihm entfernt, weil dieser nicht radikal genug umsetzte, was sich der Tech-Milliardär ausgemalt hatte. Infolge erkor er den damals politisch völlig unbeschriebenen JD Vance als einen seiner neuen “Hoffnungsträger” aus und finanzierte dessen Aufstieg. Dass Vance nun neben Trump ganz vorne steht, ist wohl kein Zufall.
Was sich zunächst noch auf der Hinterbühne formierte, tritt nun offen zu Tage. Niemand sollte sich etwas vormachen, in den kommenden Jahren werden ganz neue “Player” das Weltgeschehen bestimmen. Wir sollten den Blick besser heute als morgen auf Thiel, Musk und Co. richten. Trump selbst wird nur noch eine Nebenrolle spielen.