Netzpolitik

Digitaler Wahlkampf: Kurz überholt Strache auf Facebook

Auf Facebook hat der Ex-Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) den Ex-FPÖ-Parteichef Heinz-Christian Strache gerade bei der Anzahl der Fans überholt: Kurz hat 804.474 Fans, Strache nur noch 800.210. Doch in den letzten Wochen haben die beiden gemeinsam den digitalen Wahlkampf auf Facebook zur EU-Wahl dominiert. Das ergibt eine neue Analyse des „Digitalreports“, durchgeführt von Luca Hammer und Ingrid Brodnig.

H.C. Strache konnte mit 51 Prozent die meisten User-Interaktionen abstauben. Jede zweite Rückmeldung, die Parteichefs auf Facebook ernten, erzielte damit die FPÖ. Sebastian Kurz landete mit 32 Prozent der User-Interaktionen auf Platz 2. Weit abgeschlagen fanden sich die anderen Partei-Chefs wieder. Pamela Rendi-Wagner kam auf elf Prozent, Werner Kogler, Beate-Meinl-Reisinger und Peter Pilz auf jeweils zwei Prozent. Untersucht wurde die Zahl der Interaktionen ab Anfang März.

Transparenz bei Werbeausgaben

Die Werbeausgaben für die Facebook-Seite von Sebastian Kurz lagen im Zeitraum 28. April bis 27. Mai bei rund 28.000 Euro, die von H.C. Strache bei 13.688 Euro. Dank des Facebook-Transparenzberichts zu Werbeanzeigen bei der EU-Wahl ist dieses Ergebnis seit kurzem auch für Österreich einsehbar. Was Facebook nicht aufweist, ist, wie viel Interaktionen durch per Werbung gekaufter Reichweite erzeugt worden sind, und wie viele von selbst (im Fachjargon „organisch“) zustande gekommen ist.

„Die Dominanz der FPÖ auf Facebook ist derzeit besonders deutlich“, schreibt Brodnig dazu. Man könne damit keinen Wahlausgang vorhersagen oder dem zu viel Bedeutung bei der Ausgang von Wahlen zumessen, aber es sei „ein Zeichen, welche Politiker für viel Diskussion sorgen und welche Parteien starke Communitys entwickelt haben“.

FPÖ konzentrierte sich auf H.C. Strache

Für den kommenden Wahlkampf sieht Brodnig die FPÖ in einem „Dilemma“. Der dank Ibiza-Skandal zurückgetretene Ex-FPÖ-Chef hat mit 800.210 Fans den bisher größten Zuspruch. Zum Vergleich: Norbert Hofer hat nur 340.000 Facebook-Fans. Bei den derzeitigen aktiven Werbeanzeigen sieht man jedoch, dass die FPÖ auch zahlreiche Seiten von weniger prominenten Gesichtern aktiv bewirbt. Das Fehlen des H.C. Strache könnte im kommenden Wahlkampf dennoch zu einem Problem werden. Auch die Facebook-Strategie die ÖVP konzentriert sich auffällig auf den schwarzen Parteichef Sebastian Kurz.

Durch Ibiza-Gate und die innenpolitischen Dinge, die die EU-Wahl gegen Ende hin klar überlagert haben, lassen sich jetzt von den analysierten Zahlen nur schwer Rückschlüsse ziehen, ob die anderen Parteien auf Facebook wirklich dauerhaft so schlecht abschneiden. Beim Ibiza-Gate konnte sich laut "Digitalreport" jedenfalls lediglich Pamela Rendi-Wagner mit einem Posting in die Top 20 erfolgreichsten Postings von Parteichefs hineinkatapultieren. Das Posting lautete: „Appell an den Bundespräsidenten für unabhängige Experten und lückenlose Aufklärung“.

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