EET Solmate im Test: Speicher-Upgrade für das Balkonkraftwerk
Balkonkraftwerke liegen voll im Trend. Die Gaskrise und die dadurch steigenden Strompreise haben bei vielen Menschen die Lust auf ein wenig mehr Selbstversorgung geweckt.
Photovoltaikmodule mit Wechselrichter und einer Gesamtleistung bis zu 800 Watt verkaufen sich wie die sprichwörtlichen warmen Semmeln. Immer öfter werden für Balkonkraftwerke auch Speicher angeboten, die Strom auch nach Einbruch der Dunkelheit weiter in das Hausnetz einspeisen. Ein solches Produkt ist der EET Solmate. Ich habe ihn getestet.
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Wechselrichter, Energiemanagement und Akku in einem
Der Solmate, den der Grazer Hersteller EET als den "intelligentesten PV-Speicher am Markt" bezeichnet, erfüllt gleich mehrere Funktionen. Die Basis ist eine Lithium-Eisenphosphat-Batterie mit 1,44 Kilowattstunden Kapazität.
Integriert ist ein Wechselrichter, an den bis zu 4 Photovoltaikmodule mit einer maximalen Gesamtleistung von bis zu 2.000 Watt angeschlossen werden können. Ein weiterer Bestandteil ist ein Energiemanagementsystem namens NET Detection, das erkennt, welche Stromverbraucher gerade im Haushalt eingeschaltet werden und wieviel Strom der Solmate dafür bereitstellen könnte.
Andere Anbieter bieten all diese Funktionen in separaten Geräten an. Ein Beispiel dafür ist das System Zendure SolarFlow, das die futurezone bereits getestet hat.
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Inselbetrieb bei Stromausfall
Beim Solmate steckt alles in einem flachen, schicken Gehäuse, das auf dem eigenen Balkon mit einem Standfuß aufgestellt oder an der Wand montiert werden kann. Was beim Solmate - und anderen neueren Produkten - dazukommt, ist der optionale Inselbetrieb.
Kommt es zu einem Stromausfall, ist der Speicher nicht nutzlos, sondern liefert über eine integrierte Schuko-Steckdose genug Strom, um beispielsweise den heimischen Kühlschrank am Laufen zu halten. Andere Speicherprodukte sind auf ein funktionierendes Hausnetz angewiesen, um selbst Strom liefern zu können.
Für den futurezone-Test hat EET ein komplettes Balkonkraftwerk samt Solmate zur Verfügung gestellt. Der Aufbau verlief sehr einfach. Ein (aus Platzgründen einzelnes) 430 Watt peak PV-Modul bekam einen Standfuß. Ein Kabel führt vom Modul zum Solmate, von dort ein Kabel zur Schuko-Steckdose am Balkon. Das erspart einigen Kabelsalat.
Der 28 Kilogramm schwere Solmate verbraucht dank seiner schlanken Form (10 Zentimeter Breite) nicht viel Platz. Den vollen Funktionsumfang des Gerätes kann man nur mit App oder alternativ mit einem Webportal nutzen.
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App liefert Überblick über Erträge und Einspeisung
Der Solmate muss dafür mit dem heimischen WLAN verbunden werden. Die Verknüpfung mittels App hat im Test nicht problemlos geklappt, der EET-Kundendienst konnte aber schnell eine Lösung finden.
Steht die WLAN-Verbindung, erhält man in der EET-App sofort einen Überblick darüber, wieviel Strom das Photovoltaik-Modul produziert, wieviel davon direkt ins Hausnetz fließt und wieviel zunächst in den Speicher wandert. In einer anderen Ansicht sieht man Verlaufskurven, die genau über Stromerträge, Einspeisung und Ladestand des Akkus in den vergangenen Tagen informieren.
Wieviel Strom der Speicher an den Haushalt abgibt, kann klassisch oder dynamisch geregelt werden. Man kann also einerseits angeben, dass täglich eine gewisse Mindestleistung - bis zu einem ebenfalls selbst gewählten Mindestladestand - abgegeben wird. Andererseits kann man auch bestimmte Einspeiseprofile wählen, um Akkustrom etwa unter der Woche speziell zu verbrauchsintensiven Zeiten einzuspeisen und am Wochenende eher den Speicher zu füllen.
Balkonkraftwerke machen auf unterschiedliche Weise Sinn
Wie viele Balkonkraftwerke es in Österreich derzeit gibt, ist nicht genau bekannt. Heimische Netzbetreiber zählten im vergangenen Jahr mehrere Tausend Anmeldungen von kleinen PV-Anlagen. Die "Dunkelziffer" liegt aber wahrscheinlich wesentlich höher, weil viele Nutzer*innen ihr Balkonkraftwerk nicht anmelden.
Bei Balkonkraftwerken, die mit einem Speicher kombiniert sind, gab es gerade in den vergangenen 2 Jahren ein massives Wachstum. "Es gibt auch bei Balkonkraftwerken eine klare Tendenz, den Verbrauch des erzeugten Stroms durch Kombination mit einem Kleinspeicher ein wenig mehr in die Abendstunden zu verlagern", sagt Hubert Fechner, Vorstand der Technologieplattform Photovoltaik (TPPV).
Wirtschaftlich seien Kombi-Systeme aus PV-Modulen und Speicher nur in seltenen Fällen interessant. "Der durchschnittliche tägliche Strombedarf von Haushalten liegt zwischen 7 und 10 Kilowattstunden. Wenn ich die eine oder andere nicht direkt genutzte Kilowattstunde vom Balkonkraftwerk in den Speicher bekomme, wird es das Kraut nicht fett machen", meint Fechner. In der Masse allerdings könnten Balkonkraftwerke generell eine gewichtigere Rolle spielen. "Wenn man nur die Hälfte aller vorhandenen Balkone und Terrassen in Österreich auf diese Weise nutzt, könnte man etwa 1-2 Terawattstunden erzeugen. Das ist energiewirtschaftlich nicht uninteressant."
Dass nicht nur Besitzer*innen von Einfamilienhäusern, sondern auch Menschen in Wohnungen die Möglichkeit hätten, selbst Strom zu erzeugen und sich so an der Energiewende zu beteiligen, sei ein großer Vorteil von Balkonkraftwerken. "Außerdem fangen Menschen dadurch an, über Energie nachzudenken und ihren Verbrauch zu optimieren."
Den hohen Preis für Systeme mit Speicher nehmen viele Konsument*innen auch deswegen in Kauf, um gegen Stromausfälle gerüstet zu sein. "Sehr weit" würde man laut Fechner aber mit den typischen 2 Kilowattstunden Kapazität nicht kommen. Immerhin könne man einige Zeit lang Kühlschrank, Licht und Elektronikgeräte betreiben - vorausgesetzt der Speicher sei zum Zeitpunkt eines Stromausfalls zufällig gerade voll.
CO2-Einsparungen in Biergläsern
Man kann auch jederzeit spontan etwas mehr Strom vom Akku bekommen, wenn man die "Boost"-Funktion nutzt. Dann wird über einen gewählten Zeitraum (Voreinstellung: 10 Minuten) die Leistung beim Einspeisen erhöht.
In der Verlaufskurvenansicht sieht man ganz gut, zu welchen Zeiten der Speicher gefüllt wird und wann er sich wieder leert. Bei einem PV-Modul kommt es im Tagesverlauf zu keinen enormen Veränderungen beim Ladestand. Ein zu mindestens 50 Prozent voller Akku wird an sonnigen Tagen etwa zu maximal 80 Prozent aufgeladen und entleert sich abends wieder bis auf 50 Prozent. Je mehr Module man verwendet, umso größere Schwankungen sind klarerweise zu erwarten.
Im Testzeitraum - der großteils bewölktes und regnerisches Wetter beinhaltete - wurden pro Woche immerhin rund 4 Kilowattstunden Strom erzeugt und in das Hausnetz eingespeist. Die App teilt Nutzer*innen auch mit, was das genau bedeutet, also wie weit man mit dieser Strommenge mit dem E-Bike oder dem E-Auto fahren könnte, wie viele Male man damit sein Smartphone aufladen könnte und wieviel CO2 man durch den Ersatz von fossil erzeugtem Strom eingespart hätte. Letzteres wird in Biergläsern angegeben.
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Zuverlässiger Einsatz und Notstrom-Option
Die unter einer Klappe verdeckte Schuko-Steckdose des Solmate kann man auch während des normalen Betriebs (Netzbetrieb) nutzen. Im Inselbetrieb legt man einen Schalter am Solmate um. Der Speicher liefert dann Strom mit bis zu 1.000 Watt. Kurzfristig sei auch mehr möglich, heißt es von Hersteller EET. In Zusammenarbeit mit dem Zivilschutzverband habe man sichergestellt, dass etwa Kühlschränke mit hohem Anlaufstrom versorgt werden können.
Wer beim Solmate einmal seine präferierten Einstellungen gefunden hat, braucht sich im Grunde um nichts mehr kümmern. Die Anlage verrichtet ihren Dienst zuverlässig, auch bei der Verbindung mit der App hat es während des Tests nie Probleme gegeben. Wenn die WLAN-Reichweite beim Standort des Solmate ihre Grenzen erreicht, kann übrigens eine Zusatzantenne an den Solmate angeschlossen werden.
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Premiumprodukt aus heimischer Produktion
Speicher, die Erträge vom eigenen Balkonkraftwerk zeitlich besser verteilen, werden mittlerweile von immer mehr Herstellern angeboten. Die neuesten Produkte bieten wie der Solmate mehrere Funktionen in einem Gehäuse. Ihre Kapazität kann durch Zusatzbatterien erweitert werden.
Der Solmate soll in Zukunft ebenfalls mit einem Zusatzspeicher erweitert werden können. Gefertigt wird das Produkt nicht in China oder den USA, sondern in Graz. EET will mit Qualität punkten und positioniert den Solmate als Premiumprodukt, was sich im Preis niederschlägt. Ein Paket mit 2 PV-Modulen (insg. 860 Wp) und Solmate wird um 1.995 Euro angeboten. Wer schon Module besitzt, zahlt alleine für den Solmate 2.035 Euro. Es gibt auch Pakete mit 3 oder 4 PV-Modulen. Letzteres kommt auf 2.295 Euro.