Balkonkraftwerk Zendure SolarFlow: Weniger praktisch als gedacht
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Mit SolarFlow hat das chinesische Unternehmen Zendure eine Erweiterung für Balkonkraftwerke im Angebot. Mit Photovoltaikmodulen erzeugter Strom fließt dadurch nicht direkt in das Hausnetz an eingeschaltete Elektrogeräte, sondern ein Teil wird in einem Lithium-Eisenphosphat-Akku gespeichert. Zu Zeiten, wo wenig oder kein Solarstrom erzeugt wird, füttert der Akku das Hausnetz. Auf diese Art soll man länger etwas vom selbst erzeugten Strom haben und Energiekosten sparen. Ich habe das System getestet.
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Bis zu 4 Akkus stapelbar
SolarFlow besteht aus 2 Teilen, dem Hub und dem Akku. Der Smart PVHub 1200 wird zwischen Photovoltaikmodul und Wechselrichter geschaltet, außerdem ist er direkt mit dem Akku verbunden. Der Lithium-Eisenphosphat-Akku AB1000 von Zendure hat eine Kapazität von einer knappen Kilowattstunde (960 Wh) und eine maximale Ausgangsleistung von 1.200 Watt. Durch Anschlüsse am Deckel und am Boden kann er gestapelt werden. Mit bis zu 3 weiteren Akkus kann man die Kapazität auf bis zu 3,84 kWh erweitern.
Der Smart PVHub 1200 hat eine empfohlene Eingangsleistung von bis zu 550 Watt und ist mit bis zu 2 PV-Modulen kompatibel. Für meinen Test habe ich ein 370 Watt Peak Solarmodul von Solstart verwendet, das mir von Zendure zur Verfügung gestellt wurde. Der Hub ist für die "intelligente" Verteilung des erzeugten Stroms zuständig und dient auch als Schnittstelle zur Zendure-App, mit der das System gesteuert wird. Bluetooth und WLAN-Modul sind integriert. Um in das Heimnetz zu fließen, muss der Gleichstrom vom PV-Modul in Wechselstrom umgewandelt werden. Das übernahm in meinem Fall ein Hoymiles HM-600 Wechselrichter.
Der Aufbau ist einfach
Die 4 besagten Geräte (PV-Modul, Hub, Akku, Wechselrichter) galt es für den Test erst einmal aufzubauen und zu verbinden. Dieser Prozess ist sehr einfach. Das Modul erhält eine Aufständerung und kann entweder außen am Balkongeländer montiert oder einfach auf einen freien Platz am Balkon gestellt werden. Es gibt eine Anleitung, die genau beschreibt, was in welcher Reihenfolge womit verbunden werden muss. Alle notwendigen Kabel werden mit dem Zendure SolarFlow Paket mitgeliefert.
Wie mir mein Strommessgerät an der Steckdose verriet, begann die ganze Anlage auch gleich einmal ordentlich Strom an das Hausnetz zu liefern. Ein wichtiger Teil bei der Installation fehlte aber noch: das Einrichten der Zendure-App. Sie ist 150 MB groß und verlangt mehrere Zugriffsrechte, darunter etwa eines auf die Kamera meines Smartphones. Wozu? Man weiß es nicht.
Über die Zendure-App sollte man prinzipiell das SolarFlow mit dem heimischen WLAN verbinden können. Bei mir funktionierte das nicht, aber immerhin war eine Bluetooth-Verbindung möglich. Nun zeigt die App grafisch an, wie viel Strom das PV-Modul gerade liefert und wie der Hub diesen Strom an Akku oder Hausnetz verteilt. Außerdem wird der Ladestand des Akkus angezeigt.
Probleme mit der WLAN-Verbindung
Ein paar Stunden später nach erstmaliger Aktivierung verrät ein Blick auf die App - wegen Bluetooth muss man sich in der Nähe des Hubs aufhalten, um aktuelle Daten zu sehen - dass der Akku völlig leer ist, Füllstand 0 Prozent. Das erklärte auch die anfänglich motivierte Stromlieferung. Der Akku lieferte gleich einmal seinen ganzen Inhalt im Hausnetz ab, weil die in der App voreingestellte Maximalentladung bei 0 Prozent liegt.
Glücklicherweise haben Lithium-Eisenphosphat-Akkus eine geringere Empfindlichkeit auf Tiefentladungen, dennoch habe ich in der App eine maximale Entladung bis 20 Prozent eingestellt. Eine Abfrage der Erzeugungsdaten der letzten Stunden stellte sich als erfolglos heraus.
Wieviel Strom das SolarFlow wann wohin abgibt, diese Daten werden nur bei WLAN-Verbindung in der App abgespeichert, nicht am Hub selbst. Erneute Versuche, den Hub mit dem heimischen WLAN zu verbinden, schlugen fehl. Eine Konsultation von Nutzer*innenforen sowie eine Nachfrage beim Hersteller lieferte den Tipp, die Verschlüsselungsmethode WPA2 anstatt WPA3 am Router einzustellen. Auch diese Maßnahme brachte keinen Erfolg. Einzig die Verbindung mit einem mobilen Hotspot gelang. Eine dauerhafte Lösung war das freilich nicht.
Gute Leistung, unklare zeitliche Verteilung
Während des Testens konnte ich mich nur auf mein eigenes Strommessgerät und sporadische Bluetooth-Abfragen verlassen. Die Angaben in der App waren sehr erratisch. In der Früh betrug der Ladestand des Akkus immer genau 20 Prozent (die von mir eingestellte Entladegrenze), am Nachmittag stieg der Ladestand an. Die Anzeige in der App springt dabei von einem Moment auf den anderen von 23 auf 71 Prozent. Was soll man da glauben?
Die Angaben des Strommessgeräts ergaben jedenfalls, dass an sonnigen Tagen im Schnitt 0,8 bis 1,2 kWh an das Hausnetz geliefert wurden. Wie ein Blick auf mein Smart-Meter-Webportal verrät, entsprach das im besten Fall der Hälfte des heimischen Tagesverbrauchs - eine ordentliche Leistung dafür, dass man ein "nur" 1,7 Quadratmeter großes Photovoltaikmodul am Balkon stehen hat.
Fehlermeldung statt Infos auf der Webseite
Alle Komponenten des SolarFlow-Systems passen problemlos unter das geneigte Modul. Unter dem Modul ist das System auch halbwegs gut vor Regen geschützt. Die Komponenten haben aber eine IP65 Zertifizierung, halten also an Niederschlägen so gut wie alles aus.
Der Online-Support von Zendure ist allerdings momentan sehr beschränkt. Klickte ich auf der Webseite auf die Jubelmeldung "Zendure SolarFlow ist da!", gelangte ich auf eine 404-Fehlerseite. Die Login-Daten, mit denen man sich in der App registriert, wurden auf der Webseite als falsch deklariert. Die momentan wahrscheinlich beste Anlaufstelle bei Problemen ist die Zendure SolarFlow Gruppe bei Facebook. Mittlerweile (Stand: 4. August) scheint immerhin die Webseite zu funktionieren.
Fazit: Ohne WLAN nur der halbe Spaß
Den Berichten anderer Nutzer*innen des SolarFlow zu urteilen, funktioniert das SolarFlow in vielen Fällen hervorragend. Die WLAN-Verbindung ist nur für wenige ein Problem. Tritt es auf, ist die ganze Anlage aber nur der halbe Spaß. Das Solarmodul speist den Strom ja auch ohne SolarFlow in das Hausnetz ein. Ohne Daten weiß man nicht, was die zeitlich verteilte Abgabe des Stroms in der Praxis bringt. Den im Akku gespeicherten Strom kann man auch nicht direkt abzapfen, etwa zum Aufladen des Handys. Während Stromausfällen ist das SolarFlow nutzlos. Es kann nicht als Notstromaggregat für Haushaltsgeräte dienen.
Im Prinzip sind Akku-Systeme für Balkonkraftwerke eine gute Idee. Dass Haushaltsgeräte nicht nur zu Zeiten mit maximaler Solarstromproduktion versorgt werden, sondern auch während der üblichen Nutzungszeiten in der Früh und am Abend, kann tatsächlich helfen, den Bedarf an Strom vom Energieversorger zu senken.
Günstiger als Lithium-Ionen-Akkus
Funktioniert die WLAN-Verbindung, kann man mit der Zendure-App viel anfangen. Man kann etwa Szenarien einstellen, bei denen etwa geregelt werden kann, wie viel Energie der Akku wann genau nach Sonnenuntergang in das Hausnetz einspeisen soll. Einige Nutzer*innen sind so zufrieden mit dem SolarFlow, dass sie gleich mehrere Exemplare davon zu Hause installieren und so einen Großteil ihres Stromverbrauches decken.
Das Zendure SolarFlow ist für viele Interessent*innen aufgrund seines Preises attraktiv. Ein Paket mit Hub und einem AB1000 Akku ist um 1.399 Euro zu haben. Mit 2 AB1000 Akkus zahlt man 1.680 Euro. Ähnliche Systeme mit Lithium-Ionen-Akku sind teurer. Solarmodul und Wechselrichter muss man von anderen Anbietern beziehen.
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