Legendärer Schiffsantrieb wird elektrifiziert
Normalerweise werden Schiffe ja durch Propeller angetrieben, während ein Ruder die Lenkung übernimmt. Es gibt aber auch andere Antriebskonzepte wie den Voith-Schneider-Propeller. Der österreichische Erfinder Ernst Leo Schneider hat ihn vor einem knappen Jahrhundert dem deutschen Maschinenhersteller Voith vorgelegt. 1927 wurde das Patent dafür in St. Pölten angemeldet.
Schnelle Richtungswechsel möglich
Der Antrieb besteht aus einer Scheibe an der Unterseite eines Schiffes, aus der vier bis sechs Flügel herausragen und kreisförmig durch das Wasser ziehen. Durch ein Variieren des Anstellwinkels jedes einzelnen Flügels kann die Schubrichtung in 360 Grad verändert werden - und das sehr schnell.
Der Voith-Schneider-Propeller, kurz VSP, kommt seit den 1930er-Jahren deshalb bei Schiffen zum Einsatz, bei denen höchste Manövrierfähigkeit gefragt ist, etwa bei Schleppern, Schwimmkränen oder Versorgungsschiffen. Auch bei Fähren ist der Antrieb gefragt. Seit dem vergangenen Jahr sind etwa die neuesten Schiffe der Staten Island Ferry in New York damit ausgestattet.
Elektro-Variante spart viel CO2
Nun hat Voith den Antrieb elekrifiziert. An der Entwicklung des eVSP maßgeblich beteiligt war das Linz Center of Mechatronics und die ELIN Motoren GmbH. Die Motoroptimierung hat dazu beigetragen, einen besonders drehmomentstarken, vibrationsarmen und leisen VSP zu konstruieren. Durch Eisparungen beim Treibstoffverbrauch, Wegfall des Getriebes und Reduktion des Betriebsöls um 26 Prozent wurde eine wesentlich klimafreundlichere Antriebsvariante geschaffen. Auch hergestellt wird der eVSP nun von ELIN in Weiz.
Einige Bestellungen abgegeben
Erste Abnehmer gibt es bereits. In Spanien werden vier 80 Meter lange Service-Schiffe für die Offshore-Windindustrie mit eVSP ausgestattet (siehe Titelbild), die künftig in Norwegen eingesetzt werden sollen. Windenergieparks vor der Küste sollen auch in den USA mit eVSP-Schiffen gewartet werden. Der Antrieb wird ebenso von Fähren für den Hafen Hamburg, in Schottland, sowie für Fahrgast- und Containerschiffe auf dem Mississippi verwendet werden. Voith rechnet mit rund 20 Schiffen pro Jahr, die den neuen Antrieb erhalten sollen. Gegenüber konventionellen VSP sollen sie über 13.000 Tonnen CO2 pro Jahr einsparen.