Nubia Alpha im Hands-on: Ein falsches faltbares Smartphone
Dank flexibler Bildschirme darf die Smartphone-Branche wieder kreativ werden. Das Zeitalter der Handy-Ziegel scheint vorüber zu sein (zumindest solange man einen herkömmlichen Akku verbaut) und eine neue Design-Ära beginnt. Während Huawei und Samsung ihre ersten faltbaren Smartphones als digitalen Notizblock konzipiert haben, das vom Smartphone zum Tablet ausgeklappt werden kann, versucht es der chinesische Hersteller Nubia mit einem anderen Format: einer Armbanduhr.
Vor ein paar Wochen hätte man das Nubia Alpha wohl noch eine Smartwatch genannt, doch Nubia bewirbt es als “faltbares Smartphone”. Technisch gesehen mag es sich um einen faltbaren Bildschirm handeln, das Nubia Alpha selbst ist jedoch nicht bieg- oder faltbar - das verhindert das robuste Armband aus Metall. Nubia demonstrierte aber anhand eines Prototypen des verwendeten Displays die Flexibilität, um hervorzuheben, dass es sich um die gleiche Technologie wie bei aktuellen faltbaren Smartphones handelt.
Auf China optimiert
Das vier Zoll große OLED-Panel löst mit 960 mal 192 Pixel auf und macht einen hervorragenden Eindruck. Die Helligkeit und Blickwinkelabhängigkeit sind sehr gut, aus jeder Perspektive ist der Bildschirm gut ablesbar. Ein Umstand, der Vor- und Nachteil zugleich sein kann. Denn aufgrund seiner massiven Abmessungen - Nubia selbst wirbt damit, dass der Bildschirm mehr als doppelt so groß als bei anderen Wearables ist - können auch Dritte schnell erkennen, was man so auf seinem Handgelenk macht.
Die Alpha setzt auf ein selbst entwickeltes Betriebssystem, das offenbar vor allem für den Einsatz in China konzipiert ist. Das Demo-Gerät hatte zahlreiche Apps für das Ökosystem von Alibaba (beispielsweise AliPay) und Tencent (WeChat) installiert. Hierzulande beliebte Apps suchte man vergeblich. Ein Wischer nach rechts öffnet die App-Liste, mit einem weiteren Wisch kann das Aktivitäten-Tracking gestartet werden. Die Alpha soll dank integriertem Pulssensor auch beim Sport zum Einsatz kommen - leider lässt sich das optisch ansehnliche, aber recht unbequeme Edelstahl-Armband dafür nicht austauschen.
Unangenehmes Telefonieren
In puncto Hardware ist die Alpha eher Smartwatch als Smartphone. Es wurde Qualcomms Snapdragon Wear 2100 verbaut, der in nahezu allen modernen Android-Wear-Smartwatches zu finden ist. Zudem sind ein Gigabyte Arbeitsspeicher sowie acht Gigabyte an nicht erweiterbarem Speicher verbaut. Der 500-mAh-Akku ist laut Hersteller ausreichend für bis zu zwei Tage Laufzeit.
Die integrierte eSIM macht Alpha aber wieder eher zum Smartphone. Der Nutzer kann ohne gekoppeltem Smartphone Musik streamen oder Dateien übertragen - einen kompatiblen Mobilfunker vorausgesetzt. Telefonieren möchte man mit der Alpha eher nicht. Mikrofon und Lautsprecher wurden an der Seite des Gehäuses verbaut, sodass der Nutzer für ein privates Gespräch die Uhr nach innen drehen und diese an das Ohr halten muss.
Alternativ kann man die verbaute 5-Megapixel-Kamera auch für Videoanrufe nutzen, was definitiv zu bevorzugen ist. Die Kamera nimmt ordentliche Schnappschüsse auf, für mehr als eine Aufnahme einer Notiz oder ein schnelles Selfie reicht es jedoch nicht.
Fragwürdige Zukunftsvision
Um Alpha ein bisschen „innovativer“ bewerben zu können, hat Nubia auch eine Gestensteuerung verbaut, die die berührungslose Bedienung des Smartphones erlauben soll. Einfach in der Luft nach rechts wischen und die App-Liste wird geöffnet. Im Kurztest funktionierte das sehr unzuverlässig. In zwei von drei Versuchen wurde die Eingabe nicht erkannt. Und auch wenn die Eingabe erkannt wurde, wurde diese nicht sonderlich präzise auf dem Bildschirm umgesetzt. Oftmals scrollte man einfach an den Anfang oder das Ende.
Fast jeder namhafte Hersteller präsentiert auf dem diesjährigen Mobile World Congress seine Vision vom Smartphone der Zukunft. Obwohl Vorhersagen nur schwierig möglich sind, lehne ich mich hier aus dem Fenster: Das Nubia Alpha ist nicht das Smartphone der Zukunft. Nubia versucht den Hype um faltbare Smartphones zu nutzen, um etwas vom Rampenlicht abzubekommen. Stattdessen sollte man eher in das kompakte faltbare Smartphone investieren, dessen Prototyp Nubia direkt neben dem Alpha ausstellte.