Warum Apple auf Intel pfeift und eigene Prozessoren baut
Gerüchte, wonach Apple eigene Prozessoren fertigen will, gab es schon länger. Vor wenigen Tagen auf der diesjährigen WWDC machte Apple-CEO Tim Cook den Abschied von Intel-Chips offiziell: Apple wird eigene ARM-Chips für seine Mac-Computer bauen und Intel den Rücken kehren.
François Piednoël, ein ehemaliger Intel-Mitarbeiter, der mit der Entwicklung von Prozessoren betraut war, hat nun seine Sicht der Dinge erklärt und eine Einschätzung abgegeben, was der Grund für den Schwenk von Apple sein könnte.
Apple war sehr unzufrieden mit den Skylake-Prozessoren
"Die Qualitätssicherung von Skylake war mehr als ein Problem. Sie war ungewöhnlich schlecht", wird Piednoël von PCGamer zitiert: "Unsere Freunde bei Apple haben die allermeisten Probleme in der Skylake-Architektur ausfindig gemacht und uns gemeldet. Und das wurde richtig, richtig übel." Apple muss Skylake richtig gehasst haben, erinnert sich der ehemalige Intel-Mitarbeiter.
Laut Piednoël war das einer der Hauptgründe, warum sich Apple dazu entschlossen hat, die Chip-Entwicklung in die eigenen Hände zu nehmen: "Für mich war dies der Wendepunkt. Zu diesem Zeitpunkt haben sich die Apple-Leute, die immer wieder über einen Wechsel nachdachten, die Sache angesehen und gesagt: 'So, nun müssen wir es selber machen'. Grundsätzlich hat die miese Qualitätssicherung von Skylake dazu geführt, dass Apple Intel den Rücken gekehrt hat."
Auch andere Gründe
Apple hat 2015 erstmals einen Skylake-Prozessor in seinem iMac integriert. 2016 wurden Skylake-Chips beim MacBook und MacBook Pro verbaut.
Die Aussagen von Piednoël bringen offenbar mehr Licht in die Sache, können aber nicht als einziger Grund für Apples Entscheidung gesehen werden. Dass Apple eigene Chips bauen will, ist schon länger bekannt. Mit einer selbst gestalteten ARM-Architektur will Apple Hard- und Software besser aufeinander abstimmen können.
Noch 2020 will Apple einen Mac mit einem eigenen ARM-Prozessor auf den Markt bringen. Der gesamte Umstieg soll bereits in zwei Jahren abgeschlossen sein.
Apple-Chips könnten kleine Revolution einläuten
Schafft es Apple mit seinen Prozessoren tatsächlich, die notwendige Leistung zu liefern und gleichzeitig die Energieeffizienz zu bewahren, wie wir es von iPads und iPhones gewohnt sind, könnte das in puncto Akkulaufzeit eine kleine Revolution im traditionellen Computermarkt bedeuten.
Mittelfristig könnte die Verwendung der gleichen Chips in iPhones, iPads und Macs auch alle Apple-Betriebssysteme zusammenführen und die Grenzen zwischen Smartphone, Tablet und traditionellem Computer endgültig niederreißen. Darauf deutet auch das neue Mac-Betriebssystem Big Sur hin, das im Herbst veröffentlicht wird. Es nimmt deutliche Anleihen beim iPad, was Benutzeroberfläche, Design, aber auch einige Funktionalitäten betrifft.