Start von Windows 11: Was wir bisher wissen
Sobald jemand eine große Präsentation ankündigt, kann man davon ausgehen, dass es auch einen Leak gibt. Im Falle des neuen Microsoft-Betriebssystems Windows 11 landete eine Version sogar im Netz (futurezone berichtete). Microsoft bat Google zwar, die Suchergebnisse für die geleakte Version zu löschen, doch was einmal online ist, bleibt dort auch. Wir fassen euch zusammen, womit wir am Donnerstag rechnen können.
Windows 11: Design
Nachdem Windows 10 in den letzten Jahren mehr grundlegende Änderungen erhalten hat, als jedes Windows zuvor, darf man sich keine völlige Revolution erwarten. Viele Ideen wurden vom inzwischen eingestampften Windows 10X übernommen, das ursprünglich auf mobilen Geräten genutzt werden sollte. Die Devise ist eine gute, nämlich reduzieren.
Die ersten Leaks (z.B. bei The Tech Chap oder Tom Warren auf Twitter) zeigen vor allem eine Neuerung beim Start-Menü. Statt einer unübersichtlichen Liste und Kacheln (Live Tiles), die man theoretische individualisieren kann, sich diese Mühe aber selten macht, werden schlanke Icons angezeigt. Die Apps, die man häufig nutzt, können angepinnt werden. Das ist dem Gruppieren wichtiger Anwendungen am Smartphone nicht unähnlich und klingt so, als könne man damit Desktop und Taskleiste sehr einfach aufräumen. Unterhalb der Icons findet man im Startmenü zudem "empfohlene" Dateien, wo wohl die zuletzt verwendeten Inhalte angezeigt werden.
Die modernere Version der Taskleiste scheint etwas größer zu sein als die aktuelle, sonst hat sich nicht bahnbrechend viel getan. Die Icons inklusive des Startmenüs können optional zentriert werden. Unverändert sind die Schaltflächen rechts mit Benachrichtigungen, Batterie- und Netzwerkinformationen. Wie schon im März-Update erkennbar könnte Microsoft einen größeren Fokus auf Widgets legen, die etwa Nachrichten oder das Wetter anzeigen. Wie man die Wetteranzeige deaktiviert, die mit dem letzten Windows-Update automatisch auftaucht, erklären wir euch hier.
Die bekannte Ordner-Struktur bleibt voraussichtlich erhalten. Allerdings wurden die Icons für Desktop, Downloads, Dokumente, Bilder und Co. überarbeitet und unterscheiden sich farblich voneinander. Das ist eine Kleinigkeit, die tatsächlich praktisch sein kann, da sie intuitiver ist.
Windows 11: Multitasking
Mit dem neuen Betriebssystem will Microsoft einen stärkeren Fokus auf Multitasking-Funktionen legen. Das fängt bei der besseren Ordnung auf dem Monitor an. Statt Minimieren und Maximieren kann nun ausgewählt werden, wo ein Fenster platziert wird, etwa auf der linken Hälfte oder im rechten Viertel des Monitors. So kann man sämtliche offenen Fenster sinnvoll sortieren. Tom Warren demonstriert das in einem kurzen Video auf Twitter.
Wer mit mehr als einem Bildschirm arbeitet, wird die Probleme kennen: Schaltet man einen Monitor aus, sind manche Fenster entweder nicht mehr erreichbar oder werden auf dem verbleibenden Bildschirm neu angeordnet. Microsoft hat bereits angekündigt, dass sich das ändern soll. So werden Fenster minimiert, die auf dem ausgeschalteten Monitor lagen. Außerdem soll sich das System merken, wie die Fenster angeordnet waren und den Zustand automatisch wiederherstellen, sobald man der zweite Bildschirm verbunden ist.
Windows 11: Performance
Einige Blogger haben die geleakte Windows-11-Version bereits auf Herz und Nieren getestet. Lange wurde gemunkelt, Windows 10 könnte lediglich über Updates am Leben gehalten werden, statt ein neues OS zu bringen. Der Benchmark-Test von Ben Anonymous auf YouTube zeigt aber etwas anderes. Er ließ Windows 10 und Windows 11 auf einem Notebook (Intel Core i7 10875H, Nvidida Geforce RTX 2070 Super) gegen einander antreten. Dafür nutzte er das Tool 3DMark Time Spy, mit dem die Leistung von GPU und CPU in Punkten ausgegeben wird:
- GPU-Score: Windows 11 (7.426 Punkte) schlägt Windows 10 (6.927 Punkte) um 7 Prozent
- CPU-Score: Windows 11 (8.886 Punkte) schlägt Windows 10 (6.573 Punkte) um 35 Prozent
- Das macht für Windows 11 einen Gesamtscore von 7.613 Punkten gegen 6.872 bei Windows 10 - eine Verbesserung von etwa 11 Prozent
Für den Systemstart benötigte Win11 nur noch 13 Sekunden, bei Windows 10 dauerte es noch 16 Sekunden.
Auch andere Tests, etwa mit dem Benchmark-Programm Geekbench, bescheinigten Windows 11 eine Verbesserung bei der GPU von 10 Prozent und bei der CPU 14 Prozent. Wie viel mehr Leistung man aber tatsächlich aus herausholen kann, schein stark vom Setup abzuhängen. Ein Test von Computerbase mit einer neuen Geforce Nvidia RTX 3090 brachte einen Gleichstand zwischen Windows 10 und 11.
Eine Möglichkeit, wie die Performance nach oben geschraubt werden kann, ist "Direct Storage". Die Methode, die auch bei der Xbox Series X/S verwendet wird, soll die CPU entlasten. Dabei wird ein Teil der Arbeit, die die CPU leistet, auf eine superschnelle NVME-SSD verlagert. Damit wird die maximale Leistung der CPU erhöht. Dass das langfristig auch auf dem PC verfügbar sein soll, wurde bereits im September 2020 angekündigt.
Auch hier sei natürlich gesagt, dass die Zahlen vermutlich nicht die Ergebnisse der finalen Version widerspiegeln. Trotzdem kann man davon ausgehen, dass die Performance des neuen OS nach oben geschraubt wurde. Vor allem Spieler*innen werden davon profitieren und das passt perfekt in Microsofts Gaming-Strategie. Statt sich auf die Xbox als Spieleplattform zu versteifen, breitet Microsoft seit langem das Angebot plattformübergreifend aus. Dass man dafür die besten Voraussetzungen schaffen will, um mehr Menschen mit dem Gaming-Angebot zu erreichen ist eine konsequente Entwicklung.
Windows 11: Versionen
Bisher brachte Microsoft immer eine "Home"-Edition für Privatanwender, eine "Pro"-Version für jene Nutzer*innen, die den Computer intensiv beruflich verwenden und eine Variante für Unternehmen, die eine bestimmte Infrastruktur für die Verwaltung benötigen. Es ist davon auszugehen, dass sich hieran nicht viel ändern wird.
Im Code des geleakten Windows-11-Builts hat windowslatest.com Hinweise auf einen "S-Modus" gefunden, bzw. Windows 11 SE. Das könnte eine stark reduzierte Version des OS sein, die für leistungsschwache Hardware eingesetzt wird - vergleichbar etwas mit Chrome OS für Chromebooks.
Offline-Konto
Microsoft hat auf den Aufschrei reagiert und laut erster Tester den Online-Konto-Zwang abgeschafft. Installiert man Windows 11, muss dieses lediglich über das Internet verifiziert werden. Einloggen oder ein Microsoft-Konto anlegen muss man dafür - zumindest nach aktuellem Stand - nicht mehr.
Windows 11: Preis
Zum Preismodell ist noch nichts durchgesickert und ich kann hier nur eine Einschätzung geben, wie sich der Umstieg von 10 auf 11 gestalten könnte. Es ist davon auszugehen, dass man an der Methode festhält, die schon beim Umstieg von 7 auf 10 funktionierte: Windows-10-Nutzer*innen können ihr System kostenlos upgraden. Nachdem Apple schon immer nach dieser Methode verfährt, wäre es strategisch unklug von Microsoft, jetzt wieder davon abzuweichen.
Wer kein Windows 10 besitzt, muss es kaufen. Derzeit kostet eine Lizenz Windows 10 Home 145 Euro, Windows 10 Pro 259 Euro und Windows 10 Pro Workstation (für Unternehmen) kostet 439 Euro. Während die Home Variante eher zu vernachlässigen ist, da die meisten Nutzer ihre Lizenz beim Kauf eines neuen Computers erhalten, wird der saftige Preis für Unternehmen wohl weiterhin bestehen bleiben. An Business-Anwendungen verdien Microsoft sein Geld. Vorstellbar wäre durchaus, die abgespeckte "Home"-Variante günstig anzubieten, um mehr Nutzer*innen zu gewinnen.
Windows 11: Erscheinungsdatum
Traditionell bringt Microsoft im Herbst und im Frühjahr Updates. Deshalb wird man schon im Oktober oder November mit Windows 11 rechnen können.
Live-Stream und Ticker
Am 24. Juni um 17 Uhr wissen wir, ob diese Leaks und Vermutungen der Wahrheit entsprechen. futurezone wird das Event im Live-Ticker begleiten. Den Live-Stream findet ihr dann auf der Microsoft-Webseite.