Xiaomi 14 Ultra mit Photography Kit im Test: Spitzenmodell mit Kameragriff
Als die ersten Handys mit Kamera auf den Markt kamen, wurden sie belächelt. Die Qualität war zunächst tatsächlich unterirdisch und unbrauchbar. Und weil man in der Fotografie erst kürzlich den Sprung von analog auf digital vollzogen hatte, blieb man dann doch noch längere Zeit bei der Canon Digital Ixus, der Nikon Coolpix oder der Fuji FinePix.
Mit den Jahren schlossen die Handy- und Smartphone-Kameras immer mehr zu den Kompaktkameras auf. Je ebenbürtiger die Bildqualität wurde, desto mehr wurden die althergebrachten Hersteller in den Hintergrund gedrängt. Mittlerweile sind sie nahezu gänzlich in Vergessenheit geraten.
Kein Wunder, denn die Smartphone-Kameras haben in den vergangenen Jahren in Sachen Optik und vor allem im Bereich der Kamera-Software riesige Innovationsprünge gemacht. Und nicht zu vergessen: Die beste Kamera ist noch immer jene Kamera, die man ständig dabei hat. Da ist man auch dazu bereit, Kompromisse einzugehen.
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Haptik einer Kompaktkamera
Als man glaubt, der Formfaktor der alten Kompaktkameras wäre nur mehr ein Thema für nostalgische Gesprächsrunden, kommt Xiaomi daher und bringt ein Zubehör für sein neues Flaggschiff-Handy, das die Haptik der Kompaktkameras zurückbringt. Das Xiaomi 14 Ultra ist mit einer hochwertigen Leica-Kamera ausgestattet und wird mit dem "Photography Kit" zu einer echten Kompaktkamera, die auch über die entsprechenden Bedienelemente verfügt.
Abgesehen von der Kamera und dem Foto-Zubehör brauchen wir uns beim Xiaomi 14 Ultra nicht allzu lange aufzuhalten. Alle Funktionen und Spezifikationen sind im absoluten Highend-Segment angesiedelt - so aber auch der Preis.
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Xiaomi 14 Ultra
Technische Spezifikationen
- Maße und Gewicht: 161,4 x 75,3 x 9,2 Millimeter, 220 Gramm
- Display: 6,73 Zoll LTPO AMOLED, 1 bis 120 Hz, 1.440 x 3.200 Pixel, 3.000 nits (peak), Dolby Vision, HDR10+, Corning Gorilla Glass Victus 2
- Kamera mit Leica-Branding:
- 50 MP Hauptkamera: f/1.4 oder f/4.0, 23mm, 1.0"-type, 1.6µm, PDAF, Laser AF, OIS
- 50 MP Teleobjektiv mit 5x optischen Periscope-Zoom: f/3.0, 120mm, 1/2.51", PDAF, OIS
- 50 MP Teleobjektiv mit 3,2x optischen Zoom: f/1.8, 75mm, 1/2.51", PDAF, OIS,
- 50 MP Weitwinkel: f/1.8, 12mm, 1/2.51", PDAF
- 3D-Tiefensensor
- Video: 8K@24fps, 4K@60fps, 1080p@1920fps
- Selfie-Kamera: 32 MP, f/2.0, 22mm, 0.7µm, 4K@60fps
- Prozessor: Qualcomm Snapdragon 8 Gen 3 (4 nm)
- Speicher: 16/512GB; UFS 4.0
- Akku: 5.300 mAh, 90 Watt Charging, 80 Watt Wireless-Charging
- Software: Android 14, HyperOS, inklusive Google-Apps; 4 Generation OS-Upgrades, 5 Jahre Sicherheit-Updates
- Sonstiges: NFC, eSIM, 5G, Wi-Fi 802.11 a/b/g/n/ac/6e/7, Bluetooth 5.4, Dual-SIM, Wasserschutz IP68,
- Farben: Schwarz
- Preis: 1.499 Euro (16/512 GB) (UVP)
Alles bestens
Das Display ist nahezu makellos und mit bis zu 3.000 nits extrem hell. Der Fingerabdrucksensor reagiert rasch und zuverlässig und der Qualcomm Snapdragon 8 Gen 3 (4 nm) verleiht dem Gerät ausreichend Power.
Die Stereo-Lautsprecher könnten für ein Handy in dieser Preisklasse bei der Musikwiedergabe schon etwas mehr hergeben. Das neue User-Interface HyperOS basiert auf Android 14. Es ist lediglich ein Re-Branding von MIUI, das bis vor Kurzem auf Xiaomi-Geräten zum Einsatz kam.
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Die Kamera
Für Aufsehen sorgt beim Xiaomi 14 Ultra auf jeden Fall das Kamera-System, das mit dem Leica-Schriftzug veredelt wurde. Es kommt mit 4 Objektiven, die alle jeweils mit 50 MP auflösen. Die Hauptkamera setzt auf einen großflächigen, so genannten 1''-Type Bildsensor. Mit diesen Spezifikationen gewinnt das Xiaomi-Spitzengerät wohl so ziemlich jedes Rennen, wenn es um den Vergleich der Eckdaten geht.
Auch in der Praxis weiß die Leica-Kamera nicht zu enttäuschen, wie sich bereits nach den ersten Aufnahmen herausgestellt hat. Natürlich habe ich sofort das Photography Kit auf das Smartphone montiert, um die neue alte Haptik auszuprobieren.
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Das Photography Kit
Das Kit besteht aus 2 Teilen: einem gewöhnlichen Case und dem eigentlichen Griff, den man auf die Hülle steckt. Er verbindet sich per USB-C mit dem Smartphone, hat einen 1.500-mAh-Akku integriert und ist mit eigenen Bedienelementen ausgestattet.
Der Griff enthält einen 2-stufigen Auslöser (Auslösen + Fokussieren), einen Zoomhebel, eine anpassbare Videoaufnahme-Taste und ein Auswahlrad, das mit verschiedenen Funktionen belegt werden kann.
Das Fotografieren mit dem Kameragriff hat schon etwas für sich. Man kommt sich gleich professioneller vor. Ich hatte das Gefühl, als würde ich eine hochwertige Kamera in den Händen halten. Die Bedienelemente am Griff sind nicht nur praktisch, sie haben auch etwas Nostalgisches.
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Unkompakte Kompaktkamera
Aber auch wenn das Photography Kit beim reinen Fotografieren eine feine Sache ist, läuft das nicht ohne Einschränkungen und kleineren Ärgernissen ab. Als erstes stößt mir die Größe des gesamten Kits auf. Mit einer Display-Diagonale von 6,73 Zoll ist das Ultra ohnehin schon riesig.
Mit dem Case und dem klobigen Griff ist es unmöglich, das Teil in eine Hosentasche zu stecken. Der Griff lässt sich zwar mit einem Handgriff abnehmen und wieder draufstecken, aber ob man das tatsächlich macht, wenn man mal schnell ein paar Fotos aufnehmen möchte, sei dahingestellt.
Die Bedienelemente
Das stufenlose Zoomen mit dem dedizierten Hebel ist im Grunde sinnlos. Das Kamera-System hat neben der Hauptkamera ein Tele mit einem 3,2-fachen und eines mit einem 5-fachen optischen Zoom. Sämtliche Zwischenschritte werden digital simuliert, bei denen die Qualität leidet.
Für die bestmöglichen Aufnahmen reichen die Zoom-Bedienelemente am Touchscreen 1x, 3,2x und 5x sowie 0,5x. Das Auswahlrad hatte ich mit der Belichtungskorrektur belegt, was durchaus sinnvoll ist. Dieses Rad, sowie die Recording-Taste und auch der Zoom-Hebel, lassen sich auf Wunsch mit anderen Funktionen belegen.
Hoch- oder Querformat?
Was mich mit gemischten Gefühlen zurücklässt, ist die Frage des Fotoformats: quer oder hoch? Der unaufhaltsame Vormarsch von Instagram und TikTok hat hochformatige Aufnahmen nicht nur salonfähig gemacht: Das Hochformat ist mittlerweile schon fast zum Standard geworden.
Das lässt sich sinnergebend argumentieren: Man betrachtet die Fotos in den allermeisten Fällen auf dem Smartphone-Screen. Hochkant ist hier die natürliche Ausrichtung. Bei Querformatbildern muss man entweder das Gerät drehen oder man verliert den Großteil der Darstellungsfläche. Außerdem lassen sich Hochformatfotos besser und schneller mit einer Hand aufnehmen.
Wie dem auch sei... mit dem Xiaomi 14 Ultra in Kombination mit dem Fotogriff ist man praktisch auf das Querformat angewiesen. Das ist die natürliche Haltung, bei der die Bedienelemente gut erreichbar sind. Hochformat verlangt ein wenig Fingerakrobatik, um die Steuerelemente bedienen zu können.
Hohe Bildqualität
Glänzen kann das Xiaomi 14 Ultra auf jeden Fall mit der Bildqualität. Wie kaum ein anderes Smartphone behält das Xiaomi-Spitzengerät die extrem hohe Qualität über alle 4 Objektive bei. Die besten Bilder liefert immer noch die Hauptkamera. Minimale Abstriche muss man beim Zoom und Weitwinkel schon hinnehmen.
Die Bilder mit dem Xiaomi-Spitzengerät sind wahrlich spitze, nahezu einwandfrei. Die Fotos haben einen hohen Dynamikumfang, können mit Licht-Schatten-Wechsel problemlos umgehen und bestechen durch eine hohe Detail- und Farbtreue.
Der Porträtmodus wirkt natürlich, die Weitwinkelaufnahmen und Zoom-Bilder sind bei Tageslicht ebenso von besonders hoher Qualität. Sogar die Super-Makro-Funktion lässt hervorragende Nahaufnahmen entstehen.
Sehr gute Nachtaufnahmen
Bei Nacht liefern die Haupt- und Weitwinkelkamera hochwertige Fotos, an denen es kaum etwas zum Aussetzen gibt. Die Details sind weiterhin gut erkennbar, nicht verschwommen und das nächtliche Ambiente wird bestens wiedergegeben, ohne dass der HDR-Einsatz übertrieben wirkt.
Der 5-fache optische Zoom hat bei Nacht Problemchen. Wenn man es schafft, das Handy richtig ruhig zu halten, entstehen wunderschöne Nachtaufnahmen. Ohne Stativ tut man sich hier damit ziemlich schwer. Dennoch taugt das Tele bei Nacht für den einen oder anderen Schnappschuss in Zoom-Ästhetik.
Während die rückseitige Kamera das Nonplusultra darstellt, fällt die Selfie-Kamera ziemlich enttäuschend aus. Im Vergleich mit anderen Highend-Smartphones liegt die Qualität der Frontkamera nur im Durchschnitt - auch bei den Porträts.
Brauchbare Videoqualität
Bei der Videoqualität holt Xiaomi ständig auf, kann aber dem iPhone 15 Pro Max nicht das Wasser reichen. Wenn die Kamera nicht bewegt wird, gibt es an der Videoqualität eigentlich nichts auszusetzen. Schwenkt man das Smartphone oder bewegt sich während einer Aufnahme damit, dann kommt das Bildrauschen negativ zu tragen.
Der Stabilisator funktioniert gut und verschafft dem Clip einen ruhigen und smoothen Eindruck. Allerdings geht die Stabilisierung zulasten der Videoqualität, die relativ stark darunter leidet.
Die KI-Tools
Kommen wir zum Foto-Editor: Die gängigen Tools sind ohnehin vorhanden. Bei den Kreativwerkzeugen, die zum Teil angeblich auf eine KI zurückgreifen, hat Xiaomi ebenso aufgeholt. Beim Wegradieren von störenden Objekten kann Xiaomi aber nicht mit der Galaxy AI von Samsung oder den Google Pixel Phones mithalten.
Wie gut die KI-Tools funktionieren, hängt maßgeblich von der Szenerie ab. Insofern lohnt sich ein Blick in den Foto-Editor auf alle Fälle. Bei manchen Aufnahmen können die verschiedenen Werkzeuge tatsächlich hilfreich sein.
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Der Akku
Der Akku des Xiaomi 14 Ultra hat eine Kapazität von 5.000 mAh und kann kabelgebunden besonders rasch mit bis zu 90 Watt aufgeladen werden. Kabellos sind es 80 Watt. Der Kameragriff erhöht die Akkukapazität um weitere 1.500 mAh.
Besonders lange hält der Akku dennoch nicht durch. Hier kann höchstens von einer durchschnittlichen Akkulaufzeit gesprochen werden. Ich würde sogar behaupten, dass viele andere Spitzenklasse-Smartphones länger mit einer Akkuladung durchkommen als das Xiaomi 14 Ultra.
Fazit
Wenn für ein Smartphone die Bezeichnung Highend-Gerät zutrifft, dann für das Xiaomi 14 Ultra. Die meisten Spezifikationen sind auf die Spitze getrieben und wissen nicht zu enttäuschen - bis auf den Akku und die Frontkamera.
Der Leica-Schriftzug an der Kamera steht für eine besonders hohe Bildqualität. Das Branding hält, was es verspricht: Die Fotos sind nahezu makellos und extrem hochwertig - egal ob Weitwinkel, optischer Zoom, Hauptkamera, Porträtmodus oder Nachtaufnahme.
Das Photography Kit bringt die Haptik der Kompaktkameras zurück. Wirklich alltagstauglich fand ich das Zubehör allerdings nicht. Ich habe mich bereits an den Smartphone-Formfaktor gewöhnt, sodass ich einen solchen Kameragriff mit seinen Bedienelementen absolut nicht vermisse.
Insofern sehe ich das Photography Kit als Gimmick, das kein Schnäppchen ist. 199 Euro will Xiaomi für das Kamerazubehör. Dafür erhält man einen kleinen Hauch von Leica-Feeling.
Das Xiaomi 14 Ultra selbst ist ebenfalls nicht günstig. Der Preis im offiziellen Xiaomi-Webshop liegt bei 1.499 Euro. Über Preisvergleichsplattformen wird das Xiaomi-Flaggschiff für 1.189 Euro angeboten - hier auf Amazon.
Xiaomi 14 als Alternative
Wer eine ähnlich gute Kamera haben möchte und auf das Photography Kit verzichten kann, sollte sich das Xiaomi 14 ansehen. Es hat weitgehend dieselbe Ausstattung wie das Ultra-Modell. Zu den größten Abstrichen gehört der Verzicht auf den 5-fachen optischen Zoom und den 1''-Type Bildsensor.
Dafür ist das Xiaomi 14 günstiger: Auf Preisvergleichsplattformen ist die 512-GB-Version bereits für 785 Euro gelistet. Auf Amazon wird das Xiaomi 14 zu einem ähnlichen Preis angeboten.
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