Das Pumpspeicherkraftwerk am Meer
Start-up entwickelt Pumpspeicherkraftwerk, aber im Meer
Sonne und Wind sind Energielieferanten, die es ermöglichen, Strom günstig und im Überfluss zu produzieren. Dafür muss die Sonne aber scheinen und der Wind wehen. Weil das nicht immer der Fall ist, zumindest nicht in nennenswertem Ausmaß, braucht es Optionen, um Energie zu speichern, wenn sie im Überschuss vorhanden ist.
Hier kommt Wasserkraft und im Speziellen eine neue Art von Pumpspeicherkraftwerk ins Spiel. Dieses nutzt die Tiefe des Meeres und wurde von dem italienischen Start-up “Sizable Energy” entwickelt. Das Unternehmen hat in einer Finanzierungsrunde 8 Millionen US-Dollar erhalten, wie electrek berichtet. Mit dem Geld soll die Anlage zur Marktreife gebracht werden.
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Das Pumpspeicherkraftwerk im Meer
Bei der Erfindung von Sizable Energy handelt es sich um ein Pumpspeicherkraftwerk, das aber im Gegensatz zu herkömmlichen Kraftwerken dieser Art, Offshore, also im Meer platziert wird. Es besteht aus einem Becken, das an der Oberfläche schwimmt und einem, das in einer Tiefe von rund 500 Metern am Meeresboden fixiert ist.
Das Becken des Pumpspeicherkraftwerks an der Oberfläche
© Sizable Energy
Dazwischen befindet sich ein Rohr, das die beiden Becken verbindet. In dem Rohr sind reversible Pump-Turbinen montiert, die Wasser von der Tiefe des Meeres an die Oberfläche pumpen und gleichzeitig Strom produzieren können, wenn Wasser nach unten fließt und die Turbinen antreiben.
Die reversiblen Pump-Turbinen
© Sizable Energy
Bei der beförderten Flüssigkeit handelt es sich nicht um gewöhnliches Meerwasser, sondern um eine Salzlake, also eine Mischung aus Salz und Wasser. Diese hat eine besonders hohe Dichte und ist damit schwerer als Meereswasser, was den Weg nach unten überhaupt erst ermöglicht.
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Wie Energie gespeichert wird
Angenommen, es geht besonders viel Wind. Dann ist der Strom günstig und die Energie kann genutzt werden, um die Salzlake mithilfe von Pumpen von der Tiefe an die Oberfläche zu transportieren. Wird Strom benötigt, zum Beispiel während einer Windflaute, lässt man die Salzlake wieder in die Tiefe zurück rinnen und treibt dabei die Turbinen an.
Die Anlage soll so Energie im Gigawattbereich speichern können. „Aus Sicht der Energiebilanz heben wir einen Salzblock an. Aber anstatt Kräne zu verwenden, lösen wir ihn auf und pumpen ihn, weil das einfacher und unkomplizierter ist“, sagt Manuele Aufiero, Co-Founder von Sizable Energy, gegenüber TechCrunch. Damit soll Energie besonders günstig gespeichert werden, vor allem dann, wenn das System mit Windkraftanlagen kombiniert werde. Denn so könnte man eine gemeinsame Stromleitung zum Festland nutzen.
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Der Unterschied zu Pumpspeicherkraftwerken an Land
Ein gewöhnliches Pumpspeicherkraftwerk an Land kann ebenfalls als Energiespeicher genutzt werden, wenn ein Überschuss an Sonnen- und Windenergie vorhanden ist. Dann wird die Energie genutzt und Wasser von einem tiefer gelegenen See in ein höher gelegenes Speicherbecken gepumpt. Wird Energie benötigt, fließt das Wasser wieder Richtung Tal, treibt die Turbinen an, mithilfe eines angeschlossenen Generators wird dann Strom erzeugt.
Solcher Kraftwerke sind nicht perfekt. Sie sind beispielsweise teuer, benötigen Platz und können je nach Umsetzung mit Umweltbedenken einhergehen. Das System von Sizable Energy braucht hingegen logischerweise kaum Platz an Land. Laut dem Unternehmen sei es kostengünstig umzusetzen und besteht aus leicht verfügbaren Materialien.
Tests bisher erfolgreich verlaufen
Das Pumpspeicherkraftwerk von Sizable Energy wurde im Kleinen bereits in einem Labor in den Niederlanden erfolgreich getestet. Jetzt soll eine Pilotanlage in Reggio Calabria, im Süden Italiens, im Meer erprobt werden.
Verlaufen auch diese Tests nach Plan, will das Start-up eine Multi-Megawatt-Anlage im Mittelmeer errichten. Ab 2026 sollen kommerzielle Anlagen an mehreren Standorten weltweit entstehen. Das System eigne sich vor allem für Küstenstädte.
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