ZTE Axon 10 Pro im Test: Stark mit gutem Akku
Das Hauptgeschäft des chinesischen Unternehmens ZTE ist eigentlich das Herstellen von Hardware für Mobilfunknetzwerke. In Österreich ist man auch beim 5G-Ausbau dabei, für den ZTE vom Mobilfunkanbieter Drei beauftragt wurde. Abgesehen davon stellt ZTE aber auch Handys her. Wirklich abheben konnte diese Geschäftssparte aber bislang noch nicht. Zahlenmäßig liegt ZTE weit abgeschlagen hinter Konkurrenten wie Samsung, Apple, Huawei oder Xiaomi. In Österreich ist der Anteil an ZTE-Handys so klein, dass der Hersteller in aktuellen Zahlen von Statcounter nicht einmal extra ausgewiesen wird.
Mit dem neuen Axon 10 will man nun verstärkt auf dem Radar der Handykäufer aufscheinen. Dazu kooperiert man nicht nur mit Mobilfunkern, sondern auch mit populären Elektro-Einzelhändlern. Das Handy selbst will mit High-End-Hardware zu einem attraktiven Preis und sehr reduziertem Android ohne nervige vorinstallierte Apps punkten. Wir haben das Smartphone, das seit Mitte Juni in Österreich verkauft wird, getestet.
Das Äußere und Ausstattung
Das Axon 10 Pro ist alles andere als kompakt. Mit seinem 6,47-Zoll-Display würde es bei anderen Herstellern schon als Plus-Modell (siehe etwa Galaxy S10+ mit 6,4 Zoll) durchgehen. Entsprechend fallen die Gehäuseabmessungen aus. Das Handy misst 159.2 x 73.4 x 7.9 mm. Dafür fällt das Gewicht mit 175 Gramm immerhin nicht allzu hoch aus.
Die Rückseite besteht laut ZTE aus Glas, fühlt sich in der Praxis aber mehr nach Kunststoff an, wozu auch das eher geringe Gewicht beiträgt. Dennoch: Die Verarbeitung bietet nur wenig Raum für Kritik. Es fallen keine übergroßen Spaltmaße auf, auch nach mehreren Wochen Nutzung nistete sich nirgends merkbar Staub ein. Ein Magnet für Fingerabdrücke ist das Axon 10 Pro aber dennoch.
Das Handy ist mit einem Dual-SIM-Slot ausgestattet, wobei der zweite Slot alternativ für microSD-Karten verwendet werden kann, um den Speicher zu erweitern. Ein Kopfhöreranschluss fehlt.
Display und Fingerabdrucksensor
Das große Display des Axon 10 Pro ist mit einem Tropfen-Notch für die Front-Kamera versehen, an den man sich schnell gewöhnt. Die maximale Auflösung liegt bei 1080 x 2340 Pixel, wodurch sich eine Pixeldichte von 398 Pixel per Inch (PPI) ergibt. Damit liegt das Handy gleichauf mit dem Huawei P30 Pro, allerdings hinter Samsungs Galaxy S10+ mit 522 PPi. In der Praxis ist die niedrigere Auflösung mit freiem Auge nicht wahrnehmbar. Sowohl Fotos als auch Text sind gestochen scharf.
Nicht völlig überzeugen kann mich die Farbdarstellung des Axon 10 Pro. Gerade bei suboptimalen Blickwinkeln rutscht die Anzeige in einen Grünton ab. Dramatische Auswirkungen auf mein Nutzungserlebnis hat dieser Umstand aber nicht. Blickt man (halbwegs) gerade auf das Display, sind die Farben satt, aber nicht zu intensiv. Bei der maximalen Helligkeit ist auch noch etwas Luft nach oben. Dennoch reicht sie aus, um auch bei strahlendem Sonnenschein noch genug auf der Anzeige zu erkennen.
Das Display birgt auch den Fingerabdrucksensor des Handys. Er liegt - wie bei anderen Spitzenmodellen - mittig auf dem unteren Viertel des Displays. Völlig anfreunden kann ich mich mit dieser Technologie nach wie vor nicht. Die Fehlerrate ist deutlich höher als bei den “richtigen” Sensoren ohne Display darüber. Zumindest hatte ich beim Axon den Eindruck, dass der Sensor eine Spur besser funktionierte als beim Galaxy S10. Die alternativ wählbare Gesichtserkennung bietet zwar weniger Sicherheit, funktioniert aber immerhin zumeist ebenfalls relativ zuverlässig. Mit Apples Face ID kann sie aber bei weitem nicht mithalten.
Leistung und Akku
Unter dem Display findet sich beim Axon 10 Pro durchwegs High-End-Hardware. Ein Snapdragon 855 mit Octa-Core-CPU samt Adreno 640 und sechs Gigabyte RAM sorgen aktuell bei keiner Anwendung für Leistungsengpässe.
Bemerkenswert gut ist die Akkuleistung des Axon-Geräts. Selbst auf Reisen mit umfangreicher Google-Maps- bzw. GPS-Nutzung und Hunderten Fotos ging mir tagsüber nicht der Strom aus. Am Ende dieser Tage waren sogar noch rund 30 Prozent Kapazität vom 4000mAh-Akku übrig.
Möglich wird das mit teilweise recht rigoros agierenden Stromsparfunktionen. Standardmäßig wird bei 50 Prozent Akku etwa ein Modus aktiviert, bei dem nur Apps im Vordergrund Netzwerkanwendungen verwenden können. Auch Standortdienste werden bei ausgeschaltetem Display deaktiviert.
Geht doch einmal der Strom aus unterstützt das Axon 10 Pro auch Fast Charging (Quick Charge 4+) und drahtloses Laden. Im Test hatte ich aber mit beiden Varianten kleinere Probleme. So rutschte das Handy aufgrund der Form und der glatten Rückseite fast immer von zwei verschiedenen Ladepads, die ich besitze. Und auch das Quick Charge aktivierte sich trotz Nutzung des beigelegten Netzsteckers ab und an nicht. Da ich ohnehin ausschließlich über Nacht laden musste, fiel aber dieser Umstand nicht ins Gewicht.
Kamera
Das Axon 10 Pro ist - wie auch andere aktuelle Spitzenmodelle - mit drei rückseitigen Kameras ausgestattet. Jene sind für unterschiedliche Brennweiten zuständig. Neben der 48-Megapixel-Hauptkamera finden sich in dem Handy noch Acht-Megapixel-Tele-Linse, die einem dreifachen optischem Zoom entspricht. Außerdem ist noch eine Ultraweitwinkel-Linse mit einem 20-Megapixel-Bildsensor vorhanden.
Insgesamt hat mich die Foto-Qualität des Axon 10 Pro im Test durchaus überzeugt. Alle drei Linsen liefern in ihrer Klasse ansehnliche Fotos. Besonders positiv ist mir die Qualität des optischen Zooms aufgefallen - gute Lichtverhältnisse vorausgesetzt.
Die Hauptkamera bietet eine Leistung, die auch mit dem Galaxy S10 mithalten kann. Beide Handys sind sich in einem Aspekt außerdem sehr ähnlich. So neigen beide Geräte dazu, Kontrast und bei der Sättigung künstlich etwas zu hoch ausfallen zu lassen. Andere aktuelle Spitzen-Handykameras - wie etwa Googles Pixel 3 bzw 3a - produzieren hier natürlichere Aufnahmen.
Zu erwähnen bleibt noch die Front-Kamera. Mit ihren 20 Megapixel liefert sie ebenfalls gute Ergebnisse
Software
ZTE hat sich beim Axon für eine minimal angepasst Variante von Android in der Version 9 entschieden. Optisch unterscheidet es sich im ersten Moment kaum von Stock Android. So hat man direkt auf dem Homescreen mit einem Wisch nach rechts Zugriff auf das ehemalige Google Now mit Artikel-Empfehlungen und Suchfeld bzw. Assistant.
Auch der Launcher ist Stock, genauso wie die Einstellungen oder andere Menüs. Auch hat sich ZTE mit hauseigenen Apps zurückgehalten. Vom Launcher, bishin zur Galerie-App oder Kamera greift man hier auf die Google-Standard-Apps zurück. Da jene den Hersteller-eigenen in der Regel sowieso überlegen sind, ein positiver Aspekt am Axon 10 Pro.
Fazit
Das ZTE Axon 10 Pro ist ein Handy, das es nicht nur am Papier, sondern auch in der Praxis mit den Spitzenmodellen der Konkurrenz aufnehmen kann. Leistung und Kameraqualität stimmen, auch bei der Verarbeitung oder beim Display gibt es kaum Schwächen.
Das Killer-Feature bleibt für mich die lange Akkulaufzeit. Die intelligent implementierten Energiesparfunktionen sorgen dafür, dass ich das standardmäßig eingepackte Power-Pack einfach zuhause liegen lassen kann. Selbst beim Einsatz im Urlaub und entsprechend intensiver Navigations- und Foto-Nutzung musste ich unterwegs nicht laden. Das lässt auch die unzuverlässige Quick-Charge-Funktion verschmerzen.
Die Optimierung hat auch ihren Preis, so kann es vorkommen, dass manche Apps - die auf Hintergrundaktivität angewiesen sind - nicht korrekt funktionieren, sofern man es ihnen nicht händisch erlaubt. So kann es also ab und an passieren, dass eine Push-Nachricht nicht ankommt, oder eine Standortbestimmung nicht funktioniert. Diesen Preis bezahle ich gerne dafür, dass mich das Handy wirklich immer ohne Steckdose durch den Tag bringt.
Positives gibt es auch über die Software zu sagen. Wenig Anpassungen und kaum Bloatware sind für mich in jedem Fall positiv. Abzuwarten bleibt, wie brav ZTE das Handy mit künftige Updates versorgen wird.
Insgesamt bietet da Handy für seinen Preis ein Paket, das sich sehen lassen und bei dem man ohne größere Bedenken zuschlagen kann.
Das Axon 10 Pro wird in Österreich zu einem Preis von 599 Euro verkauft. Erhältlich ist das Smartphone bei Drei, A1 und Magenta Telekom. Ohne Mobilfunker gibt es das Gerät bei Media Markt, Saturn, e-tec.at und electronic4you.
Pro
- Außergewöhnlich lange Akkulaufzeit
- Schnell
- Stock Android
- State-of-the-Art-Kamera
Contra
- Kein Klinkenstecker für Kopfhörer
- Display mit Luft nach oben