27 Gene bekommen wegen Microsoft Excel neue Namen
Aufgrund von Problemen im Tabellenkalkulationsprogramm Excel haben Forscher 27 Genen neue Namen gegeben. Zur genauen Zuordnung ist jedes der Zehntausenden Gene des menschlichen Erbguts mit einem alphanumerischen Code benannt. Bei der Verarbeitung in dem Microsoft-Programm führte genau dieser Code in einigen Fällen zu einem Durcheinander.
Beispielsweise lautete für das Gen "Membrane Associated Ring-CH-Type Finger 1" der Code ursprünglich "MARCH1". Als Forscher diese Daten in Excel luden, machte das Programm daraus kurzerhand die Datumsangabe "1. März". Grund ist eine Automatisierung des Programms, die im Einzelfall noch nachvollziehbar ist - bei der Verarbeitung von Hunderten von Genen stellte sie Wissenschafter aber vor Probleme, wie The Verge kürzlich berichtete. Laut einer Studie aus dem Jahr 2016 fanden sich in 3597 publizierten Forschungspapieren in rund einem Fünftel Excel-Fehler.
Automatische Erkennung als Problem
"Es ist richtig nervig", sagt Dezsö Módos, ein Biologe am Qadram Institute in Großbritannien. Excel-Fehler würden fast jedes Mal vorkommen, wenn sie als Biologen Forschungsergebnisse eingeben würden. "Excel ist das erste Tool, mit dem wir numerische Daten verarbeiten. Es ist sehr weit verbreitet und viele von uns nutzen es", so Módos.
Weil Excel es nicht ermöglicht, die automatische Erkennung einfach auszuschalten, müssen die Forscher nun zu drastischeren Methoden greifen und schlichtweg die Gene umbennen. Das für die Benennung zuständige HUGO Gene Nomenclature Committee (HGNC) in Cambridge erließ deshalb jetzt eine neue Richtlinie. Die Namen von 27 Genen wurden nun so geändert, dass sie für die Excel-Verarbeitung kompatibel sind. Das Gen mit dem Code "MARCH1" heißt künftig etwa "MARCHF1".
Nicht alle waren einverstanden
Laut Elspeth Bruford, Koordinatorin des HGNC, waren die meisten Forscher, die in dem Bereich arbeiten, bereits vorher über die Änderungen informiert. "Wir haben die Wissenschaftscommunities darum gebeten, unsere Vorschläge zu diskutieren und wir haben die Forscher, die zu diesen Genen publiziert hatten, über die Änderungen vorab informiert", so Bruford. Die Benennung von Genen sei sehr stark konsens-getrieben, ähnlich wie bei Updates in Wörterbüchern.
Die Umbenennung der Gene kam nicht überall gut an. Warum sei es einfacher, menschliche Gene umzubenennen als in Excel die automatische Erkennung abzudrehen? Warum müsse die Gen-Community nachgeben, so die Kritik. Auf eine Anfrage von The Verge hat Microsoft nicht reagiert. Bruford glaubt, dass es für Microsoft viel zu aufwendig sei. "Dabei handelt es sich um einen limitierten Use-Case in der Excel-Software und daher hat Microsoft wenig Anreize, hier einen signifikanten Wechsel bei den Features einzuführen, die von extrem vielen Menschen genutzt werden."