Science

Android-Handys erkennen Erdbeben, bevor sie euch treffen

Wenn es zu einem Erdbeben kommt, wäre es gut, schon vorher darüber Bescheid zu wissen. So könnte man sich rechtzeitig in Sicherheit bringen. 

Nun stellt sich heraus, dass das System “Android Earthquake Alerts” (AEA) mit herkömmlichen Erbeben-Warnsystemen mithalten kann. Das zeigten Forscher in einer in Science veröffentlichten Studie. 

Android-Smartphones als Lebensretter 

Kommt es zu einem Erdbeben, können uns seismische Netzwerke davor warnen. Doch in vielen Ländern fehlt die notwendige Infrastruktur dafür. Forscher aus den USA und Deutschland haben ein globales Erdbebenwarnsystem getestet, das auf Android-Smartphones verfügbar ist. 

Damit können die Smartphones seismische Aktivitäten erkennen und im Notfall Warnungen übermitteln. "Die weltweite Verbreitung der Smartphone-Technologie ermöglicht es den Menschen, sowohl in den wohlhabenden als auch in den weniger wohlhabenden Teilen der Welt, hochentwickelte Mess- und Warnfunktionen zu nutzen", heißt es von den Forschern. 

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70 Prozent der Smartphones sind Android-Smartphones

Die Beschleunigungssensoren in den Smartphones sind zwar langsamer als herkömmliche Messgeräte, dennoch können sie gefährliche Erdbeben erkennen. Laut der Studie sind 70 Prozent der Smartphones auf dem Planeten Android-Smartphones. Diese sind standardmäßig mit Erfassungs- und Alarmierungsfunktionen zur Erdbebenwarnung ausgestattet.

Von 2021 bis 2024 wurden mit dem AEA-System durchschnittlich 312 Erdbeben pro Monat in 98 Ländern erfasst. Diese wiesen eine Stärke zwischen 1,9 und 7,8 auf. Das System aber warnt Nutzerinnen und Nutzer von Android-Smartphones ab einer Stärke von 4,5

Im Laufe der Studie zeigte sich, dass 85 Prozent der Android-Nutzerinnen und -Nutzer, die eine Warnung erhalten haben, auch das Beben gespürt haben. 36 Prozent davon haben die Warnung vor dem Erdbeben erhalten. 

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Verschiedene seismische Wellen 

Das funktioniert, indem bei einem Erdbeben verschiedene Arten von seismischen Wellen vom Epizentrum des Bebens ausgestrahlt werden. P-Wellen sind beispielsweise schnell und schwach, während S-Wellen zerstörerischer und langsamer sind. Wie herkömmliche Erdbeben-Erkennungssysteme, können auch die Smartphones diese Wellen wahrnehmen. 

Ist das der Fall, sendet das Smartphone die Daten samt ungefährem Standort an Google-Server. Dort wird nach der seismischen Quelle gesucht und wenn sie mit ausreichender Sicherheit identifiziert werden konnte, wird eine Warnung verschickt. 

Menschen, die sich nicht direkt im Epizentrum des Bebens befinden, haben so einen Vorteil. Denn die Warnungen verbreiten sich schneller als die seismischen Wellen. Das gibt den Menschen Zeit, sich rechtzeitig in Sicherheit zu bringen. 

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Hohe Wirksamkeit 

"AEA zeigt, dass global verteilte Smartphones zur Erkennung von Erdbeben und zur Ausgabe von Warnungen in einem Umfang verwendet werden können, der mit der Wirksamkeit etablierter nationaler Systeme vergleichbar ist", schlussfolgern die Forscher. Das System könne als Ergänzung zu bestehenden nationalen Warnsystemen (EEW) gesehen werden. 

Den genauen Zeitpunkt eines Erdbebens kann man damit dennoch nicht vorhersagen. "Große Erdbeben sind nach wie vor die wichtigsten und schwierigsten für alle EEW-Systeme, und die globale Implementierung von AEA unterstützt die Bemühungen um eine bessere Erkennung durch schnelle, groß angelegte Datenerfassung und Rückmeldung an die Algorithmen", so die Forscher. 

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