Chinesische Rakete crashte mit geheimer Ladung auf dem Mond
Im Jahr 2015 wurde bei der Suche nach gefährlichem Weltraumschrott ein größeres Teil mit irdischem Ursprung entdeckt, das sich taumelnd in Richtung Mond bewegte. Ein Forscher*innenteam der University of Arizona hat es untersucht, um herauszufinden, worum es sich dabei handelt und woher es kommt. Wie es in einer Studie schildert, handelte es sich dabei um eine chinesische Raketenstufe, aber keine normale. Den Forscher*innen zufolge führte sie eine geheime Fracht mit. Der Abdruck, den das Objekt bei seinem Absturz auf dem Mond hinterließ, bestätigte die Vermutung.
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Ursprung in China
Zuerst dachte man, das Objekt auf dem Weg zum Mond sei Teil einer SpaceX Falcon 9 Rakete. Das Forscher*innenteam konstruierte ein eigenes Teleskop und untersuchte das Lichtsignal, welches das Objekt durch Reflexion des Sonnenlichts erzeugte. Eine Spektralanalyse ergab, dass es sich bei dem Objekt namens WE0913A aber um eine Raketenstufe der chinesichen Raumfahrtmission Chang'e 5-T1 handelte.
Die 2014 gestartete Rakete vom Typ Langer Marsch 3C brachte eine experimentelle Sonde ins All, die für Tests im Vorfeld zur Mondlandemission Chang'e 5 gedacht war. Die Raketenstufe setzte die Sonde mit Kurs Mondorbit aus und wurde danach sich selbst überlassen. Kein unübliches Vorgehen, aber die Bewegung der Raketenstufe erschien den Forscher*innen merkwürdig.
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Rotationsschwerpunkt anders als üblich
Normalerweise hat die ausgebrannte oberste Raketenstufe einer Langer Marsch 3C einen tiefen Schwerpunkt aufgrund des Gewichts ihrer Triebwerke. Die Lichtsignale deuteten auf eine Drehung des Objekts hin, allerdings mit einem viel höheren Schwerpunkt. Es musste also ein Gegengewicht zu den zwei Triebwerken geben, die insgesamt über eine Tonne wiegen.
Zwei Krater als Beweis
Worum es sich bei diesem Gewicht gehandelt haben könnte, ist unklar, weil die chinesische Weltraumagentur dazu keine Informationen preisgibt. Als das Objekt im März 2022 auf der erdabgewandten Seite des Mondes einschlug, war jedenfalls klar, dass es eine geheime Fracht am oberen Ende der Raketenstufe gegeben haben muss. Beim Aufprall entstanden zwei Krater - etwas, das bei normalen Raketenstufen-Crashs am Mond nicht geschieht. Die Krater wurden vom Mond-Satelliten Lunar Reconnaissance Orbiter entdeckt.
Der an der Studie beteiligte Doktoratsstudent Tanner Campbell sagt: "Klarerweise haben wir keine Idee, was das gewesen sein könnte - vielleicht eine zusätzliche Stützstruktur, oder zusätzliche Instrumente, oder etwas anderes. Wir werden es wahrscheinlich nie erfahren."