Strawberry Moon rises in Matraverebely
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Science

China möchte Teleskop-Konstellation im Mondorbit errichten

Die von der Erde abgewandte Seite des Mondes ist besonders ruhig, was Funksignale von der Erde und anderswo im Sonnensystem anbelangt. Chinas Weltraumagentur CNSA will diesen Umstand nutzen, um mit Satelliten besonders weit in den Weltraum hinein zu lauschen und Radiowellen aufzuspüren, die aus dem dunklen Zeitalter nach dem Urknall stammen. Anstatt auf der Oberfläche wollen sie ein mehrteiliges Teleskop im Orbit um den Mond platzieren.

Acht Töchter, eine Mutter

Das Projekt Hongmeng sieht insgesamt neun Satelliten vor, wie CNSA-Astronom Xuelei Chen unlängst bei der Astronomy From the Moon Konferenz verriet. Acht "Töchter"-Satelliten sollen Radiosignale einfangen und an einen neunten "Mutter"-Satelliten schicken, der sie sammelt und zur Erde überträgt.

"Es gibt eine Menge Vorteile, das im Mondorbit zu machen anstatt auf der Oberfläche, weil es technisch einfacher ist", wird Chen von Space.com zitiert. "Man braucht nicht landen und etwas aufbauen. Die Umlaufzeit beträgt 2 Stunden. Das macht es viel einfacher, Solarenergie zu nutzen. Wenn du während der Mondnacht auf der Oberfläche arbeiten willst, musst du Strom für fast 14 Tage speichern."

"Das letzte elektromagnetische Fenster"

Die Satelliten sollen Radiowellen mit einer Wellenlänge von 10 Meter oder mehr bei Frequenzen unter 30 Megahertz einfangen. Dieser Wellenlängebereich ist bisher nur sehr wenig erforscht, bedingt durch die Absorption der Wellen durch die Erdatmosphäre. "Es ist ein fast leerer Teil des elektromagnetischen Spektrums. Deshalb wollen wir dieses letzte elektromagnetische Fenster zum Universum öffnen", sagt Chen.

Neben dem Signal von lichtundurchlässigem Wasserstoff-Dunst auf dem dunklen Zeitalter sollen noch andere Dinge durch das Hongmeng-Projekt enthüllt werden, etwa Magnetosphären von Exoplaneten. "Wenn wir ein neues Fenster aufmachen, werden wir wahrscheinlich einige interessante Objekte entdecken", ist Chen überzeugt.

Mehr lesen: Teleskop soll sich im All selbst zusammensetzen und Exoplaneten fotografieren

Errichtung bis 2026

Einen Vorgeschmack darauf, was mit den Hongmeng-Teleskopen gelingen soll, wollte China mit den Mikrosatelliten Longijang 1 und Longijang 2 bieten. Sie wurden an Bord der Chang'e 4 Mission zum Mond mitgenommen. Longijang 1 gelang es allerdings nicht, in den Mondorbit einzuschwenken.

Longijang 2 umkreiste den Mond eine Zeit lang und zeigte der CNSA durch seine Messdaten, dass die erdabgewandte Seite des Mondes einen idealen Ort für diese Art der Beobachtung darstellt. Bis 2026 soll das Hongmeng-Projekt umgesetzt werden.

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