Science

Merkwürdige Sternenbeben in unserer Milchstraße entdeckt

Die europäische Weltraumagentur hat den neuesten Datensatz des Gaia-Weltraumteleskops veröffentlicht. Damit wurde die bisher genaueste und vollständigste Karte unsere Milchstraße weiter verbessert. Dabei hat Gaia seltsame Sternenbeben entdeckt.

Sternenbeben sind winzige Bewegungen auf der Sternoberfläche. Bisher konnte Gaia nur erkennen, wenn ein Stern größer und kleiner wird. Im neuen Datensatz konnten Forscher*innen aber auch erkennen, wenn die Sterne ihre Form ändern.

Die Beben wurden bei Tausenden von Sternen nachgewiesen - auch bei solchen, die nach derzeitigem Wissenstand eigentlich gar keine Sternenbeben haben sollten. "Wir nutzen Sternenbeben, um mehr über ihr Innenleben zu verstehen. Gaia ist eine Goldgrube für die ‚Asteroseismologie‘ massereicher Sterne“, sagt Conny Aerts von der KU Leuven in Belgien.

Eigentlich wurde Gaia nicht dafür gebaut, Sternenbeben zu finden. Laut Aerts ist das Teleskop aber ein "Champion" darin, die Beben zu finden. Je länger die Gaia-Mission aber läuft und je mehr Daten über Sterne gesammelt werden, desto besser kann die Sonde solche Sternenbeben erkennen, erklärt Aerts.

DNA der Sterne

Außerdem fanden die Wissenschaftler*innen neue Informationen über die Zusammensetzung der Sterne heraus. Daran lässt sich ablesen, wo sie entstanden sind und wie sie sich durch das Universum bewegen. 

Mit dem Urknall sind zunächst nur leichte Elemente wie Wasserstoff und Helium entstanden. Schwere Elemente (Metalle) hingegen entstehen im Inneren von Sternen. Sterben diese Sterne, geben sie diese "Schwermetalle" ins interstellare Medium ab. Daraus entstehen dann wieder neue Sterne. Deren chemische Zusammensetzung funktioniert dann wie DNA und verrät mehr über ihre Herkunft. 

Hier ist eine Auswahl der Sterne der Milchstraße zu sehen. Die Farbe zeigt die Metallizität des Sterns an. Die rötlich gezeigten Sterne enthalten mehr Metalle. 

Zugezogene Sterne

So konnte Gaia herausfinden, dass Sterne nahe dem Zentrum unserer Galaxie mehr dieser Metalle enthalten, als weiter außen gelegene. Außerdem konnte das Teleskop so Sterne identifizieren, die aus anderen Galaxien in die Milchstraße "gezogen" sind. 

„Diese Vielfalt ist extrem wichtig, denn sie verrät uns die Geschichte der Entstehung unserer Galaxie. Sie offenbart die Migrationsprozesse innerhalb unserer Galaxie und die Akkretion aus externen Galaxien. Dies zeigt auch deutlich, dass unsere Sonne und wir alle Teil eines sich ständig verändernden Systems sind, das durch die Zusammenführung von Sternen und Gas unterschiedlicher Herkunft entstanden ist“, sagt Alejandra Recio-Blanco vom Observatoire de la Côte d'Azur in Frankreich, die Mitglied von des Gaia-Konsortiums ist. 

Die dunklen Stellen zeigen Bereiche, die sich auf uns zubewegen, die hellen Stellen bewegen sich von uns weg

Geschwindigkeit von 30 Millionen Objekten

Gaia kartografiert seit 2013 unsere Milchstraße. Mit der Veröffentlichung des 3. großen Datensatzes wird auch die Geschwindigkeit von Sternen verdeutlich und gezeigt, ob sie sich auf uns zu oder von uns wegbewegen. Diese sogenannte "Radialgeschwindigkeit" zeigt, wie sich die etwa 30 Millionen erfassten Objekte in der Milchstraße bewegen.

 

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Franziska Bechtold

frau_grete

Liebt virtuelle Spielewelten, Gadgets, Wissenschaft und den Weltraum. Solange sie nicht selbst ins Weltall kann, flüchtet sie eben in Science Fiction.

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