Studie: Fröhliche Musik kann gegen Reisekrankheit helfen
Kinetose, landläufig als Reisekrankheit bekannt, beginnt oft schleichend mit Gähnen und Müdigkeit, später kommt kalter Schweiß und ein flaues Gefühl im Magen dazu. Im schlimmsten Fall folgen Schwindel, Übelkeit und Erbrechen – man fühlt sich einfach elend.
Ausgelöst wird das Ganze durch Störungen des Gleichgewichtssinns. Wenn man etwa als Beifahrer im Auto auf einer kurvigen Straße unterwegs ist und ein Buch liest, passen die Sinneseindrücke nicht zusammen: Das Gleichgewichtsorgan nimmt die Bewegung wahr, die Augen aber nicht.
Ein chinesisches Forschungsteam hat nun in einer kleinen Pilotstudie untersucht, wie sich Musik auf die Symptome der Kinetose auswirkt. Demnach kann die passende Playlist tatsächlich helfen.
Gehirnaktivität gemessen und mit Kinetose korreliert
Das interdisziplinäre Team mit Expertinnen und Experten aus Musikwissenschaft, Maschinenbau, Physiologie und Psychologie hat 30 Probandinnen und Probanden einer simulierten Autofahrt ausgesetzt. Diese saßen dafür auf einem Computerspiel-Fahr-Simulator und „fuhren“ durch 10 verschiedene mindestens 5 Minuten lange Strecken im Spiel Forza Horizon 5. Dabei wurde mittels EEG ihre Gehirnaktivität gemessen.
So konnten sie ein KI-Modell trainieren, Kinetose anhand der EEG-Daten zu erkennen. Bisher wurden die Beschwerden anhand von subjektiven Fragebögen und physiologischen Messungen erforscht.
„Fröhliche“ Musik hilft am besten
Die Probandinnen und Probanden wurden in 6 Gruppen unterteilt, 4 davon bekamen jeweils eine Minute unterschiedlicher Musik vorgespielt, nachdem sie durch die Fahrsimulation Kinetose-Symptome verspürt hatten. Zur Auswahl standen nicht näher beschriebene „fröhliche“, „traurige“, „ergreifende“ und „sanfte“ Musik.
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Die subjektive Wahrnehmung der Betroffenen sowie die EEG-Ergebnisse zeigten, dass fröhliche, sanfte und ergreifende Musik Symptome besser lindert, als einfach nichts zu tun. Traurige Musik sorgte dafür, dass die Kinetose länger anhielt. Die Forscherinnen und Forscher nehmen an, dass letztere das Unbehagen durch emotionale Resonanz verstärkt.
Begrenzte allgemeine Gültigkeit
Nachdem die Studie einerseits in einem Szenario stattfand, das tatsächliche Reisekrankheit nur grob simuliert, und andererseits nur wenige Teilnehmerinnen und Teilnehmer hatte, sind die Ergebnisse begrenzt auf alltägliche Kinetose übertragbar. Weiters ist nicht erklärt, was fröhliche oder sanfte Musik genau meint. Die Forscherinnen und Forscher wollen die Zusammenhänge in Zukunft noch genauer erforschen.
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Dass es einen Zusammenhang gibt, deutet auch eine japanische Studie vom März dieses Jahres an: Sie zeigte, dass Betroffene, die sich eine Minute lang einen tiefen 100-Hertz-Ton anhörten, anschließend weniger Gleichgewichtsstörungen und Übelkeit verspürten.
Für Menschen, die an leichter Reisekrankheit leiden, könnte es sich also lohnen, Musik als Gegenmittel auszuprobieren. Hauptsache, die Playlist ist nicht traurig.